E-Perso und Gesundheitskarte Warum der digitale Deutsche noch Zeit braucht

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Das Interesse ist nicht das Problem

Handfeste Zahlen liefern bislang lediglich die Software-Downloads: Nachdem die erste „AusweisApp“ für ihre komplizierte und unpraktische Handhabung vielfach kritisiert worden war, entwickelte die Softwarefirma Governikus – spezialisiert auf E-Government und E-Justice – im Auftrag des Innenministeriums die „AusweisApp2“. Seit 1. November 2015 können Bürger die neue Software zur E-Perso-Nutzung kostenlos downloaden. Die wiederum wird von Experten gelobt, ist aber seit ihrem Start bis zum 3. Juli 2015 bislang nur von etwas mehr als 200.000 Nutzern heruntergeladen worden. Bei 11 Millionen potenziellen Nutzern, die die eID aktiviert haben eine "überschaubare“ Zahl, räumt Governikus-Sprecherin Petra Waldmüller-Schantz ein, aber man sehe einen "kontinuierlichen Anstieg" der Nutzerzahlen - immerhin ein Lichtblick.

Dabei ist der Ansatz des digitalen Personalausweises im Grunde ja kein schlechter – im Gegenteil! In einer Welt, in der immer mehr online passiert und wir auch unsere Steuererklärung über ein Online-Verfahren übermitteln können – Stichwort Elster – sollte es denkbar normal sein, dass wir uns auch digital ausweisen. Anträge bei Behörden, Kontoeröffnungen oder der Altersnachweis bei der Online-Videothek könnten via Internet möglich und viel unkomplizierter sein, denn auch Versicherungen wie Allianz, HUK oder KKH lassen die eID zu. Die Mehrheit der Deutschen scheint diese Vorteile aber nicht zu sehen oder nicht zu kennen. Oder werden sie schlichtweg ignoriert? Ist der „digitale Deutsche“ vielleicht noch gar nicht so weit?

Sicherheitsstandards ausreichend

Experten machen gleich mehrere Probleme für die geringe Nutzung verantwortlich – das fehlende Interesse der Deutschen an der Digitalisierung scheint es aber definitiv nicht zu sein. „Es sind teilweise fehlende Informationen, Desinformationen, fehlende Anwendungsmöglichkeiten und Hürden wie beispielsweise zusätzliche Hardware“, sagt Waldmüller-Schantz.

Sicherheitstechnisch braucht der Bürger dem elektronischen Personalausweis gegenüber eigentlich keine Bedenken haben. Da sind sich die meisten Experten einig – insbesondere im Vergleich zu der bislang gängigen Methode, sich lediglich über Nutzernamen und Passwort zu identifizieren, bietet die eID laut Innenministerium einen deutlich sichereren Weg an.

Was die elektronische Gesundheitskarte können soll

Das bestätigt Pablo Mentzinis vom Digitalverband Bitkom: „Durch die physische Kontrolle mit der Karte kann man sich im Grunde jederzeit sicher sein, wie bei einem Schlüssel – es kommt niemand rein und es kann sich niemand für mich ausgeben.“ Denn nur wer Ausweis und PIN hat, kann die eID erfolgreich nutzen. Die größere Gefahr sei letztendlich der eigene Computer: Wer Firewall und Virenschutz aktuell aber halte, minimiere das Risiko, so das Innenministerium.

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