Landwirtschafts-Trend Roboter
Ein ähnlicher Dualismus von Technik und Unfreiheit herrscht in der einst autarken Landwirtschaft: Längst vorbei sind die Zeiten, in denen der Bauer als sein eigener Herr über Feld und Hof schritt. Computerisierte Agrartechnik, patentierte schädlingsresistente Pflanzen, GPS-gesteuertes Precision Farming, Ernteroboter und stetig steigende Ernteerträge stehen auf der Sonnenseite der agrartechnischen Innovation – aber hohe Schuldenlast und finanzielle Abhängigkeit von Herstellern des patentierten Saatgutes auf ihrer Schattenseite. Auch die Landwirte zahlen also – aus freiem Entschluss und nüchternem Kalkül – den Preis für den technischen Fortschritt mit einem Stück individueller Freiheit.
Selbst in der Medizin gibt es den Fortschritt nicht umsonst: Noch nie seit Hippokrates hatten die Ärzte im Kampf gegen Krankheit und Sterblichkeit ein so raffiniertes technisches Arsenal zur Hand wie heute. Dank neuer medizin- und pharmatechnischer Entwicklungen springen immer mehr Patienten dem Tod von der Schippe, nimmt die durchschnittliche Lebenserwartung in industrialisierten Ländern seit Jahrzehnten kontinuierlich zu.
Doch der perfide Nebeneffekt der technischen Innovation ist, dass viele Krankenhäuser unter der Investitionslast der neuen Technik kollabieren und dass medizinische Intensivpflege fast unbezahlbar wird. Schlimmer noch: Vor lauter Fortschritt sind immer mehr schwerstkranke Menschen gegen ihren Willen in ihrem siechen Körper gefangen: vernabelt und verkabelt mit Maschinen, Monitoren und Computern, die sie künstlich am Leben halten.
Die letzte Freiheit im Leben – in Ruhe sterben zu dürfen – muss sich der Patient heute im Voraus per Verfügung verbriefen lassen. Sonst wird auch sie ihm durch eine perfekt empathiefreie lebensverlängernde Medizin geraubt.
Doch nirgendwo tritt das Freiheits-Paradox so krass zutage wie in der Informations- und Kommunikationstechnik, die heute vom Lebensnotwendigen bis zum Überflüssigen, vom Banalen bis zum Metaphysischen sämtliche Lebensbereiche durchdringt und unsere Freiheiten dabei auf vielfältige und verzwickte Weise beschneiden kann. Ohne die etablierte Informationsinfrastruktur wären Gesellschaften lahmgelegt, könnten Regierungen, Volkswirtschaften, Verkehrssysteme, Bildungseinrichtungen oder Armeen nur noch rudimentär funktionieren, wäre Zivilisation, wie wir sie kennen, nicht mehr möglich.
Längst ist die Abhängigkeit von Computern, Servern, Datenbanken und Kommunikation so unausweichlich geworden, dass das öffentliche wie auch das private Leben regelrecht in Bits und Bytes eingesülzt ist. Es gibt kein Zurück in den analogen Lebensmodus. Eine Welt ohne Informationstechnik ist heute so schwer vorstellbar geworden wie eine ohne Energie-Ressourcen.
Doch welcher Preis wird dann für so viel Abhängigkeit fällig? Eine klare Antwort kam im letzten Sommer aus Washington. Zug um Zug machten immer neue Enthüllungen und Schockmeldungen über die weltweite heimliche Datenüberwachung durch die amerikanische National Security Agency (NSA) deutlich, dass die Vertraulichkeit und Sicherheit der Daten im Netz ungeachtet von Passwörtern und vermeintlich sicherer Verschlüsselung nichts als eine fromme Illusion ist. Die persönlichen Informationen, die wir in die viel gepriesene und ach so praktische Daten-Cloud auslagern, könnten wir geradeso gut gleich zu den NSA-Servern hochladen.