Filmbranche Wie digitale Superhelden das Kino verändern

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Ende der Mammutlogistik

Red-Digitalkamera Quelle: Columbia Pictures Industries, Inc.

Ab Ende dieses Jahres setzt sich die Mammutlogistik wegen der sinkenden Nachfrage nur noch in Berlin in Gang. Denn dort legt Cinepostproduction ihre Kopierwerke aus Hamburg, München und Köln zusammen. 67 Mitarbeitern verlieren deshalb ihren Arbeitsplatz. Die 30 Jahre alten Kopiermaschinen landen auf dem Schrott. Und statt Transportern halten am Kopierwerk in Hamburg nur noch Pkws, die Festplatten mit dem Rohmaterial anliefern und den fertigen Film auf Speichern wieder abholen. Das Rohmaterial bearbeiten Softwareentwickler und Grafiker nur noch digital.

Ähnlich ist die Entwicklung beim zweiten großen deutschen Kopierer Arri Film, der sich künftig in seinem Münchner Kopierwerk auf die digitale Bearbeitung konzentriert.

Besonders den Verleihern spart die neue Technik Geld. Sie bezahlten bisher die teuren Filmkopien und transportierten sie in die Kinos. Je Stück lag der Lieferpreis bei rund 1000 Euro – mit der Digitaltechnik sind es nur noch rund 200 Euro. Pro Filmstart kommen schnell mehrere Hunderttausend Euro Ersparnis zusammen.

Bedarf an der alten Technik besteht überhaupt nur deshalb noch, weil nur etwa die Hälfte der rund 4600 Kinosäle in Deutschland digitale Filme zeigen kann.

Die größten Kinobetreiber Deutschlands
CinestarNach Schätzung des Branchenexperten Thomas Pintzke von der Beratungsfirma rmc medien consult kommt die Cinestar-Gruppe auf einen Marktanteil von 18 bis 20 Prozent in Deutschland. Die Gruppe betreibt in Deutschland 74 Kinos an 61 Standorten und zeigt Filme auf mehr als 500 Leinwänden. Quelle: dpa
Cineplex-GruppeDie Cineplex-Gruppe ist ein Sonderfall: In ihr haben sich viele unabhängige  Kinobetreiber mit insgesamt 86 Kinos zusammengeschlossen, die mit einem  gemeinsamen Label auftreten und bei Einkauf und Beschaffung kooperieren. Gemeinsam kommen die Kinos auf rund 470 Leinwände. Quelle: Screenshot
CinemaxxDer einzige börsennotierte Kinobetreiber aus Deutschland und jüngst Übernahmeziel der britischen Vue-Gruppe. Mit einem geschätzten Marktanteil von 10 bis 12 Prozent erreicht Cinemaxx den dritten Platz der deutschen Kinoketten. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 200 Millionen Euro und erwirtschaftete nach Steuern 19 Millionen Euro Gewinn. Quelle: dpa
UCI KinoweltUCI Kinowelt ist der deutsche Ableger des nach eigenen Angaben größten Kinobetreibers in Europa. 23 Kinos mit mehr als 200 Leinwänden bilden hierzulande die Kinowelt. Quelle: Presse
KinopolisMit einer Unternehmensgeschichte von mehr als 100 Jahren gehört Kinopolis zu den Urgesteinen auf dem deutschen Kinomarkt. Mit einem geschätzten Marktanteil von acht bis zehn Prozent reiht sich der Kinobetreiber auf Platz fünf hinter seinen Konkurrenten ein. Das Familienunternehmen aus Darmstadt betreibt Kinos an 16 Standorten und mit rund 27.500 Sitzplätzen in Deutschland. Quelle: dpa

Verleiher sparen Millionen

Die Umrüstung ist teuer: Rund 65 000 Euro werden pro Saal für den schreibtischgroßen Digitalprojektor und Zubehör fällig. „Die Kinos haben durch die Umrüstung enorme Investitionskosten, ohne dass sie die Eintrittspreise erhöhen können“, sagt Eva Matlok, die bei der deutschen Filmförderungsanstalt für die Digitalisierung zuständig ist.

Vor allem große Kinos haben die neue Technik schon installiert und dafür bisher rund 140 Millionen Euro ausgegeben. Aber auch kleine und mittelständische Filmhäuser rüsten jetzt mithilfe von Kultusministerium, Ländern und Filmverleihen auf. Der Staat gibt dabei 35 Millionen Euro, die privaten Verleiher 20 Millionen.

Ein Problem der Digitalrevolution bleibt aber ungelöst: Ein Film auf Zelluloid oder Polyester hält bei richtiger Lagerung Jahrzehnte. Digitale Filmkopien dagegen müssen, um wirklich sicher zu sein, alle zwei Jahre auf neue Speicher kopiert werden, prophezeien Experten. Momentan wäre das bei der Masse an Filmen schlicht zu teuer.

Soviel Freude der neue digitale Spiderman den Zuschauern macht – den Archivaren wird die jüngste Version des Spinnenabenteuers aus Hollywood noch viel Arbeit bereiten.

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