Ab Ende dieses Jahres setzt sich die Mammutlogistik wegen der sinkenden Nachfrage nur noch in Berlin in Gang. Denn dort legt Cinepostproduction ihre Kopierwerke aus Hamburg, München und Köln zusammen. 67 Mitarbeitern verlieren deshalb ihren Arbeitsplatz. Die 30 Jahre alten Kopiermaschinen landen auf dem Schrott. Und statt Transportern halten am Kopierwerk in Hamburg nur noch Pkws, die Festplatten mit dem Rohmaterial anliefern und den fertigen Film auf Speichern wieder abholen. Das Rohmaterial bearbeiten Softwareentwickler und Grafiker nur noch digital.
Ähnlich ist die Entwicklung beim zweiten großen deutschen Kopierer Arri Film, der sich künftig in seinem Münchner Kopierwerk auf die digitale Bearbeitung konzentriert.
Besonders den Verleihern spart die neue Technik Geld. Sie bezahlten bisher die teuren Filmkopien und transportierten sie in die Kinos. Je Stück lag der Lieferpreis bei rund 1000 Euro – mit der Digitaltechnik sind es nur noch rund 200 Euro. Pro Filmstart kommen schnell mehrere Hunderttausend Euro Ersparnis zusammen.
Bedarf an der alten Technik besteht überhaupt nur deshalb noch, weil nur etwa die Hälfte der rund 4600 Kinosäle in Deutschland digitale Filme zeigen kann.
Verleiher sparen Millionen
Die Umrüstung ist teuer: Rund 65 000 Euro werden pro Saal für den schreibtischgroßen Digitalprojektor und Zubehör fällig. „Die Kinos haben durch die Umrüstung enorme Investitionskosten, ohne dass sie die Eintrittspreise erhöhen können“, sagt Eva Matlok, die bei der deutschen Filmförderungsanstalt für die Digitalisierung zuständig ist.
Vor allem große Kinos haben die neue Technik schon installiert und dafür bisher rund 140 Millionen Euro ausgegeben. Aber auch kleine und mittelständische Filmhäuser rüsten jetzt mithilfe von Kultusministerium, Ländern und Filmverleihen auf. Der Staat gibt dabei 35 Millionen Euro, die privaten Verleiher 20 Millionen.
Ein Problem der Digitalrevolution bleibt aber ungelöst: Ein Film auf Zelluloid oder Polyester hält bei richtiger Lagerung Jahrzehnte. Digitale Filmkopien dagegen müssen, um wirklich sicher zu sein, alle zwei Jahre auf neue Speicher kopiert werden, prophezeien Experten. Momentan wäre das bei der Masse an Filmen schlicht zu teuer.
Soviel Freude der neue digitale Spiderman den Zuschauern macht – den Archivaren wird die jüngste Version des Spinnenabenteuers aus Hollywood noch viel Arbeit bereiten.