Filmbranche Wie digitale Superhelden das Kino verändern

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Radikale Veränderung zwischen Set und Kino

Alte Filmklassiker, neu erfunden
Die Universal Studios feiern ihren 100. Geburtstag. Zum Ehrenfest überarbeitet das Filmstudio dreizehn seiner größten Klassiker. Das gesamte Jahr über sollen alte Filme in neuem Glanz auf Blu-Ray erstrahlen. Quelle: ap
Die Vögel, 1963Alfred Hitchcock's Horrorklassiker darf in der Liste der restaurierten Filme natürlich nicht fehlen. Die Geschichte um attackierende Vögel zählt neben „Psycho“ und „Der unsichtbare Dritte“ zum Spätwerk des gefeierten Regisseurs. In dem Film greift eine Schar von Vögeln aus unerklärlichen Gründen Menschen an. Wie in den meisten seiner Filme hat Hitchcock auch in „Die Vögel“ einen Kurzauftritt: Er kommt mit zwei Hunden an der Leine aus dem Tiergeschäft, in dem die Handlung beginnt. Quelle: picture-alliance
Im Westen nichts Neues, 1930Der Anti-Kriegsroman des deutschen Schriftstellers Erich Maria Remarque kam gleich in zwei Versionen in die Kinos: als Stummfilm und als Tonfilm. Der Tonfilm soll jetzt in neuen Farben glänzen. In der Verfilmung spielt Lew Ayres den Gymnasiasten Paul Bäumer, der im ersten Weltkrieg die Grauen des Schlachtfelds erleben muss. Bei den Oscars 1930 erhielt „Im Westen nichts Neues“ die Auszeichnung für den Besten Film. Quelle: picture-alliance
Schindlers Liste, 1993Oskar Schindler beschäftigte in der Nazizeit 1.200 Juden in seinem Rüstungsunternehmen und rettete sie damit vor dem Tod. Seine Geschichte hat Steven Spielberg 1993 mit Liam Neeson (l.) in der Hauptrolle verfilmt. Der Klassiker ergatterte sieben Oscars, unter anderem als „Bester Film“, für die „Beste Regie“ und für den „Besten Hauptdarsteller“. Auch deshalb soll der Streifen demnächst auf Blu-Ray erscheinen. Quelle: dpa
Der weiße Hai, 1975Ein weiterer Klassiker von Steven Spielberg soll bald in neuer Gestalt herausgegeben werden: „Der weiße Hai“ löste 1975 einen regelrechten Boom von Tier-Horror-Filmen aus. Der Erfolg des Filmes führte zu drei Fortsetzungen. Nur der erste Teil basiert aber auf einer wahren Geschichte: Im Juli 1916 starben vier Menschen an der Küste von New Jersey durch Haiattacken. Quelle: picture-alliance
Jenseits von Afrika, 1985Meryl Streep spielt in dem Epos die Dänin Karen Blixen. Der Film beruht auf dem autobiographischen Roman der Schriftstellerin, die in Afrika eine Kaffeeplantage leitete und sich in ihren Helfer Denys Finch Hatten (im Film gespielt von Robert Redford) verliebte. Trotz einiger kleiner Ungenauigkeiten in Blixens Filmbiographie zählt der Streifen zu den großen Erfolgen des Regisseurs Sydney Pollack und soll 2012 ebenfalls restauriert werden. Quelle: picture-alliance
Wer die Nachtigall stört, 1962Boo Radley erstmals auf Blue Ray: Der Filmklassiker „Wer die Nachtigall stört“ aus dem Jahr 1962 soll zum 100jährigen ebenfalls in neuem Glanz erstrahlen. Die Geschichte, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Harper Lee, wird aus der Sicht der erst sechsjährigen Scout erzählt. Ihr Vater verteidigt in den 30er Jahren im rassistischen Süden der USA einen schwarzen Farmarbeiter, der eine weiße Frau vergewaltigt haben soll. Legendär ist die Gestalt des Boo Radley, gespielt von Robert Duvall (Bild), der das Mädchen später vor der Rache des wahren Täters schützt. Quelle: picture-alliance

Laut Technikexperten war das damals ein Ding der Unmöglichkeit. Bildsensoren seien dafür zu langsam, die Auflösung nicht hoch genug, warnten sie.

Jannard rief Programmierer, Physiker und Chipentwickler dennoch zu einem Projekt zusammen. Das Ergebnis nach drei Jahren Arbeit: ein Bildsensor von 35 Millimeter Größe, wie er auch in hochwertigen Spiegelreflexkameras steckt, nur zwölf Mal schneller als die Fotosensoren und mit einer für damalige Verhältnisse gewaltigen Auflösung von 11,5 Megapixeln. Auch die Farben und Schärfeeinstellungen imitierten herkömmlichen Polyesterfilm.

Damit lieferte Jannards digitale Kamera, die im Jahr 2008 unter dem Namen Red One auf den Markt kam, erstmals genauso gute Bilder wie analoge Filmkameras.

Hollywoodgrößen wie Herr-der-Ringe-Macher Peter Jackson oder Avatar-Regisseur James Cameron konvertierten umgehend zu Jannards Technik. Neben der Blockbusterfraktion arbeiten laut dem Berliner Produzenten Fabian Gasmia aber auch immer mehr Independent-Regisseure digital.

Die vielfach preisgekrönten Filme, die Gasmias Unternehmen Detailfilm produziert, laufen zwar auf renommierten Festivals wie der Berlinale, haben aber oft nur kleine Budgets. Das erklärt die Begeisterung der Independents für die neue Technik. Denn eine 35-Millimeter-Filmkamera klassischer Bauart belastete Gasmias Produktionskasse mit rund 150 000 Euro. Für Filmmaterial kamen noch einmal bis zu 40 000 Euro hinzu.

Kameras wie die Red One dagegen kosten mit 15 000 Euro gerade noch ein Zehntel. Und Ausgaben für Filmmaterial entfallen ganz. „Zwar werden wegen der günstigeren Technik jetzt nicht mehr anspruchsvolle Filme produziert als vorher“, sagt Gasmia. Doch die Finanzierung laufe jetzt schneller.

Festplatte statt Filmrolle

Neben Gewinnern der Digitalisierung produziert die Technikrevolution auch Verlierer. Eines der prominentesten Opfer dieses radikalen Wandels ist Kodak. Der Absatzeinbruch, ausgelöst durch die Digitalrevolution, trieb den Filmhersteller Anfang 2012 in die Insolvenz.

Aber auch der Weg, den der Film zwischen Set und Kino nimmt, verändert sich radikal. Das lässt sich zum Beispiel im Kopierwerk des Nachproduktionsdienstleisters Cinepostproduction im Hamburger Stadtteil Rahlstedt besichtigen.

Bis Ende Juli kopierten in dem dreistöckigen, roten Klinkerbau noch rund 40 Mitarbeiter an knapp einem Dutzend zimmergroßen, dunkelgrün lackierten Maschinen in einem umständlichen Prozess die Filme. Sie entwickelten die bis zu 50 Kilometer Filmmaterial, die vom Drehort kamen, kopierten, scannten und bearbeiteten es am Computer, nur um es am Ende wieder auf Filmrollen zu spielen. Mit denen belieferten Laster zur Premiere eines großen Streifens dann rund 700 deutsche Kinos. Dabei karrten sie rund 2100 Kilometer Filmmaterial durch die Republik.

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