Mit Spracherkennung versuchen die Anbieter auch herauszufinden, ob ein Nutzer mehrere Testberichte unter unterschiedlichen Pseudonymen veröffentlicht hat. Dabei sucht eine Software etwa nach immer wiederkehrenden Formulierungen.
Technische und manuelle Kontrolle
Manche Anbieter prüfen sogar, wie sich Nutzer auf der Seite bewegen: Fälscher rufen meist gezielt Bewertungsseiten von einzelnen Produkten oder Hotels auf. Anschließend verschwinden sie wieder. Normalnutzer nutzen eher die interne Suche oder haben das Produkt im Idealfall gekauft. Sie stöbern zudem davor oder danach eher noch auf der Seite.
Unternehmen wie Dooyoo schätzen das Problem mittlerweile als so gravierend ein, dass sie sich nicht mehr allein auf Software verlassen. Sie beschäftigen Mitarbeiter, die sich verdächtige Einträge ansehen. Diese Kombination aus technischer und manueller Kontrolle wird zum Standard.
Holidaycheck filtert zehn Prozent aller Inhalte heraus. Yelp wirft sogar jeden fünften Eintrag aus dem System. Doch auch die strenge Praxis des US-Marktführers konnte die Betrugsversuche nicht stoppen. "Je größer Yelp wird, desto mehr Anreize gibt es, zu betrügen", musste Vizepräsident Eric Singley Ende 2012 einräumen.
Neun Prozent der Facebook-Nutzer gibt es nicht
Die Suche nach unseriösen Anbietern kommt daher veritabler Detektivarbeit immer näher. Um Betrüger zu schnappen, melden sich Yelp-Mitarbeiter auf einschlägige Anzeigen, in denen Restaurants und Einzelhändler Geld für gute Bewertungen bieten. Dabei überführten sie beispielsweise einen Juwelier aus San Diego, der 200 Dollar für eine Rezension bot. Bedingung: Sie sollte von einem Mitglied der sogenannten Yelp Elite stammen, den besonders aktiven und damit vertrauenswürdigen Mitgliedern des Bewertungsportals.
So erkennen Sie gefälschte Bewertungen
Wenn ihnen Kommentare verdächtig vorkommen, werfen Profis immer erst einen Blick auf die Autorenprofile. Wie viel und worüber hat der Nutzer noch geschrieben? Normale Autoren verfassen entweder sehr viele Berichte zu unterschiedlichsten Produkten oder nur einen einzigen Testbericht: Der ist dann aber tendenziell kritisch, weil der Kunde verärgert ist. Ein einzelner negativer Kommentar ist daher oft authentisch. Bei gefälschten Testberichten schreiben Nutzer in der Regel unter Pseudonym – meist nur einen einzigen, sehr positiven Bericht. Betrüger sind oft auch noch nicht lange auf den jeweiligen Seiten angemeldet, bevor sie eine Bewertung schreiben
In gekauften Erfahrungsberichten, das zeigen Studien, stehen besonders viele Marketingbegriffe wie etwa "geschmackvolle Einrichtung im landestypischen Stil". Zudem branchenspezifische Begriffe: Das Gemüsefach des Kühlschranks heißt dann "Frischhaltezone" oder im Hotel ist ein "Late Arrival" möglich.
Ein schneller Anstieg von Berichten ist ein Indiz für Fälschungen – noch dazu wenn sich die Bewertungen in der Tendenz von den vorhandenen unterscheiden. Betrüger schreiben außerdem oft direkt nach dem Marktstart eines Produktes falsche Jubelarien. Auch ein wenig verkauftes Produkt oder ein selten aufgerufenes Hotel mit überproportional vielen Bewertungen ist verdächtig.
Wer eine auffällige Bewertung entdeckt, kann mithilfe einer Suchmaschine schauen, ob die fragwürdigen Formulierungen noch bei anderen Portalen auftauchen – oder gar in den Selbstbeschreibungen von Anbietern. Oft ist das der Fall.
Mit Betrügern hat auch das größte soziale Netzwerk zu kämpfen: Fast neun Prozent aller Nutzer könnten Fake-Accounts sein, musste Facebook-Gründer Mark Zuckerberg im vergangenen Sommer eingestehen. Zum damaligen Zeitpunkt entsprach das einer Zahl von etwa 83 Millionen Nutzern.
Stars verlieren Zehntausende Fake-Fans
Damit soll nun Schluss sein, beteuert das Unternehmen. Um den Worten Nachdruck zu verleihen, hat Facebook die Operation Unlike gestartet. Ziel ist es, falsche Freunde schneller von der Plattform zu nehmen. Stars wie Shakira, Rihanna und Lady Gaga haben dadurch Zehntausende Fans verloren. Aber auch Unternehmen wie Porsche oder Vodafone sind betroffen.
Doch die Like-Dealer haben sich den neuen Bedingungen angepasst: Statt automatisch generierte Geisterprofile zu verkaufen, handeln sie mit echten Facebook-Accounts. Das sind meist die Profile von Schülern oder Studenten, bislang noch aus ärmeren Ländern, die für Cent-Bruchteile auf den Gefällt-mir-Button drücken, um sich ein Taschengeld zu verdienen.
Mehr als fünf Prozent der Facebook-Fans der Werkstattkette Pit-Stop etwa leben in Indien, obwohl das Unternehmen nur in Deutschland aktiv ist. Der zu 1&1 gehörende Starnberger Internet-Adresshändler United Domains wiederum ist in Marokko, Brasilien und Thailand beliebt: Knapp 23 Prozent der fast 14 000 Fans stammen aus diesen Ländern. Der Anteil der Deutschen Anhänger liegt dagegen nur bei 14 Prozent – dabei ist die Facebook-Seite auf Deutsch.