Flüchtlinge in Deutschland Helfen per App

Das Interesse an der Flüchtlingshilfe ist hoch. Informationen darüber, wie Freiwillige konkret helfen können, sind oft schwer zu finden. Vor ähnlichen Hürden stehen Flüchtlinge, die versuchen, in Deutschland Fuß zu fassen. Um das zu ändern, entstehen zahlreiche Apps.

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Wo Flüchtlinge in Deutschland wohnen
Autobahnmeisterei Quelle: dpa
Deutschlands höchstgelegene Flüchtlingsunterkunft befindet sich im Alpenvorland Quelle: dpa
Container Quelle: dpa
Bischofswohnung und Priesterseminar Quelle: dpa
Eissporthalle Quelle: Screenshot
Ehemaliger Nachtclub als Flüchtlingsunterkunft Quelle: dpa
Jugendherberge Quelle: dpa

Die Idee zur Helphelp2-App kam Rüdiger Trost aus München beim Einkaufen im Supermarkt. „Ich wollte hilfreiche Dinge für Flüchtlingsunterkünfte kaufen, wie zum Beispiel Zahnbürsten oder Ähnliches. Da ich mir nicht sicher war, was genau bei mir in der Region gebraucht wird, habe ich im Internet danach gesucht. Und nichts gefunden“, sagt Wirtschaftsinformatiker Trost, der für ein IT-Sicherheitsunternehmen arbeitet.

Diese persönliche Erfahrung und die seit Wochen angespannte Flüchtlingssituation rund um den Münchener Hauptbahnhof haben Trost zum Handeln verleitet. Zusammen mit einem befreundeten App-Entwickler hat er die kostenlose Helphelp2-App konzipiert.

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Das Grundprinzip: Die App zeigt auf einer Karte an, wo in Deutschland welche Sachspenden aktuell gebraucht werden. Seit rund drei Wochen gibt es HelpHelp2 für Android-Geräte, und seit wenigen Tagen ist die App auch auf iPhones nutzbar. Während das Interesse der Helfer hoch ist – rund 5000 Mal wurde Helphelp2 bereits runtergeladen -  haben sich bislang noch relativ wenige Hilfsorganisationen beteiligt. Schaut man sich die Deutschlandkarte an, findet man bisher nur Einträge in Großstädten wie München, Berlin und Stuttgart oder Ballungsräumen wie im Ruhrgebiet. „Wir haben viele Ideen im Kopf, wie wir die App erweitern können. Es geht aber zunächst einmal darum, dass die Karte voller wird und mehr Organisationen, Informationen über Sachspenden teilen“, so Trost.

Der Wunsch, Flüchtlingen zu helfen, ist derzeit bei vielen Menschen groß. So gehen beispielsweise beim Flüchtlingsrat NRW wöchentlich Meldungen von neu gegründeten Hilfsgruppen ein. Da kann man schnell den Überblick verlieren. „Digitale Möglichkeiten der Flüchtlingshilfe, wie zum Beispiel spezielle Apps, können eine Arbeitserleichterung für alle darstellen“, sagt Antonia Kreul vom Flüchtlingsrat NRW. Bislang seien die Angebote aber häufig noch lokal begrenzt oder würden sich teilweise in ihren Angeboten überschneiden.

Auch die Stadt Witten hat vor einigen Monaten eine App entwickelt, für die lokale Flüchtlingshilfe. Diese diente zunächst vorrangig den Wittenern zur Information, wie sie sich konkret vor Ort engagieren können. In den nächsten Wochen soll nun ein neues Projekt starten, das auch speziell auf die Bedürfnisse der aktuell rund 1.100 Flüchtlinge in Witten angepasst ist. „Die Plattform wird in mindestens zehn Sprachen verfügbar sein. Wir haben zusammen mit Ehrenamtlichen und Flüchtlingen ein Online-Bilderwörterbuch entwickelt mit den wichtigsten Begriffen für den Alltag“, erklärt Astrid Raith, die bei der Stadt Witten für das Thema E-Government zuständig ist.

Welcome-App

In Dresden geht man einen ähnlichen Weg. Seit wenigen Tagen gibt es die kostenlose „Welcome App“, die Flüchtlingen künftig die Orientierung erleichtern soll. So finden sie über die mehrsprachige App wichtige Informationen zum Beispiel über Sprachkurse, Kleidungs- und Nahrungsspenden, Asylberatung, Notfallhilfe, aber auch Adressen von Begegnungsstätten und Freizeitmöglichkeiten in der Umgebung.

Welche Asylregeln sich ändern sollen
Flüchtlinge vor einer hessischen FLüchtlingsunterkunft Quelle: dpa
Mitarbeiter des Roten Kreuzes und Flüchtlinge stehen in Neu-Isenburg (Hessen) einer Flüchtlingsunterkunft bei gespendeten Kleidungsstücken. Quelle: dpa
Feldbetten in euner Notunterkunft für Flüchtlinge Quelle: dpa
Die kleine Shayma aus Syrien bekommt in der Flüchtlingsunterkunft bei einer Untersuchung den Puls gemessen. Quelle: dpa
Deutschkurs für Flüchtlinge Quelle: dpa
Das Schild des Bundesamtes für Migration und Flüchtlingean der Erstaufnahmeeinrichtung in Neumünster (Schleswig-Holstein). Quelle: dpa
Ein Protest-Transparent hängt in Hamburg bei einer Pressekonferenz der Flüchtlingsgruppe "Lampedusa in Hamburg" in einem Fenster. Quelle: dpa

Hinter dem App-Konzept stecken die zwei IT-Unternehmen Saxonia Systems AG und Heinrich & Reuter Solutions GmbH, die die App so entwickelt haben, dass andere Städte und Kommunen sie mit minimalem Aufwand auch an ihre Bedürfnisse anpassen können.

So wird am Tag der Deutschen Einheit die „Welcome App Deutschland“ an den Start gehen, eine komplett überarbeitete, deutschlandweite Fassung. Die Entwickler hoffen damit, möglichst umfangreich Informationen für Flüchtlinge zu generieren. Weitere Städte, Landkreise und ganze Bundesländer sollen die App bereichern, heißt es auf der Facebook-Seite des Welcome App Concepts. Mit rund 25 Städten stehen die App-Entwickler bereits in Kontakt. Bis zum Ende des Jahres wird das komplette Bundesland Sachsen in die „Welcome App Deutschland“ integriert sein wird.

Um auf die bereits bestehenden Angebote in der digitalen Flüchtlingshilfe aufmerksam zu machen und neue Projekte zu entwickeln, die den Bedürfnissen der Flüchtlinge und Hilfsorganisationen entsprechen, finden im Oktober eine Reihe von Refugee Hackathons statt.

Hackathons sind Veranstaltungen zur Entwicklung von Software in Kleingruppen. „Denkbar ist eine Art soziales Netzwerk für Flüchtlinge und Helfer. Hier kann man sich auf Augenhöhe begegnen und viel direkter helfen“, sagt Anke Domscheidt-Berg, die den Refugee Hackathon in Berlin vom 23. bis 25. Oktober ins Leben gerufen hat.

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