Freytags-Frage

Wie wichtig sind Handys für Entwicklungsländer?

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Handys sind in Entwicklungsländern eine ökonomische Notwendigkeit

Dort sind das Mobiltelefon und dessen Anwendungen eher Lifestyle-Produkte denn ökonomische Notwendigkeit. Dies ist in den Entwicklungsländern ganz anders, in denen viele Anwendungen der Mobiltelefonie bare Notwendigkeit und vor allem instrumentell für weitere Entwicklung sind.

Dabei fällt auf, dass zum Einen der Verkauf der Anwendungen Einkommen generiert, sich aber zum Zweiten mit Hilfe dieser Anwendungen deutliche Mehrwerte erzielen lassen. Dies zeigt sich an vielen Beispielen, zum Beispiel der Gesundheitsversorgung.

Eine Masterarbeit an der Friedrich-Schiller-Universität hat jüngst gezeigt, dass die Durchdringung mit Mobiltelefonie in Afrika positiv mit der Lebenserwartung korreliert ist. Spezielle Anwendungen beziehen sich auf Beratung von Patienten, Unterstützung von Operationen durch externe Experten via Internet und das Nachvollziehen der räumlichen Verbreitung einer Krankheit (Tracking). Afrikanische Software Entwickler arbeiten dabei zusammen mit Anbietern der Hardware und mit Gesundheitsunternehmen in der OECD.

Ein weiteres Beispiel ist die Landwirtschaft. Durch die Anwendungen der Mobiltelefonie können sich Landwirte über Nachfragegewohnheiten, Marktpreise, und regionale Unterschiede informieren. Die Funktionsfähigkeit der Märkte wird dadurch unterstützt, überflüssige Wege und Fehlallokationen werden so vermieden.

Finanzdienstleistungen per Smartphone

Auch in diesem Sektor sind afrikanische Software-Unternehmen unterwegs, die zum Teil in mehreren Ländern operieren. Das prominenteste Beispiel ist das Finanzwesen. Entwicklungsländer leiden nach wie vor unter einer zu geringen Sparquote und einem schwach entwickelten Finanzmarkt. Allein die Infrastruktur (Bankfilialen, Geldautomaten) ist schwach, was auch zum Teil mit der geringen Bevölkerungsdichte in manchen Regionen zu tun hat.

In Kenia hat ein Mobiltelefonanbieter einen enorm erfolgreichen Strauß an Finanzdienstleistungen angeboten, der den Finanzmarkt dort und in ganz Afrika enorm beflügelt hat. Damit wird es erheblich leichter, Geschäfte zu machen, Kredite zu erhalten und so Wachstumsprozesse in Gang zu setzen.

Schließlich sind noch Bildungsangebote (e-learning) und staatliche Verwaltung bis hin zur Wahl oder der Steuerzahlung mithilfe des Telefons (e-government) zu nennen. Diese Trends bedeuten für Regierungen, dass die Bürger sich besser und schneller informieren können – auf diese Weise könnte die Mobiltelefonie sogar dazu beitragen, dass sich Schwächen in der Governance in einigen Entwicklungsländern, zum Beispiel die hohe Korruption, schneller überwinden lassen.

Tatsächlich ist die Mobiltelefonie ein echter Entwicklungstreiber geworden. Sie ist aus dem täglichen Leben in Entwicklungsländern nicht mehr wegzudenken. Es besteht somit die berechtigte Hoffnung, dass es diesen Ländern mithilfe moderner Kommunikations- und Informationstechnologien gelingen kann, einige technologische Entwicklungsschritte zu überspringen (Leapfrogging).

Natürlich ist das Mobiltelefon nur ein Baustein für Entwicklung, aber es kann ein wichtiger Baustein sein – auf der Messe wird das sicherlich berücksichtigt.

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