Greenpeace-Report Cloud-Computing verbraucht mehr Strom als ganz Deutschland

Greenpeace schlüsselt in einer neuen Studie den Energiemix in den Rechenzentren der Internetriesen auf und warnt vor einem kohlebetriebenem Web in China.

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Welchen Strom die Web-riesen für ihre Rechenzentren benutzen Quelle: Clicking Clean Report 2014

Mit rund 700 Milliarden Kilowattstunden verbraucht das weltweite Cloud-Computing inzwischen mehr Strom als die gesamte Bundesrepublik Deutschland. Die Serverparks, in welchen die Nutzer ihre Daten speichern, sind regelrechte Energiefresser. Nicht nur müssen die Hochleistungsprozessoren mit Strom versorgt werden. Auch benötigen die Geräte permanent Kühlung, weshalb so mancher Internetriese sein Rechenzentrum lieber im kühlen Norden baut statt im mediterranen Raum oder in den US-Südstaaten.

Doch lediglich der kalifornische Computerbauer Apple, der sein großes iCloud-Rechenzentrum ausgerechnet im kernenergiestarken Süden der USA betreibt, hat laut dem von Greenpeace herausgegebenen Clicking Clean Report 2014 energetisch eine reine Weste. Das Unternehmen befeuert den Serverpark komplett aus Solar-, Wasser-, Hydro- und Geothermalkraft. Zusammen mit Google und Facebook hatte Apple den größten US-Versorger Duke Energy gedrängt, den Markt für grünen Strom zu öffnen.

Sehr schlecht schneidet dagegen dem Report zufolge Ebay ab. Das Internetauktionshaus nutze nur sechs Prozent erneuerbare Energien, dafür aber 47 Prozent Gas, 24 Prozent Kohle und 14 Prozent Kernenergie. Insgesamt haben es sich zurzeit sechs große Internetkonzerne zum Ziel gemacht, ihre Rechenzentren künftig komplett mit erneuerbaren Energien zu speisen. Neben Apple sind das Facebook, Box, Salesforce, Google und Rackspace. Facebook etwa baut zurzeit ein neues Rechenzentrum im US-Bundesstaat Iowa, wo zugleich einer der weltgrößten Windparks entsteht.

Harsche Kritik übt Greenpeace an Amazon. Der Riese hatte sich in den vergangenen Jahren mit seinen Amazon Web Services zum wichtigsten Player im Cloud-Computing entwickelt. Auf den Servern des Unternehmens speichern etwa der US-Videodienst Netflix oder die US-Raumfahrtbehörde NASA ihre Daten. Doch „Amazon bleibt eines der schmutzigsten und intransparentesten Unternehmen im Internet“, heißt es. Ähnlich äußert sich Greenpeace in dem Report zum Kurznachrichtendienst Twitter.

Greenpeace warnt auch vor dem Energiehunger chinesischer Internetunternehmen. Chinas größter Webkonzern Tencent sei global gesehen hinter Facebook, Google und Amazon inzwischen die Nummer vier. Hinzu kämen Riesen wie Alibaba und Baidu. Die chinesischen Firmen hingen aber hauptsächlich am nationalen Stromnetz, welches wiederum vor allem aus Kohlekraft gespeist werde. Zwar hätten auch die Unternehmen dort Initiativen, um Strom zu sparen. Durch das rasante Wachstum würden diese aber zur Marginalie.

Eines der von Greenpeace in Deutschland unter die Lupe genommenen Rechenzentren ist das von IBM im baden-württembergischen Ehningen. Dem Bericht zufolge beziehe es seinen Strom zu 22 Prozent aus erneuerbaren Energien, zu 14 Prozent aus Gas, zu 18 Prozent aus Kernkraft und zu 45 Prozent aus Kohle.

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