Hacker Im Netz von Anonymous

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Die Falle schnappt zu

Anonymous bekämpft die Gegner des freien Informationsflusses mit allen Mitteln Quelle: dpa

Als es an der Ostküste der USA langsam Abend wurde, machten sich die Anons in allen möglichen Zeitzonen rund um die Welt zum Zuschlagen bereit. Das Stadion der Cowboys in Arlington, Texas, füllte sich mit Zuschauern. Auf der anderen Seite des Atlantiks sah Topiary auf seinem Laptop zu, wie der Football über den Himmel zog. Er saß in seinem schwarzen Ledersessel, den er zum Spielen benutzte, riesige Kopfhörer übergestülpt. Er öffnete ein neues Fenster und loggte sich in Barrs Twitter-Account ein. Pünktlich zum Anstoß, begann er zu posten. Er fühlte keine Hemmungen gegenüber diesem Mann, er wollte es ihm richtig heimzahlen. „Okay, meine teuren Anonymous-Mitschwuchteln“, schrieb er von Barrs Twitter-Account aus, „Bleibt dran!“ Dann: „Hallo, ihr Arschlöcher, ich bin der CEO einer beschissenen kleinen Firma und krieche den Medien so tief in den Arsch, wie ich nur kann.“

Vertrauliche Mails für alle

Dann nahmen sich Sabu und Kayla die Seite von HBGary Federal vor. Sie ersetzten die Homepage durch das Anonymous-Logo. Unten auf der Seite gab es einen Link „HBGary-E-Mails herunterladen“, der zu Tflows Pirate-Bay-Datei führte. Jeder, der wollte, konnte sich damit Barrs vertrauliche E-Mails an seine Firmenkunden ansehen. Auf der neuen Homepage las man außerdem die offizielle Bekanntmachung, verfasst von Topiary: „Diese Domain wurde gemäß § 14 der Internet-Regeln durch Anonymous beschlagnahmt. Schöne Grüße an die Internet-,Sicherheits‘-Firma HBGary! Ihre Behauptungen, Anonymous ,infiltriert‘ zu haben, amüsieren uns genauso sehr wie Ihre kläglichen Versuche, Anonymous als Werkzeug einzusetzen, um sich Medienaufmerksamkeit zu verschaffen.“

FBI knackt internationale Kreditkarten-Betrügerbande

Um Viertel vor sieben Ostküstenzeit, nur 24 Minuten nach dem Anstoß des Super-Bowl-Endspiels, war die Arbeit der Hacker so gut wie getan. In Barrs Wohnviertel gab es kein Jubeln und Johlen von Nachbarn, die sich das Footballspiel anschauten; die meisten waren ruhige junge Familien. Mit einem mulmigen Gefühl loggte er sich wieder in die Anonymous-Chatrooms ein, um sich seinen Gegenspielern zu stellen. Die warteten schon: Barr wurde sofort in einen neuen Chatroom namens #ophbgary eingeladen. Die Spitznamen darin kannte er zum Teil, manche waren ihm auch neu: Neben Topiary, Sabu und Kayla las er Q, Heyguise, BarrettBrown und c0s. Letzterer bezog sich auf einen altgedienten Anon Mitte 30 namens Gregg Housh, der 2008 eine wichtige Rolle bei der ersten Welle groß angelegter DDoS-Angriffe von Anonymous auf die Scientology-Sekte gespielt hatte.

Barr gibt sich bekannt

„Wie gefällt Ihnen das Super-Bowl-Spiel?“, schrieb Q. „Hallo, Mr. Barr“, meldete sich Tflow. „Tut mir sehr leid, was Ihnen und Ihrer Firma bevorsteht.“ Schließlich tippte Barr: „Ich dachte mir schon, dass so etwas kommt.“ Barr versuchte es mit Überredung; er habe doch nur das Beste für die Gruppe gewollt. „Leute... ihr versteht das einfach nicht“, protestierte er. „Ich habe über Schwachstellen sozialer Netzwerke recherchiert. Ich hätte die Namen nie veröffentlicht.“ „LÜGNER.“ Das war Sabu. „Hast du vielleicht Montag früh keinen Termin beim FBI?“

„Die haben mich angerufen.“

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