Innovationspreis 2015 Alacris Theranostics schafft persönlichste Behandlung

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Entwicklung neuer Medikamente

Ein interessanter Nebeneffekt: Das Modell sucht aus seinem Wissensschatz an möglichen Medikamenten und ihren Wirkmechanismen im Körper mitunter auch Mittel heraus, die gegen Rheuma oder andere Erkrankungen zugelassen sind. „Wir stoßen so auf hochwirksame Präparate, die es schon gibt und die zugelassen sind – nur eben nicht für Krebs“, sagt Lange.

Denn das Modell sucht nach molekularen Schwachpunkten des Tumors und entsprechenden Wirkstoffen, die genau an diesen Stellen angreifen und den Krebs am Wachsen hindern können. Und das könnte eine Vielzahl moderner Biowirkstoffe sein, sagt Lange: „Dem Modell ist es egal, ob Krebs auf der Packung steht.“

Grundsätzlich lässt sich diese moderne und wissensbasierte Glaskugel nicht nur für Krebserkrankungen anwenden. Derzeit ist das Modell allerdings vor allem darauf ausgelegt. Es ließe sich aber auch auf beliebig viele andere Leiden ausweiten.

Die 30 Besten des deutschen Mittelstands
Produktion bei Ensinger Quelle: Presse
Sennheiser Produktion Quelle: Presse
Screenshot der Adva-Internetseite Quelle: Screenshot
Schiffsschraube Quelle: PR
Das Pfeiffer Vacuum Firmengebäude Quelle: Pfeiffer Vacuum Pressebild
Frank Blase, der Geschäftsführer von igus. Quelle: Presse
Armaturen in der Fertigung von Hansgrohe Quelle: REUTERS

Die Idee zur Gründung stammt vom Erbgutforscher Hans Lehrach, der einst das deutsche Human-Genom-Projekt leitete. Aus seinem Berliner Max-Planck-Institut für molekulare Genetik gründete sich das Unternehmen aus – das heute in einem alten Klinikum in Institutsnähe residiert. Dabei hat Alacris zwei Ziele: Neben der individuellen Therapie soll die Simulation auch die Entwicklung von neuen Medikamenten beflügeln – nicht nur gegen Krebs.

Kopfschüttelnd beobachtet Genforscher Lehrach, nach welch vorsintflutlichen Methoden das immer noch abläuft. Die gängige Praxis folge noch immer der irrigen Vorstellung, dass alle Menschen medizinisch gesehen gleich seien und deshalb auch Pillen bei allen Patienten gleich wirken müssten. Auf diese Weise ließen sich aber nur Medikamente entwickeln, die weniger als 30 Prozent der Menschen helfen, wettert Lehrach – beim Rest schaden sie. Tausenden von Patienten testweise eine Substanz zu verabreichen und dann zu schauen, ob sie wirkt, „ist wie ein Crashtest mit menschlichen Dummys“, sagt Lehrach.

Viel schneller, preiswerter und effektiver ließen sich neue Medikamente dagegen per Computersimulation entwickeln, glauben Lehrach und Lange. Und so zählen Pharmakonzerne wie Bayer, die britische GlaxoSmithKline oder die US-amerikanische Eli Lilly inzwischen zu den Kooperationspartnern und Nutzern von ModCell, das Alacris seit 2012 vermarktet. Das Biotech-Unternehmen Qiagen aus Hilden stieg 2011direkt bei Alacris ein: Es ist selbst mit Gentests aktiv, könnte als strategischer Partner für Alacris also hilfreich werden.

Kliniken und Laborärztepraxen wiederum sind die idealen Kunden für den Einsatz am Patienten. Hier aber hakt es noch, weil die Erstattung durch die Kassen bisher nicht geregelt ist. Dabei könnten gerade die enorm Kosten sparen, wenn sie nur noch wirksame Medikamente bezahlen müssten, glaubt Lange: „All die Pillen, die Patienten nutzlos einnehmen, kosten unser Gesundheitssystem einen Haufen Geld.“

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