Instagram Das teuerste Fotoalbum der Welt

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Was macht Instagram so interessant?

Dass es einen Bieterwettstreit gab, dafür spricht nicht nur der astronomische Kaufpreis, den Facebook zu zahlen bereit ist. Auch der Zeitpunkt der Übernahme deutet darauf hin: Kurz vor einem Börsengang vermeiden Unternehmen es gewöhnlich, ihre potentiellen neuen Anteilseigner mit größeren Aktionen zu überraschen. „Dass Facebook jetzt zuschlägt, deutet darauf hin, dass es einen Wettbewerber gegeben haben muss“, sagt Valdes.

Doch neben Instagram gibt es rund 30 Foto-Apps, die ganz ähnlich funktionieren. Was macht gerade Instagram so interessant, dass sich die größten Internet-Konzerne der Welt darum reißen?

Offenbar hat die Foto-App besser als alle anderen die Befindlichkeit der Internet-Nutzer getroffen. Fotos sind das beliebteste Medium, um schnell und unkompliziert Eindrücke aus dem Leben mit anderen zu teilen. Auch bei Facebook spielen Fotos eine Schlüsselrolle, 250 Millionen Bilder laden die Nutzer jeden Tag hoch.

Instagram hat den Nerv der fotoaffinen Internet-Nutzer aber offenbar besonders gut getroffen: Mit klarer, einfacher Bedienung, beliebten Foto-Effekten und einer geschickten Anbindung an andere soziale Netzwerke wie Tumblr und auch Facebook macht die App offenbar mehr Menschen Spaß als alle vergleichbaren Angebote. Vor allem die hohe Zahl regelmäßiger Nutzer und das starke Wachstum machten Instagram für Facebook so wertvoll, sagt Valdes.

Facebook zahlt bis zu zwei Millionen Dollar für einen Ingenieur

Allerdings ist der Internet-Riese bei Übernahmen immer auch an etwas anderem interessiert – nämlich an überdurchschnittlich talentierten Programmierern und App-Entwicklern. Schon mehrfach kaufte Facebook Startups auf, nur um die Gründer für sich zu gewinnen – und das übernommene Produkt sogleich zu beerdigen.

„Im Schnitt gibt Facebook ein bis zwei Millionen Dollar für jeden neuen Ingenieur aus“, sagt Valdes. Die Philosophie des Unternehmens laute: Lieber wenige sehr gute Entwickler, als viele durchschnittlich begabte. Gleichzeitig habe Facebook mit jeder weiteren Million Mitglieder einen neuen Ingenieur eingestellt – mehr als 800 sind es dementsprechend heute.

Zum Vergleich: Pinterest, neben Instagram derzeit das zweite boomende soziale Netzwerk im Silicon Valley, hat laut Valdes nur einen Entwickler pro drei Millionen Nutzer. Facebook hat im Vergleich also die besten Voraussetzungen, um sein Angebot stetig zu verbessern.

Dennoch sei Pinterest nach der Instagram-Übernahme ein „sehr attraktives Übernahmeziel“ geworden, sagt Gartner-Experte Valdes. „Es gibt viele andere junge soziale Netze, aber nur wenige mit einer exponentiellen Wachstumskurve, die mehrere zehn Millionen Nutzer erreicht.“ Gleich, wie hoch Pinterest vor wenigen Tagen noch bewertet worden sei ­ der Wert des Startups habe sich nach dem Facebook-Deal verdreifacht bis vervierfacht, schätzt der Experte.

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