Povel ist einer der vier Partner, der das Online-Modehaus Dafiti nach dem Vorbild von Zalando in Europa zur Nummer eins in Brasilien machen will. Zalando verkauft online Bekleidung und gehört zu zehn Prozent dem deutschen Einzelhandelskonzern Tengelmann. Nach gut einem Jahr online erwirtschaftet Dafiti nach Schätzungen des Wirtschaftsmagazins „Exame“ bereits einen Umsatz von 170 Millionen Euro. Umgerechnet 20 Millionen Euro Startkapital bekamen Povel und seine drei Partner von Rocket Internet aus Berlin.
Nischen ohne Konkurrenz
Dahinter stehen die Brüder Samwer. Sie gründeten nach den Anfangserfolgen von Dafiti im Oktober 2011 eine Niederlassung von Rocket Internet in Brasilien und wollen dort 100 Millionen Euro investieren. Sechs Startups haben sie schon zum Laufen gebracht, insgesamt 30 sollen es dieses Jahr werden. „Es gibt noch viele Nischen in Brasilien ohne Konkurrenz, wo sich Millionen umsetzen lassen“, sagt Wilson Cimino, Gründer von Rocket Internet in Brasilien.
Die Gründer aus Deutschland bringen ihre Erfahrung mit: Povel hat zuvor zusammen mit seinem Geschäftspartner Malte Huffmann, 29, das Internet-Unternehmen MyBrands, ein Online-Designer-Outlet, das Markentextilien im Internet anbot, hochgezogen und Mitte 2010 an den Konkurrenten Zalando verkauft, ehe er sich nach Brasilien aufmachte.
Auch seine drei Partner sind Newcomer in Brasilien – und an ihren Akzenten im Portugiesischen deutlich auszumachen: Die Deutschen Huffmann und Malte Horeyseck, 30, sowie der Franzose Thibaud Lecuyer, 31, haben erst im vergangenen Jahr Portugiesisch gelernt. Daneben haben sie sich in das komplizierte Businessumfeld Brasiliens mit seiner wuchernden Bürokratie, seinem komplizierten Steuersystem und speziellen Arbeitsgesetzen eingearbeitet. So müssen Vertreter nach einem Jahr automatisch fest angestellt oder einmal bezahlte Boni immer bezahlt werden.
Das ist erst der Anfang
Sie alle haben einen gigantischen Markt mit 190 Millionen Konsumenten im Visier – potenzielle Kunden mit weit höherem Pro-Kopf-Einkommen als etwa Inder oder Chinesen, zudem extrem konsumfreudig und wenig verschuldet. Daher zählt die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas zu den wichtigsten Märkten für Konsumartikel weltweit – von Avon bis Nestlé. Und der Handel übers Internet steht noch ganz am Anfang.