Kinder und Videospiele Ist viel Zocken schädlich?

„Hör endlich auf zu daddeln.“ Diesen Satz hören Kinder oft von ihren Eltern. Doch schaden Videospiele eigentlich? Machen sie gar asozial? Spanische Forscher haben sich des Themas angenommen.

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Etwa jeder dritte Jugendliche ist in der Freizeit gesellig Quelle: dpa
72 Prozent gehen nach eigener Aussage vorsichtig mit ihren Daten um Quelle: dpa
Das Interesse der Jugend an Politik steigt. Quelle: dpa
62 Prozent der Jugendlichen sind stolz, Deutsche zu sein. Quelle: dpa
Freundschaft, Partnerschaft und Familie stehen ganz oben Quelle: dpa

Kinder, die viel Zeit vor Videospielen verbringen, sind im Schnitt verhaltensauffälliger und tun sich schwerer mit ihren Altersgenossen. Zu diesem Schluss kommen spanische Forscher in den „Annals of Neurology“. Besonders stark sei dieser Effekt bei Kindern, die mehr als neun Stunden in der Woche zocken. Allerdings ließen die Ergebnisse offen, was Ursache und was Wirkung ist.

Wie viel spielen Kinder in Deutschland eigentlich Computer? Der Branchenverband Bitkom hat im Jahr 2014 das Spieleverhalten der 10- bis 11-Jährigen in Deutschland untersucht, die zumindest manchmal Computerspielen. Ergebnis: Im Schnitt verbrachten die Kinder 66 Minuten am Tag mit Computer-, Video- oder Onlinespielen - nach eigener Einschätzung. Das wären knapp acht Stunden die Woche.

Die Wissenschaftler vom Hospital del Mar im spanischen Barcelona hatten 2442 Kinder im Alter zwischen sieben und elf Jahren unter die Lupe genommen. Dabei wurden ihre Eltern einerseits gefragt, wie viel Zeit ihre Zöglinge mit Videospielen verbringen. Andererseits mussten sie Fragen zum Verhalten ihrer Kinder beantworten. Die Art der Videospiele wurde dabei nicht berücksichtigt.

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Die Forscher fanden aber nicht nur negative Effekte: So waren Kinder, die ein oder zwei Stunden pro Woche spielten, reaktionsschneller als Kinder, die nicht spielten. Der Effekt sei aber bei höherem Spielekonsum nicht ausgeprägter. „Videospielen an sich ist weder gut noch schlecht, die darauf verwendete Zeit gibt den Ausschlag“, sagte der Erstautor der Studie, Jesus Pujol.

Der Chef des Computerspielemuseums in Berlin, Andreas Lange, legt Wert darauf, dass nicht klar sei, ob bestimmtes soziales Verhalten durchs viele Spielen komme - oder ob es eher andersherum sei. So könnte es auch sein, dass die Ursache für schwieriges Verhalten bei den Eltern liegt. Diese Kinder suchen dann, was sie zu Hause nicht bekommen: In Videospielen werden sie beispielsweise oft belohnt.

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Kinder, die nur eine Stunde pro Woche spielen, kämen meist aus Familien, in denen es „eine große Aufmerksamkeit für das Miteinander“ gibt, sagt Lange. „Kinder, die das tun, tun das nicht von sich aus, sondern weil es die Eltern nicht erlauben.“ Nicht der geringe Spielekonsum, sondern das behütete Elternhaus sei der Grund für die guten Ergebnisse.

Wie viel Spielen ist also noch in Ordnung? Die Initiative klicksafe.de, hinter der unter anderem die Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz steckt, gibt zumindest eine Orientierungshilfe: bei 7- bis 10-Jährigen etwa 45 Minuten am Tag.

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