Blue Yonder
In den Kopf der Kunden schauen, ihre Kaufabsichten vorhersehen und abschätzen können, zu welchem Preis Jeans, Räucherlachs, Bohrmaschine oder Wok am besten weggehen – welcher Händler würde das nicht gerne tun? Der lernende Softwarealgorithmus des Karlsruher Elementarphysikers Michael Feindt und seines Geschäftsführers Uwe Weiss hat es bei solchen Prognosen zu beachtlicher Meisterschaft gebracht. Ihr Unternehmen Blue Yonder verspricht seinen Kunden, sie könnten ihre Gewinne mit der Analyse endloser verkaufsrelevanter Zahlenkolonnen um mehr als fünf Prozent steigern. Große Ketten wie Kaufland, die Drogeriekette dm, Bauhaus, Real oder der Versandhändler Otto hat das angelockt. Die Hamburger sind zudem einer der größten Investoren des Big-Data-Pioniers, der 2008 an den Start ging und heute mehr als 150 Spezialisten beschäftigt.
Cargonexx
Warum immer nur anderen die großen Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz nahe bringen, dachte sich Rolf Dieter Lafrenz, Chef der auf Medien spezialisierten Beratung Schickler in Hamburg? Mit seinem Geschäftsführungskollegen Andreas Karanas gründete er Ende 2015 die digitale Frachtbörse Cargonexx. Sie soll Spediteure und Fuhrunternehmen durch geschickte Preisgestaltung und Tourenplanung so perfekt zueinander bringen, dass nicht länger ein Drittel aller Lkw leer herumkurven. Motto: Bessere Auslastung, weniger verstopfte Straßen.
Spediteure melden auf Cargonexx einen Auftrag an; Cargonexx kalkuliert dafür in Sekundenschnelle einen Preis, abhängig von Faktoren wie Tageszeit, Wetter, Baustellen, Ferienterminen und Streckenverlauf. „Kein Mensch könnte all das überblicken“, sagt Lafrenz. Erhalten die Hamburger den Zuschlag, bieten sie Transporteuren die Fuhre mit einem Abschlag an und garantieren die Abwicklung. Sie selbst verdienen an der Differenz. Schon mehr als 1000 Fuhrunternehmen und fünf führende Spediteure machen mit. Bereits in zwei Jahren peilt das Start-up einen Umsatz von mehr als 400 Millionen Euro an.
Empolis
Das Kaiserslauterner Unternehmen, ein Kind des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), ist ein Urgestein der deutschen KI-Szene. Seit 1986, als noch kaum jemand über die Simulationstechnologie zum menschlichen Verstand sprach, wertet die Software der Pfälzer alle verfügbaren Informationen und Erfahrungen zu einem Problem aus und leitet daraus Empfehlungen ab. Dem Arzt verrät sie die beste Behandlung, dem Industriebetrieb, wann ein Kugellager in einer Werkzeugmaschine ausgetauscht werden muss, bevor diese ausfällt.
Geschäftsführer Stefan Wess hat eine klare Vision: „Menschen sollen keine falschen Entscheidungen mehr treffen müssen.“ Die Softwareschmiede beschäftigt 200 Mitarbeiter, setzte zuletzt 20 Millionen Euro im Jahr mit Kunden wie ABB, Airbus, Porsche, Siemens und Vodafone um und fasst auch in den USA zunehmend Fuß. Dort sind die Pfälzer etwa mit dem Gabelstaplerhersteller Crown und dem Automobilzulieferer Tweddle ins Geschäft gekommen.