Kultige TV-Funktion Warum der Videotext nicht totzukriegen ist

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Geldquelle Teletext

Eine Querfinanzierung der redaktionellen Arbeit durch Werbung im Text ist allerdings nur bei den Privatsendern möglich. Sender wie RTL, ProSieben und Sat 1 machen davon Gebrauch: Neben Nachrichten, Sportergebnissen und dem Fernsehprogramm beinhaltet der Teletext Werbung für unterschiedliche Angebote, von Astrologieberatung über Erotik bis hin zu Versicherungen. Je nach Positionierung im Teletext kostet die Schaltung von Werbung mehrere Tausend Euro in der Woche – ein einträgliches Geschäft.

RTL, mit 11 Prozent Marktanteil der quotenstärkste Anbeiter unter den Privatsendern, will auf „unabsehbare Zeit“ nichts am Videotext-Angebot ändern. Der Werbeumsatz sei stabil, es sei eineinträgliches Geschäft. Eine Abschaltung stehe nicht zur Debatte, heißt es auch bei ProSieben Sat 1. Man sehe hier ein „lukratives Geschäftsfeld“. Die öffentlich-rechtlichen Sender müssen sich an die Gesetzeslage halten: Laut Rundfunkstaatsvertrag ist der Teletext ein Telemedium und ist werbefrei zu halten.

Gute Zukunftsaussichten

Die ARD liefert zusätzlich zum Teletext seit 2008 den neuen Standard Hybrid Broadcast Broadband TV, kurz HbbTV, aus. Dieses System bietet deutlich mehr Möglichkeiten als der Teletext, unter anderem können Rundfunk- und Internetinhalte damit verknüpfen. Ein Anwendungsbereich dafür sind die Mediatheken, die über HbbTV ebenfalls abgerufen werden können. Seit 2011 wird diese Technologie in die meisten neuen Fernseher und Digitalempfänger integriert, vorausgesetzt diese verfügen über einen Netzwerkanschluss.

Laut Frauke Langguth vom ARD-Text entscheiden die Zuschauer, wie es mit dem Teletext weitergeht. "Die Informationsdichte im Teletext muss man mit einem neuen Angebot erstmal erreichen. Und vieles, was das Web Neues zu bieten hat, hatten wir eigentlich schon." Sie vergleicht den Teletext mit Twitter: Die Seitenzahlen sieht sie als Kurzlinks, die Kürze der Texte mit Tweets. "Kurz, knapp und übersichtlich – das sind die Stärken unseres Angebots."

Zudem beschäftigt sich der Sender mit neuen Formaten. Eins davon ist Teletwitter. Über dieses Format werden Kommentare von Twitter direkt in den Teletext eingespeist. Bisher wird Teletwitter vor allem für Sendungen wie den Tatort, Fußballspiele oder den Eurovision Song Contest angeboten.  

In Großbritannien wurde der Teletext bereits 2010 abgeschafft – allerdings ist dort auch das analoge Fernsehen bereits komplett abgeschaltet. In Deutschland wird sich der Technik-Methusalem vermutlich noch eine Weile halten und die Zuschauer über aktuelle Ereignisse informieren. Oder, wie Frauke Langguth sagt: "Die Seite 100 zeigt dir, ob die Welt noch steht."

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