Megaupload Kim Dotcom rechnet mit mauschelnden Staatslenkern ab

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Film-Industrie auf den Barrikaden

Gerade John Key greift Kim Dotcom im Interview nun wieder an. „Warner Brothers hat die neuseeländische Regierung gebeten, Maßnahmen gegen Megaupload einzuleiten – und das haben sie getan“, sagte er im Interview. Angeblich habe sich das Film-Studio, das für die Verfilmung des Tolkien-Romans „Der Hobbit“ verantwortlich ist, dafür persönlich mit dem Premierminister gesprochen. Weil Key auch für den Tourismus im Land verantwortlich ist, verhandelten die Filmstudios mit ihm über Steuererleichterungen in Höhe von rund 120 Millionen neuseeländischen Dollar. Auch Gesetze sollen gelockert worden sein, um lokalen Arbeitern weniger zahlen zu müssen. Schließlich würden die erfolgreichen Filme den Tourismus im Land beflügeln. „Außerdem wissen wir, dass Key Megaupload als Teil der Verhandlungen auf dem Silbertablett serviert hat“, behauptete Kim Dotcom.

Es ist kein Geheimnis, dass der Onlinedienst gerade den großen Filmstudios ein Dorn im Auge war. Das Finanzierungsmodell der großen Filmproduktionen basiert auf einem Lizenzmodell, das dafür sorgt, dass von Land zu Land neu verdient werden kann. Die öffentliche Verbreitung von Filmdateien im Netz unterwandert dieses Verfahren. Ob Key wirklich so reagiert hat, ist im Moment schwer zu beurteilen. Kim Dotcom hielt sich auf Nachfrage bedeckt. Belege für seine Aussagen wolle er erst in einem Gerichtsverfahren liefern. Ob das schon beim Auslieferungsverfahren im November der Fall sein könnte, ließ der Deutsche offen.

Einige seiner Server sind in den USA noch beschlagnahmt. „Ich warte sehnsüchtig darauf, sie wieder zu bekommen“, sagte er. Darauf habe er alle möglichen Beweise, Email-Verkehr mit nahezu allen großen Film-Studios und Produzenten, die Megaupload begrüßen.

Verschwörungstheorien

Neben John Key stellte Kim Dotcom noch eine Person an den Pranger. Zum wiederholten Male verteidigte er seine Verschwörungstheorie, dass Joe Biden, in Absprache mit Chriss Dodd, für das Schließen von Megaupload verantwortlich sei. Chris Dodd ist der Vorsitzende der Motion Picture Association of America (MPAA) und eng mit Joe Biden, Mitglied in Obamas Kabinett bis 2009, befreundet. Als Beweis brachte Dotcom Besuchsprotokolle aus dem Weißen Haus an.

Die Vorwürfe sind nicht neu. Dotcom hatte sie bereits kurz nach seiner Festnahme geäußerte. Die MPAA tat sie als haltlos ab.

Eins wird auch nach den neuen Äußerungen deutlich: Kim Dotcom ist nach wie vor heftig mitgenommen von dem SWAT-ähnlichen Einsatz, mit dem seine Festnahme vonstatten ging. In den nächsten Tagen will er neues Videomaterial online stellen, das zeigt, wie heftig der Einsatz war. Bereits kurz nach seiner Festnahme hatte er Bilder aus seinen Überwachungskameras zusammenschneiden und online stellen lassen.

Eines sei ihm durch den Angriff auf ihn jedoch deutlich geworden: „Wir brauchen einen sicheren Ort für unsere Dateien, auf den die Regierung nicht zugreifen kann“, sagte er. Aus dieser Überlegung heraus sei Mega entstanden. Die Seite soll vor allem sicher sein. Jeder User erstellt seinen eigenen Schlüssel. Den Link zur Seite kann nur öffnen, wer den passenden Zugangscode besitzt.

Seit den Berichten um die NSA-Bespitzelungen der US-Regierung mit dem Programm PRISM habe der Dienst besonders viele Mitglieder hinzugewonnen, sagt Kim Dotcom.

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