Der alte König stirbt. Für viele Versionen seines Internet Explorer (IE) leistet Microsoft ab dem 12. Januar keinen Support mehr. Updates für den Browser gibt es künftig nur noch für aktuellste IE-Version des jeweiligen Windows-Systems. Im Klartext: Falls noch nicht geschehen, sollten Nutzer von Windows Vista schleunigst auf den IE 9 updaten. Bei Windows 7 und Windows 8.1 wird ein Update auf den IE 11 dringend empfohlen. Alle unterstützten Versionen hat Microsoft auf einer eigenen Seite aufgelistet.
Weil die älteren Explorer-Versionen keine Sicherheitsupdates mehr bekommen, steigt das Risiko, Opfer einer Cyberattacke zu werden, beträchtlich. Web-Browser gelten als größtes Einfallstor für Viren und Hacker.
Wer glaubt, davon ist kaum noch jemand betroffen, irrt. Auf vielen älteren Rechnern und Firmen-Computern wurde lange kein Update mehr durchgeführt – und sind mit IE 9 oder älter unterwegs. Nach Schätzungen des Branchenmediums Computerworld surfen weltweit noch rund 340 Millionen Nutzer mit einer alten Explorer-Version im Netz.
Wie Windows wurde, was es ist
Der Urahn des inzwischen meistgenutzten PC-Betriebssystems kam im November 1985 auf den Markt. Damals war Microsoft noch ein Außenseiter, während der Platzhirsch IBM und der Aufsteiger Apple den Kampf um den PC-Markt auszufechten schienen. Anfangs arbeitete sich Windows nur mühsam ins Geschäft – denn Microsoft verzichtete zunächst angesichts eines jahrelangen Patentstreits mit Apple auf grafische Bedienungselemente.
Mit dieser Version lernte Windows 1992, Videos abzuspielen, bekam die ersten integrierten Spiele und neue Schriften. Die Grundansicht mit den überlappenden Fenstern und einem Desktop für Programm-Symbole blieb – mit einigen Design-Änderungen – lange erhalten.
Parallel zu den Consumer-Versionen von Windows entwickelte Microsoft nach dem Scheitern des OS/2-Projektes mit IBM eine Windows-Version mit einem neuen Programm-Kern („Windows New Technology“). NT wurde mit Windows 2000 fortgeführt und ging später in Windows XP auf.
Die radikale Erneuerung von 1995 brachte in Grundzügen das Windows, das heute praktisch jeder kennt. Unter anderem wurde der „Start“-Knopf mit dem Balken am unteren Bildschirmrand eingeführt. Nachdem nachträglich der Web-Browser Internet Explorer zum Windows-Grundpaket hinzugefügt wurde, setzte sich Microsoft zum Ärger der Wettbewerbshüter in diesem Bereich gegen den Pionier Netscape durch. Auf die Version folgten die kleineren Aktualisierungen Windows 98 und ME.
2001 brachte Microsoft die bisher langlebigste Version seines Betriebssystems auf den Markt. Mit Windows XP wurden viele visuelle Effekte hinzugefügt, ebenso wie wichtige Funktionen wie etwa schneller Benutzerwechsel, eine integrierte Firewall für mehr Sicherheit und verbesserter Medienwiedergabe.
Das Betriebssystem Windows Vista sollte XP verdrängen, wurde von den Nutzern aber weitgehend ignoriert. Die 2007 veröffentlichte Version bot zwar neue Bildschirmansichten, aber eine für viele Nutzer verwirrende Rechteverwaltung für Benutzerkonten. Erst mit der Vorstellung von Windows 7 im Oktober 2009 konnte Microsoft die Anwender wieder überzeugen.
Mit Windows 8 rüstet sich Microsoft für den Wandel der Computer-Welt: Die neue Kacheloberfläche ist für Touchscreens ausgelegt und eignet sich damit auch für Tablet-Computer – äußerlich ähnelt das System damit dem Smartphone-Betriebssystem Windows Phone. Microsoft stellte Windows 8 im Oktober 2012 vor. Gerade an der neuen Bedienung wurde jedoch schnell viel Kritik laut.
Ein Update für Windows 8 kam im Oktober 2013 auf den Markt. Das kostenlose Windows 8.1 soll die größten Kritikpunkte an dem Vorgänger ausräumen. So können Nutzer direkt auf den Desktop starten und so die Kacheloberfläche umgehen. Zudem kehrt der Startknopf zurück, wenn auch nicht das klassische Startmenü.
Mit Windows 10 bietet Microsoft eine einheitliche technische Plattform für PCs, Tablets und Smartphones an. Das von Nutzern ersehnte Start-Menü kehrt auf den Desktop zurück. Am 29. Juli 2015 stellte der Softwaregigant das jüngste Betriebssystem vor. Ein Jahr lang war das Upgrade auf Windows 10 für Computer mit Windows 7 und 8.1 kostenlos. Was das neue System bringt und für welche Nutzer es sinnvoll ist, lesen Sie hier.
Dass Microsoft den Support für die älteren Varianten auslaufen lässt, hängt auch damit zusammen, dass der Konzern die Nutzer hin zu seinen neuen Browsern, insbesondere dem mit Windows 10 eingeführten Edge, schieben möchte. Denn im Kampf der Browser verliert der einstige Web-König immer mehr an Boden.
In Deutschland liegt der Internet Explorer 11 laut Statcounter im Januar 2016 deutlich abgeschlagen auf Rang 3 der beliebtesten Browser – hinter Chrome und Firefox (siehe Grafik). Der Nachfolger Edge kommt nur auf einen Anteil von weniger als drei Prozent.