Samsung Pay ist erstaunlich einfach. Man aktiviert eine App auf seinem Samsung-Smartphone, hält das Handy an ein Kassenterminal – und hat bezahlt. Ohne lästiges Suchen nach Bargeld, dem Satz „Warten Sie, ich habs gleich“ oder „Haben Sie einen Cent?“, während hinter einem die Schlange immer länger wird. Das Kreditkartenunternehmen Visa geht nach eigener Aussage davon aus, dass Menschen in den kommenden Jahren verstärkt mobil zahlen. Bis 2020 sei europaweit an allen Kassenterminals mobiles Bezahlen möglich, so der Visa-Europe-Manager Volker Koppe.
Dass mobiles Bezahlen – also das Zahlen mittels mobilen Geräten wie einem Handy – bis 2020 in allen Geschäften möglich sein wird, darin sind sich die Experten einig. „Das ist ziemlich sicher“, erklärt Key Pousttchi, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Uni Potsdam. An allen Kassenterminals, an denen man kontaktlos mit Karte zahlen kann, kann man auch mit Handy oder anderen mobilen Geräten zahlen. Den Verkäufern ist das nur oft nicht bewusst: „Ich habe neulich an einer Tankstelle an der Ostsee kontaktlos mit Karte gezahlt - die Kassiererin war sehr überrascht, das Terminal nicht“, erklärt Pousttchi.
Der Branchenverband Bitkom schätzt die Zahl der Kassenterminals mit kontaktloser Bezahl-Technologie auf acht Prozent. Tendenz steigend. Kürzlich führte beispielsweise Aldi Nord kontaktloses Zahlen in seinen 2400 Filialen ein.
Doch wird die breite Masse solche Verfahren nutzen? Momentan ist Deutschland ein Bargeld-Land, wie eine repräsentative Studie der Bundesbank aus dem Jahr 2014 zeigt. Seit 2008 ist die Bargeld-Quote konstant hoch. Vier von fünf Transaktionen begleichen die Deutschen in cash. Geht man nach Umsätzen, so bezahlen die Bürger mehr als die Hälfte ihrer Ausgaben bar. Laut Pousttchi wird Mobile Payment kurzfristig daran nichts ändern. „Bisher gibt es keine wirklich attraktiven mobilen Bezahlverfahren auf dem Markt.“
Rabatte als Anreiz?
Ähnlich sieht das Hans-Martin Kraus, Head of Payments beim Technologie-Beratungsunternehmen Capco. „Neue Technologien, die das Bezahlverhalten ändern sollen, müssen einschneidende Verbesserungen bieten zu bestehenden Methoden.“ Bei Mobile Payment fehlen solche Verbesserungen bisher.
Auch das Rabattargument überzeugt Kraus nicht. Rabatte bieten demnach einen Zusatznutzen gegenüber etablierten Bezahlmethoden, was Verbraucher zum mobilen Zahlen animieren könnte. Zahlt man beispielsweise mit dem Smartphone, bekommt man einen Rabatt oder andere Vorteile gutgeschrieben - und das in einem Bezahlvorgang, ohne ein Coupon-Heftchen aus der Tasche holen zu müssen. Google lockt Kunden bei seinem Bezahldienst Android Pay mit einem Bonusprogramm für Marken wie Coca Cola. Kraus glaubt nicht, dass viele Menschen wegen Rabatte zum mobilen Bezahlen wechseln werden. „Der preisliche Spielraum bei Rabatten reicht nicht aus, um Verhalten zu ändern.“