Netzwirtschaft Die 100 wichtigsten Internet-Köpfe in Deutschland

Deutschland ist im Internet-Rausch. Wieder einmal. Welche Gründer, Investoren und Manager die technologische Entwicklung der Netzwirtschaft in den nächsten Jahren bestimmen werden – und welche Pläne sie haben.

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Alexander Ljung (Soundcloud)

1: Alexander Ljung (Soundcloud)

Für Alexander Ljung hat das Jahr mit einem „Big Bang“ begonnen, und das ließ er seine Freunde auch prompt via Twitter-Nachricht aus Miami wissen. Zum Jahreswechsel hatte sich der 30-jährige Chef einer Online-Plattform für Musiker den Fuß gebrochen. Was da noch keiner ahnt: Der eigentliche Knall steht erst noch bevor.

Nur Stunden später verkündet Ljung, sein Startup Soundcloud habe eine neue Finanzierungsrunde abgeschlossen. 50 Millionen Dollar stecken Investoren in das Unternehmen, schreibt das Geek-Blog Techcrunch. Damit wäre Soundcloud 200 Millionen Dollar wert – nicht schlecht für ein Startup, das gerade einmal knapp fünf Jahre alt ist.

Das Silicon Valley produziert solche Geschichten wie am Fließband. Ljung aber gründet nicht in San Francisco. Er und sein Studienfreund Eric Wahlforss, 32, starten ihr Unternehmen 2007 in Berlin. Wenig später stellen sie Soundcloud ins Netz. Auf der Seite können Menschen Musik und Tondateien aller Art veröffentlichen, gemeinsam bearbeiten und mit anderen teilen. Ihre Idee schlägt ein: Mehr als 14 Millionen Musikfans haben sich seither registriert. Und inzwischen melden sich jeden Monat eineinhalb Millionen weitere an.

Gut möglich, dass Soundcloud der ersehnte Beweis dafür ist, dass nun auch deutsche Startups grundlegende Innovationen im Internet hervorbringen können. Für die WirtschaftsWoche und die Web-Konferenz Next Berlin ist Ljung daher die Nummer eins des Rankings der einflussreichsten Köpfe aus Deutschlands Internet-Wirtschaft. Auf der Next treffen sich diese Woche zahlreiche Entscheider der Web-Ökonomie.

„Heute fließt zu viel Kapital in Startups“

Ljung setzte sich gegen Hunderte Vorschläge aus dem Netz sowie Dutzende Nominierte eines zwölfköpfigen Expertengremiums durch. Die Vielzahl der Kandidaten zeigt, wie unübersichtlich die Lage wird. Berlin 2012, das sei wie San Francisco in den Neunzigern, meinen einige – kreativ, undefiniert, wild. Das will niemand verpassen. Gründer, Investoren und frühere Unternehmer – sie alle wollen Teil der neuen Internet-Party sein. „Manchmal habe ich das Gefühl, in Berlin gibt es mehr Investoren als Startups“, sagt Lars Hinrichs, der einst das Kontaktnetz Xing gegründet hat und nun mit seiner Investmentfirma HackFwd innovative Jungunternehmen finanziert. Jahrelang klagte die Szene über zu wenig Geld. „Heute fließt eher zu viel Kapital in Startups“, sagt Hinrichs. Damit werde auch öfter Unsinn finanziert.

Alte Internetstars und junge Wilde an der Börse
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twitter Quelle: dpa

Dennoch könnte es dieses Mal besser laufen als zu Zeiten der New Economy, dem ersten Hype zur Jahrtausendwende, der mit geplatzten Börsenträumen endete. Heute ist es nicht nur technisch einfacher und billiger, Unternehmen aufzubauen. Deutsche Startups entwickeln heute auch „wertvolle Infrastruktur, die von anderen Diensten genutzt wird und neue Web-Ökosysteme entstehen lässt“, sagt Ciarán O’Leary vom Startup-Investor Earlybird. Das zeige kaum ein Unternehmen so gut wie Ljungs Soundcloud. Radiosender bedienen sich der Plattform, um Mitschnitte ins Internet zu stellen, und Privatnutzer bringen mit der Technik eigene Musik online. „Soundcloud ist damit der Quasi-Standard für das Teilen von Ton-Inhalten im Internet“, sagt O’Leary.

Dabei will Ljung anfangs nur ein Problem lösen: Seit jeher komponiert er Elektro-Beats und eigene Lieder. Was ihm fehlt, ist ein Weg, mit Freunden online an selbst geschriebener Musik zu arbeiten oder ihnen die neuesten Ideen vorzuspielen. Damit ist die Idee für Soundcloud geboren.

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