2: Philipp Schindler (Google)
Formal ist Philipp Schindler, Googles Vice President Global Business Operations, dafür verantwortlich, dass Kunden Suche, Googlemail oder Maps nutzen können. Und er konzipiert neue Werbeangebote für mittelständische Kunden. Doch wenn sie in der Konzernzentrale wieder über die Sonderlichkeiten ihres weltweit drittwichtigsten Marktes rätseln, dann ist Schindler vor allem als Deutscher gefragt.
Dass der gebürtige Düsseldorfer und frühere Google-Nordeuropachef im Herbst 2011 als erster Deutscher in die zweitoberste Etage des Online-Giganten aufstieg, bezeichnen Ex-Kollegen aus Deutschland als „absoluten Glücksfall“. Schindler, der im Streit um Google-Street-View schon mit Ex-Innenminister Thomas de Maizière und Bundeskanzlerin Angela Merkel verhandelte, bestimme direkt oder indirekt mit, „wie sehr sich Google in Wachstumsfeldern wie mobilen Internet-Angeboten auch auf Befindlichkeiten der deutschen Internet-Gemeinde einstellt“.
Dass etwa der Netzriese sein weltweit für Datenschutz-Themen zuständiges Entwicklungsbüro mit rund 150 Beschäftigten heute in München betreibe, habe „natürlich der Philipp noch zu seiner Zeit in Europa vorangetrieben“, heißt es in der Deutschland-Zentrale in Hamburg.
Gut möglich also, dass nicht nur Googles weltweites Mittelstandsgeschäft unter der Ägide des passionierten Kitesurfers und Skifahrers an Schwung gewinnt, sondern dass der Web-Riese Google auch etwas sorgsamer durch das Minenfeld des deutschen Datenschutzes stapft.
3: Christophe Maire (Txtr)
Wenn man einem Gründer brillantes Gespür für Timing zuschreiben kann, dann Christophe Maire. Der 44-jährige Schweizer ging bereits mit zwei Unternehmen an den Start, die ihrer Zeit voraus waren – und doch genau richtig lagen. 1999 gründete er in Berlin den Navigationssoftware-Anbieter Gate5, als der Hype um den Neuen Markt den Höhepunkt erreichte.
Kurz darauf brach alles zusammen, und Internet-Unternehmen „schlug eine regelrecht feindliche Stimmung entgegen“, erinnert sich Maire. Doch er entwickelte das Unternehmen mit 70 Mitarbeitern weiter und verkaufte es 2006 für geschätzt 250 Millionen Dollar an Nokia.
Zwei Jahre später gründet er mit Ex-Gate5-Kollegen das Bücher-Startup Txtr. Statt, wie anfangs geplant, ein eigenes E-Book-Lesegerät zu entwickeln, verbündet sich Maire mit Hardwareherstellern wie Acer, Asus, Dell und Lenovo. Die haben elektronische Lesegeräte im Programm, verfügen aber nicht über eigene E-Book-Läden. Inzwischen betreibt Maire virtuelle Buchshops in 25 Ländern.
Eines seiner wichtigsten Anliegen neben dem Tagesgeschäft ist, anderen Gründern zu helfen. Er will die Gründerszene voranbringen und investiert dafür nicht nur Geld – er hilft mit Know-how und seinem verzweigten Kontaktenetz – unter anderem beim Musikdienst Soundcloud, dem Fotoportal EyeEm und bei der Software Phonedeck, mit der Nutzer am Rechner die Daten ihres Handys verwalten können.
„Talentierte Leute muss man ermutigen“, sagt Maire. Denn ein Ökosystem, wie es in Berlin entstanden sei, lebe von ihnen. Maire ist sich sicher: „Die nächsten zehn Jahre werden für die Branche extrem fruchtbar.“