Netzwirtschaft Die 100 wichtigsten Internet-Köpfe in Deutschland

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Platz 2 und 3

Philipp Schindler Quelle: Reuters

2: Philipp Schindler (Google)

Formal ist Philipp Schindler, Googles Vice President Global Business Operations, dafür verantwortlich, dass Kunden Suche, Googlemail oder Maps nutzen können. Und er konzipiert neue Werbeangebote für mittelständische Kunden. Doch wenn sie in der Konzernzentrale wieder über die Sonderlichkeiten ihres weltweit drittwichtigsten Marktes rätseln, dann ist Schindler vor allem als Deutscher gefragt.

Dass der gebürtige Düsseldorfer und frühere Google-Nordeuropachef im Herbst 2011 als erster Deutscher in die zweitoberste Etage des Online-Giganten aufstieg, bezeichnen Ex-Kollegen aus Deutschland als „absoluten Glücksfall“. Schindler, der im Streit um Google-Street-View schon mit Ex-Innenminister Thomas de Maizière und Bundeskanzlerin Angela Merkel verhandelte, bestimme direkt oder indirekt mit, „wie sehr sich Google in Wachstumsfeldern wie mobilen Internet-Angeboten auch auf Befindlichkeiten der deutschen Internet-Gemeinde einstellt“.

Die Billion-Dollar-Start-ups
Foursquare auf dem iPhone Quelle: dapd
airbnb Quelle: Screenshot
Das undatierte Firmenhandout des Internet-Musik-Diensts Spotify zeigt den Firmengründer einen Screenshot der Plattform Quelle: dpa
Bleacher ReportDie Sportseite Bleacher Report gibt es erst seit 2007. Mittlerweile besuchen rund 25 Millionen Nutzer pro Monat die Homepage, um sich Videos, Analysen und Hintergrundberichte zu verschiedensten Sportthemen anzusehen. Die Zahl der sogenannten unique user macht den bleacher report zur viertgrößten Sport-Website im Netz. Für Nachrichtendienste ohne Sportberichterstattung wäre der Kauf von br also eine Überlegung wert. Quelle: Screenshot
FabBei der Shopping-Community Fab macht pro Tag rund 300.000 Dollar Umsatz. Die mehr als drei Millionen Nutzer können über Fab nach ihren Lieblings-Designer-Stücken suchen und beim Einkauf bis zu 70 Prozent sparen. Das Unternhemen hinter der Community hat bereits 50 Millionen Dollar Investorengelder einsammeln können und ist derzeit um die 200 Millionen Dollar wert. Für Groupon oder andere Schnäppchen-Anbieter wäre Fab eine gute Ergänzung. Quelle: Screenshot
A visitor tries on the new game "Angry Birds Space" during a launching ceremony in Hong Kong Quelle: dapd
PathMit der App Path können Nutzer private Momente, Bilder und Videos mit ihren Freunden teilen. Path funktioniert quasi wie ein Tagebuch, das ein bestimmter Kreis von Menschen lesen darf und von dem bestimmte Einträge auch bei Twitter, Foursquare, Facebook oder Tumblr veröffentlicht werden können. Rund drei Millionen Menschen nutzen das soziale Netzwerk für unterwegs. Google hatte schon einmal bei Erfinder Dave Morin angeklopft und ein 100 Millionen Dollar für Path geboten. Morin lehnte jedoch ab. Quelle: Screenshot

Dass etwa der Netzriese sein weltweit für Datenschutz-Themen zuständiges Entwicklungsbüro mit rund 150 Beschäftigten heute in München betreibe, habe „natürlich der Philipp noch zu seiner Zeit in Europa vorangetrieben“, heißt es in der Deutschland-Zentrale in Hamburg.

Gut möglich also, dass nicht nur Googles weltweites Mittelstandsgeschäft unter der Ägide des passionierten Kitesurfers und Skifahrers an Schwung gewinnt, sondern dass der Web-Riese Google auch etwas sorgsamer durch das Minenfeld des deutschen Datenschutzes stapft.

3: Christophe Maire (Txtr)

Wenn man einem Gründer brillantes Gespür für Timing zuschreiben kann, dann Christophe Maire. Der 44-jährige Schweizer ging bereits mit zwei Unternehmen an den Start, die ihrer Zeit voraus waren – und doch genau richtig lagen. 1999 gründete er in Berlin den Navigationssoftware-Anbieter Gate5, als der Hype um den Neuen Markt den Höhepunkt erreichte.

Kurz darauf brach alles zusammen, und Internet-Unternehmen „schlug eine regelrecht feindliche Stimmung entgegen“, erinnert sich Maire. Doch er entwickelte das Unternehmen mit 70 Mitarbeitern weiter und verkaufte es 2006 für geschätzt 250 Millionen Dollar an Nokia.

Zwei Jahre später gründet er mit Ex-Gate5-Kollegen das Bücher-Startup Txtr. Statt, wie anfangs geplant, ein eigenes E-Book-Lesegerät zu entwickeln, verbündet sich Maire mit Hardwareherstellern wie Acer, Asus, Dell und Lenovo. Die haben elektronische Lesegeräte im Programm, verfügen aber nicht über eigene E-Book-Läden. Inzwischen betreibt Maire virtuelle Buchshops in 25 Ländern.

Eines seiner wichtigsten Anliegen neben dem Tagesgeschäft ist, anderen Gründern zu helfen. Er will die Gründerszene voranbringen und investiert dafür nicht nur Geld – er hilft mit Know-how und seinem verzweigten Kontaktenetz – unter anderem beim Musikdienst Soundcloud, dem Fotoportal EyeEm und bei der Software Phonedeck, mit der Nutzer am Rechner die Daten ihres Handys verwalten können.

„Talentierte Leute muss man ermutigen“, sagt Maire. Denn ein Ökosystem, wie es in Berlin entstanden sei, lebe von ihnen. Maire ist sich sicher: „Die nächsten zehn Jahre werden für die Branche extrem fruchtbar.“

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