PC-Schutz Der Weg zur perfekten Firewall

Firewalls sind eine wichtige Verteidigungslinie, um Internet-Angreifer von Ihrem PC fernzuhalten. Doch der Markt freier und kostenpflichtiger Produkte ist unübersichtlich. Was Verbraucher wissen und kaufen sollten.

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Schloss Quelle: dpa

Die persönliche Online-Brandmauer namens Firewall hat schon manchen Nutzer zur Weißglut getrieben. Sie sperrt plötzliche Zugänge, erlaubt Updates nicht mehr oder ist doch nicht so zuverlässig wie gehofft. Warum eine Brandmauer für den PC trotzdem wichtig ist, und welche Produkte sich lohnen.

Was ist eine Firewall überhaupt?

Mit einer Firewall (englisches Wort für "Brandmauer" oder auch "Feuerschutzwand") lässt sich kontrollieren, welche Daten über das Internet auf den Rechner gelangen. Unerwünschter Datenverkehr - beispielsweise Angriffe durch böswillige Hacker - lassen sich so gegebenenfalls abwehren, noch bevor sie zum PC gelangen. Standardmäßig überwacht eine Firewall eingehenden Datenverkehr, doch sogenannte Personal Firewalls ergänzen dies durch eine weitere Komponente, die auch kontrollieren kann, welche Daten von Programmen, die auf dem Rechner laufen, ins Internet geschickt werden. So lässt sich beispielsweise verhindern, dass Anwendungen, die das eigentlich nicht müssten, persönliche Daten weitergeben.

Welche Firewalls gibt es?

Alle großen Anti-Viren- und Internet-Sicherheitspakete von Herstellern wie Norton, F-Secure, Kaspersky, Avira, G Data oder McAfee enthalten stets auch eine Firewall mit mehr oder minder umfangreichen Funktionen (siehe Seite 2). Hinzu kommen freie Produkte, die vor allem auf den Firewall-Aspekt setzen, etwa Zone Alarm oder Comodo. Zudem bringt Windows selbst eine eigene Online-Brandmauer mit, die gar nicht schlecht funktioniert. Apple-Nutzer können auf eine in OS X eingebaute Firewall zurückgreifen oder auf Speziallösungen wie Little Snitch (siehe Seite 3).

Die größten Hacker-Angriffe aller Zeiten
Telekom-Router gehackt Quelle: REUTERS
Yahoos Hackerangriff Quelle: dpa
Ashley Madison Quelle: AP
Ebay Quelle: AP
Mega-Hackerangriff auf JPMorganDie US-Großbank JPMorgan meldete im Oktober 2014, sie sei Opfer eines massiven Hackerangriffs geworden. Rund 76 Millionen Haushalte und sieben Millionen Unternehmen seien betroffen, teilte das Geldhaus mit. Demnach wurden Kundendaten wie Namen, Adressen, Telefonnummern und Email-Adressen von den Servern des Kreditinstituts entwendet. Doch gebe es keine Hinweise auf einen Diebstahl von Kontonummern, Geburtsdaten, Passwörtern oder Sozialversicherungsnummern. Zudem liege im Zusammenhang mit dem Leck kein ungewöhnlicher Kundenbetrug vor. In Zusammenarbeit mit der Polizei gehe die Bank dem Fall nach. Ins Visier wurden laut dem Finanzinstitut nur Nutzer der Webseiten Chase.com und JPMorganOnline sowie der Anwendungen ChaseMobile und JPMorgan Mobile genommen. Entdeckt wurde die Cyberattacke Mitte August, sagte die Sprecherin von JPMorgan, Patricia Wexler. Dabei stellte sich heraus, dass die Sicherheitslücken schon seit Juni bestünden. Inzwischen seien die Zugriffswege jedoch identifiziert und geschlossen worden. Gefährdete Konten seien zudem deaktiviert und die Passwörter aller IT-Techniker geändert worden, versicherte Wexler. Ob JPMorgan weiß, wer hinter dem Hackerangriff steckt, wollte sie nicht sagen. Quelle: REUTERS
Angriff auf Apple und Facebook Quelle: dapd
 Twitter Quelle: dpa

Hat mein Router (Fritzbox, Speedport, Linksys, etc.) nicht sowieso schon eine Firewall?

Ja, die meisten handelsüblichen Geräte, die den Internet-Zugang per DSL, TV-Kabel oder LTE herstellen, verfügen normalerweise über eine Firewall. Darüber sind Systeme in Ihrem heimischen Netzwerk abgesichert, weil sie nach außen nicht mehr als einzelne Geräte erscheinen. Das funktioniert über die sogenannte NAT-Technik ("Network Address Translation", näheres siehe hier). Dabei haben alle Rechner, Drucker, Smartphones und Zusatzgeräte im heimischen Netz nach außen hin eine einzige öffentliche Internet-Adresse, untereinander kommunizieren sie aber über private Adressen, die von draußen nicht direkt ansprechbar sind.

Das heißt aber noch nicht, dass allein die Verwendung der Router-Firewall ausreicht. So haben auch Router Lücken, wie sich zuletzt an schwerwiegenden Problemen mit AVM-Geräten zeigte. Hinzu kommt, dass bestimmte Zugangsbereiche, Ports genannt, zur Nutzung von beliebten Diensten offen sein müssen. Deshalb lohnt es sich, auch auf dem eigenen Rechner noch eine Firewall zu aktivieren. Diese kann zudem Programme daran hindern, mit dem Internet Kontakt aufzunehmen, wenn Sie dies nicht wollen (siehe oben).

Wie kann ich prüfen, ob mein PC aus dem Internet erreichbar und damit potenziell angreifbar ist?

Im Netz gibt es mehrere Prüftools, die Sie dazu verwenden können. Gut geeignet ist beispielsweise der Netzwerkcheck (direkt zum Test hier), den die renommierte Computerzeitschrift c't zusammen mit dem Landesbeauftragten für den Datenschutz des Landes Niedersachsen anbietet. Hier lässt sich checken, ob der eigene Router sowie die dahinterliegenden Geräte abgesichert sind oder es offene Zugänge (Ports) gibt, über die Angreifer eindringen könnten.

Von gratis bis teuer: Vier empfehlenswerte Firewalls

Windows-Firewall Quelle: Screenshot

Welche Probleme kann es mit Firewalls geben?

Sowohl normale Firewalls, die Angriffe von außen abwehren, als auch solche, die Anwendungen den Zugriff auf das Netz verbieten (Personal Firewalls), können Grund für Netzwerkstörungen sein. Das gilt besonders für Programme, die keine Standardverbindungen nutzen, etwa Peer-to-Peer-Programme zum Dateitausch oder Chat sowie Kommunikationsprogramme aus dem Bereich der Internet-Telefonie. Hier hilft nur, sich die jeweilige Anleitung genau durchzulesen, um sicherzustellen, dass die entsprechenden Freigaben erteilt wurden. Das geschieht dann aber auf eigene Gefahr: Öffnet man einem Programm die Verbindung, können potenziell auch Angreifer von Außen über diesen Kanal zugreifen. Deshalb ist es sinnvoll, Freigaben nur auf einzelne Programme zu beschränken. Anwendungen wie Zone Alarm (Windows) oder Little Snitch (Mac) erlauben dies.

Sollte ich meine Firewall aktuell halten?

Nicht nur bei Betriebssystemen, Anti-Viren-Programmen und anderen Ihnen wichtigen Software-Titeln ist es von großer Bedeutung, diese regelmäßig auf den neuesten Stand zu bringen, um von gestopften Sicherheitslücken und neuen Verbesserungen profitieren zu können. Auch Firewalls werden von ihren Herstellern aktualisiert und sollten entsprechend mit Updates versorgt werden. Diese Aktualisierungen erscheinen besonders bei Bedrohungslagen in kurzen Abständen, weshalb es sich lohnt, regelmäßig nach Updates zu suchen.

ZoneAlarm Quelle: Screenshot

Windows: Zone Alarm (kostenlos)

Zone Alarm von Check Point gehört zu den Klassikern unter den sogenannten Personal Firewalls. Diese schützen nicht nur vor eingehenden Angriffen, sondern blockieren auch unerwünschte Internet-Zugriffe durch Anwendungen.

Insgesamt vier verschiedene Varianten von Zone Alarm gibt es. Wer bereits einen Standard-Virenschutz verwendet, sollte sich die "Free Firewall"-Version herunterladen, die völlig ausreichend ist und inzwischen auch mit Windows 8.1 zusammenarbeitet. Integriert ist eine Zweiwege-Firewall, die Programme auch auf verdächtiges Verhalten untersuchen kann und Nutzer dann warnt.

Etwas störend: Es wird auch eine Privatsphären- und Sicherheits-Toolbar mitgeliefert, die versucht, Einstellungen bei Facebook und Co. zu überprüfen. Sie sollte am besten nicht mitinstalliert werden, weil es hier bessere Alternativen gibt. Gut: Zone Alarm kann auch warnen, wenn man problematische Dateitypen auf den Rechner herunterlädt.

Comodo Quelle: Screenshot

Windows: Comodo (kostenlos)

Die Comodo-Firewall ist eigentlich Teil des kostenpflichtigen Anti-Viren-Paketes Comodo Internet Security Pro, wird aber gratis als Einzelbestandteil zum Download angeboten. Die Lösung glänzt durch eine leichte Installation und ausführliche Informationen zu Einstellungen. Sie kann nicht nur problematische Verbindung filtern, sondern erlaubt es auch, bestehende Verbindungen abzubrechen, sollten die sich als problematisch erweisen.

Laut einer Untersuchung der "Computerwoche" schneidet Comodo im Test von fünf verschiedenen kostenlosen Firewalls in der sogenannten Leak-Überprüfung am besten ab. Dabei wird überprüft, wie gut es einer Sicherheitslösung gelingt, gesperrte Anwendungen daran zu hindern, mit dem Internet Kontakt aufzunehmen. Selbst einen Trick über den Internet Explorer soll Comodo dabei blockiert haben.

Weniger gut: Auch diese Software versucht einmal wieder, Programme auf den Rechner zu schleusen, die der Nutzer eigentlich gar nicht wollte. Deshalb beim Setup genau schauen, was angeklickt wurde.

Brandmauern in OS X

Welche Smartphones Hacker lieben
Das Team des russischen Antiviren-Herstellers Kaspersky Quelle: dpa
Google-Logo hinter dem Android-Roboter Quelle: dapd
Rekonstruktion des trojanischen Pferdes Quelle: ap.
Smartphones von Nokia Quelle: dapd
Eine Frau tippt eine SMS Quelle: REUTERS
Multimedia-Smartphone N8 von Nokia Quelle: dpa
Ein Apple iPhone der 4. Generation Quelle: dpa

Windows: Kaspersky Internet Security 2014 (60 Euro pro Jahr)

Das Internet-Security-Paket von Kaspersky geht deutlich über eine einfache Firewall hinaus - die für drei PCs 60 Euro im Jahr teure Lösung liefert zusätzlich noch einen Malware-Schutz, Sicherheitslösungen für Online-Banking und E-Commerce, hat eine Kinderschutzfunktion und soll auch Phishing-Angriffen etwas entgegensetzen können.

Die reine Firewall-Funktion erhielt bei einer Untersuchung der Vorversion durch die "Stiftung Warentest" ein gutes "befriedigend", was auch durch die gute Handhabung begründet war. Die Anti-Viren-Funktion soll sogar den verlässlichsten Wächter geboten haben, schreiben die Warentester.

Der Netzwerkschutz in der Kaspersky-Firewall erlaubt es, genau festzulegen, welche Internet-Aktivitäten eine Anwendung verwenden darf und welche nicht. Dabei hilft eine Vertrauenseinschätzung bei der Entscheidungsfindung. Störend ist, dass man sich erst ein wenig einlesen muss, um alle Funktionen zu verstehen - aber das bringt der Umfang der Möglichkeiten eben mit sich.

Mac: Little Snitch (36 Euro)

Die Anwendung Little Snitch, zu Deutsch "kleine Petze", gibt es schon seit zehn Jahren. Ihre Hauptfunktion ist die einer Personal Firewall: Jedes Mal, wenn eine nicht zugelassene Anwendung versucht, Kontakt mit dem Internet aufzunehmen, fragt Little Snitch erst einmal nach, was getan werden soll. Das Programm bietet umfangreiche Einstellmöglichkeiten, so kann man beispielsweise nur ganze Server blockieren und nicht nur einzelne Adressen, die Firewall kurzzeitig abschalten und sich über einen Netzwerkmonitor anzeigen lassen, was da gerade alles an Daten herausgeht.

Seit der jüngsten Version 3 verfügt Little Snitch zudem über eine Firewall für eingehende Verbindungen, die die Brandmauer in OS X ergänzen kann. Die zahlreichen Möglichkeiten bringen allerdings insbesondere Einsteiger ins Schwitzen, die möglicherweise Programme blockieren, die man weiterhin zum funktionieren des Rechners braucht.

Ein Studium des (zum Glück guten) Handbuchs ist daher angeraten.

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