Raubkopierer Hollywoods letztes Gefecht

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Kampfansage aus Hollywood

iTunes Music Store Quelle: AP

Seit der Schließung von Megaupload beobachtet die GVU jedoch wieder einen Anstieg der Rapidshare-Links. Die Piraten suchen nach Alternativen zu den Mega-Seiten, doch viele Anbieter haben nach der Razzia Angst bekommen. Uploadbox stellte seinen Dienst ein, andere stoppen die Bonusprogramme und reduzieren die Funktionen massiv, wie Filesonic, Fileserve oder Uploaded.to
Denn Hollywood will endlich härtere Seiten im Kampf gegen Raubkopierer aufziehen. Wie groß auch der politische Druck ist, zeigt der Fall Robert Bennett: Schmitz hatte den Staranwalt angeheuert, der schon Bill Clinton in der Lewinsky-Affäre verteidigte. Doch kurz darauf legte Bennett sein Mandat schon wieder nieder. Die offizielle Begründung: Interessenskonflikte mit einem anderen Klienten.

Katz und Maus
Hollywood zieht in die Schlacht, weil der von der Medienindustrie gegen viel Widerstand durchgedrückte Digital Millenium Act sich als stumpfe Waffe erweist. Das 1998 vom US-Kongress verabschiedete Gesetz verpflichtet Internet-Betreiber, illegale Inhalte auf Aufforderung des Rechteinhabers zu entfernen. Mega-Upload soll sich sogar daran gehalten haben. Aber laut den Ermittlern nicht die beanstandeten Inhalte, sondern nur die zu ihnen führenden Links gelöscht haben. Um diese durch ihre Nutzer wieder neu anlegen zu lassen.

Um dieses Katz und Maus Spiel zu beenden, wollte Hollywood zwei juristische Superkeulen namens SOPA und PIPA einsetzen. Vereinfacht gesagt, sollten alle Links, die auf raubkopierte Inhalte verweisen, gelöscht und deren Betreiber blockiert werden. Suchmaschinen-Anbieter wie Google sollten Anbieter wie Megaupload aus ihrem Index entfernen, damit diese nicht mehr gefunden werden können.

Der Zeitpunkt schien günstig. Denn in den USA ist der Präsidentschaftswahlkampf angelaufen. Diesen strategisch wichtigen Termin wollte Chris Dodd, der seit März 2011 dem Hollywood-Lobbyverband Motion Picture Association of America vorsteht, nutzen, um die Maximalforderung durchzudrücken. Denn erstmals können Unternehmen ohne Beschränkung ihren Wunschkandidaten finanziell unterstützen. Bislang galt Hollywood als sichere Bank für Barack Obama. Wegen der Kontroverse um die Raubkopierer werden nun jedoch auch die Republikaner umworben.

Netzgiganten protestieren gegen Sperrpläne
Doch Dodd, ein ehemaliger US-Senator und Chef der Demokratischen Partei, unterschätzte die Macht von Online-Giganten wie Google oder Facebook. Soziale Netzwerke und Webseiten wie Wikipedia, die wegen der freiwilligen Mitarbeit ihrer Nutzer florieren, wären nur noch mit dem Überprüfen und Blockieren von Inhalten beschäftigt gewesen, was deren Attraktivität eingeschränkt hätte. In einer breiten Front protestierten Wikipedia & Co. gegen die Gesetzespläne: an einem „Schwarzen Mittwoch“ fanden Nutzer auf deren Seiten nur schwarze Protestbanner vor. Sogar in Deutschland schalteten unter anderen die Grünen und die Piratenpartei ihre Seiten auf Protestmodus um.

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