Serie Wirtschaftswelten 2025 Werden uns Roboter töten?

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Auf heiklem Pfad

Doch das Leben ist nicht berechenbar. Kein noch so ausgefeilter Computer kann Erlebnisse und Gefühle nachbilden. Aber genau diese Erfahrungen machen uns Menschen aus.

Eines Tages werden wir künstliche Seelen erschaffen, die sich ungefähr so verhalten, als hätten sie Bewusstsein und Gefühle. Aber das werden keine echten Gefühle sein.

Interview mit einem Roboter

Eine Mutter, die ein kleines Kind weinen sieht, wird etwas spüren. Diese Gefühle können wir untersuchen – genauso wie die Reaktion, die daraus folgt. Vielleicht spricht sie das Kind an oder nimmt es auf den Arm. Auf genau solche Reaktionen können wir auch einen Roboter programmieren. Wir können ihm eine Art Mitleidsskala einbauen, damit er ab einem bestimmten Wert eingreift.

Doch echte menschliche Gefühle haben unvorhersehbare Folgen. Manchmal sind sie gut, manchmal schlecht. Software kann solche Gefühle niemals erschaffen. Sie kann sich der Seele immer nur annähern – noch nicht heute, aber eines Tages. Wie nah die Software dabei echten Gefühlen kommt, ist noch unklar.

Relativ klar ist hingegen, dass Software keine Probleme mit logischem Denken haben wird. Sobald die technischen Schwierigkeiten beseitigt sind, wird ein künstliches Gehirn mit einem IQ von 10.000 genauso leicht zu erschaffen sein wie eines mit einem IQ von 100 oder 1.000.

Die Technologie ist so gefährlich wie nie zuvor

Die Seele des Roboters könnte im Gegensatz zur menschlichen Seele einige Schwächen haben, vielleicht ist sie von ihr auch kaum zu unterscheiden. Wir wissen es nicht. Aber wir wissen, dass reines Denken – die Fähigkeit zu logischen, vernünftigen, rationalen, abstrakten Gedanken –, leicht zu kopieren ist. Vermutlich ist es sogar leicht zu übertreffen.

Ein Roboter mit einem IQ von 10.000 würde auf die Menschen herabsehen wie wir es bei Fischen, Würmern Mücken tun. Deren Leben bedeutet uns etwas. Aber unser Leben bedeutet ihnen nichts.

Serie "Wirtschaftswelten 2025"

Niemand, egal wie stark oder schwach seine moralischen Instinkte auch sein mögen, empfindet Fischen oder Würmern gegenüber echte Zuneigung. Dafür unterscheidet sich ihr vermeintliches Seelenleben zu stark von unserem.

Die meisten Menschen, darunter auch intelligente, nachdenkliche, gütige Menschen, haben kein Problem damit, Fische zu essen oder Mücken zu töten. Genauso werden Roboter mit einem IQ von 10.000 auf die Menschen blicken.

Ingenieure, die diese Roboter bauen, sehen das als aufregende Herausforderung. Technologen wollen eben immer die mächtigsten Maschinen erfinden. Deshalb ist es auch Teil der menschlichen Natur, mächtige Roboter zu bauen.

Bloß: Wir wissen nicht, wie diese superintelligenten Roboter auf Menschen reagieren. Vielleicht sehen sie uns als eine Kuriosität oder als Tribut an die Umwelt. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie menschliches Leben zufällig zerstören, ohne weiter darüber nachzudenken.

Die Menschen haben bewiesen, dass sie mit gefährlicher Technologie leben können, ohne sich gleich umzubringen. Doch die Welt ist auf einem heiklen Pfad unterwegs. Die Technologie ist derzeit so gefährlich wie nie zuvor. Und deshalb bin ich besorgt.

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