Es ist eine Erfolgsgeschichte: Seit der Gründung vor rund vier Jahren haben mehr als vier Millionen Reisende eine Privatunterkunft über das Online-Portal Airbnb gebucht. Allein in 2012 stiegen die Gästezahlen weltweit um 250 Prozent: drei Millionen Menschen waren im vergangen Jahr mit Airbnb unterwegs. „Unser starkes Wachstum ist auch ein Beweis dafür, dass die Sharing Economy kein medialer Hype ist, sondern eine tiefgreifende gesellschaftliche Veränderung“, sagt Eugen Miropolski, Regional Director Europa bei Airbnb. „Die Menschen teilen statt zu kaufen – ihr Auto, ihre Wohnung, ihre Kleidung.“
Was die Gäste bei Airbnb buchen, sind private Unterkünfte, zum Teil einfache Zimmer innerhalb einer privat bewohnten Wohnungen, in der Bad und Küche geteilt werden. Schon seit einigen Jahren bieten die Portale Hospitality Club und Couchsurfing ebenfalls private Unterkünfte an. Professioneller sind die Mietportale 9flats.com, Wimdu und Airbnb aufgestellt. Sie werden als Vermittlungsportale auch finanziell für ihre Dienstleistung entlohnt. Für die Vermittlung der Unterkünfte erhält Airbnb laut Deutscher Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) von den Vermietern einen Abschlag in Höhe von drei Prozent der Zimmerpreises sowie sechs bis zwölf Prozent von den Mietern. Bei 9flats zahlen die Mieter keine Vermittlungsgebühr. Diese übernimmt mit 15 Prozent der Vermieter.
Und hier wird nicht nur die Couch im Wohnzimmer geboten. In etlichen Fällen sind es ganze Ferienwohnungen, manchmal gar Hausboote, Hütten, Baumhäuser oder Villen, die gemietet werden können. Was den Gast genau erwartet, ist im Internet einzusehen. Besser als manches Hotel wird die Unterkunft auf dem Portal in Bildern gezeigt. Das simple Design macht die Buchung einfach, und die Auswahl ist riesig.
Stephan Uhrenbachers 9flats bietet weltweit bereits über 86.500 Unterkünfte an. Im Februar 2013 wurden über das Portal vier mal so viele Übernachtungen wie im Februar 2012 gebucht, heißt es seitens des Unternehmens. Dabei ist 9flats gerade mal seit zwei Jahren online. Bei Airbnb stehen derzeit über 300.000 Unterkünfte in 35.000 Städten rund um den Globus. Davon kamen allein im vergangenen Jahr über 180.000 Unterkünfte neu hinzu, das entspricht einem Wachstum von 250 Prozent.
Deutsche Hoteliers sind alarmiert
Das Prinzip ist auf allen Portalen gleich: Privatleute erstellen eine Art Profil ihrer Wohnung. Ausstattung, Lage, Preis manchmal sogar Fotos der Mitbewohner informieren recht gründlich. Besonders hilfreich bei der Entscheidung sind die Benotungen und Kommentare früherer Gäste. Schlampige oder unzuverlässige Gastgeber haben so kaum eine Chance sich durchzusetzen. Denn die private Unterkunft hat auch ihre Tücken: Mal sind die Gastgeber nicht pünktlich, nicht zu Hause oder gar nicht zu erreichen. Vor allem bei der Schlüsselübergabe gibt es – glaubt man den Kommentaren in den Foren – immer wieder Probleme.
Besonders junge Menschen haben wenige Hemmungen sich bei Privatleuten für meist billiges Geld einzunisten. Zwischen 30 bis 100 Euro werden bei Airbnb im Schnitt gezahlt. Viele der Unterkünfte liegen in den großen Metropolen – Hamburg, Paris, London, New York, Dehli, Moskau oder auch Sidney. Weltweit steht Wohnraum für den Kurztrip zur Verfügung.
Der neue Trend alarmiert den Deutscher Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). "Der Markt der privaten Apartments ist grau und undurchsichtig. Es gibt keine Auflistung, keine statistischen Erhebungen über Anzahl, Größe und Ausstattung der Unterkünfte", sagt Dehoga-Sprecher Benedikt Wolbeck. "Mitunter kommen in den Apartments ganze Schulklassen unter." Außerdem gebe es keinen offiziellen Check-In und in vielen Fällen nicht einmal eine Rechnung. Die Kritik kommt nicht von ungefähr. Schließlich findet das Geschäft mit den privaten Unterkünften außerhalb der Vereinsstrukturen der Dehoga statt. "87 Millionen Übernachtungen pro Jahr in privaten Unterkünften, sind ein nicht zu unterschätzendes Marktsegment", sagt Wolbeck.
Ein weiteres Problem sieht die Dehoga in den Hygiene- und Sicherheitsstandards, die oft nicht eingehalten würden. "Feuerlöscher und Fluchtwegepläne, die für Hotels durch die Betriebsverordnung vorgeschrieben sind, fehlen oft völlig", sagt Wolbeck. "Das gefährdet nicht nur die Gäste sondern häufig auch die übrigen Bewohner der betroffenen Häuser."
Die Kunden scheinen sich an diesen Fragen bisher nicht zu stören. Das Modell Airbnb ist in Deutschland nach eigenen Aussagen besonders erfolgreich. Mit dem Büro in Hamburg wurde hier zulande sogar die erste Niederlassung außerhalb der USA gegründet. Deutschland hat 2012 eine Schlüsselrolle im Wachstum von Airbnb gespielt: Um 417 Prozent ist die Zahl der Gäste, die hierzulande bei einem privaten Airbnb-Gastgeber gewohnt haben, gestiegen. Das Ranking der beliebtesten Städte wird angeführt von Berlin, dicht gefolgt von München und Hamburg auf Platz 2 und 3, sowie Köln und Frankfurt auf den Rängen 4 und 5.