Siegeszug der Blockchain Fälschungssichere, universelle Transaktionen, ganz ohne Mittelsmann

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Spotify plant eine Musikblockchain

Der Musikstreamingdienst Spotify hat kürzlich mit dem Start-up Mediachain einen Blockchain-Spezialisten gekauft. Mit dessen Technologie will die schwedische Firma ein Netz bauen, in der Komponisten, Labels und Konsumenten – also TV- und Radiosender, DJs oder Diskos – direkt miteinander verbunden sind. Der Musikschöpfer speichert den ersten Datensatz ab – nämlich die Information, dass dieses Lied ihm gehört. Alle späteren Zugriffe auf die Datei werden in einem Block gespeichert und als Kopie auf den Rechnern aller abgelegt. Ist ein Datenblock voll, wird der nächste eröffnet und die Blöcke wie in einer Perlenkette an die älteren gehängt, eine Musikblockchain entsteht.

Unterschied zu herkömmlichen Datenbanken: Die alten Daten werden nie gelöscht, sondern immer nur ergänzt. Das gewährleistet Schutz vor Streit und Betrug. Die Rechteinhaber können so sehen, wer ihre Musik wie oft spielt. Die Nutzer zahlen die Tantiemen direkt an die Schöpfer – wenn es sein muss, in Millionen von Miniüberweisungen, für die keine Gebühren anfallen, da keine Bank beteiligt ist. Langfristig würden Labels, Agenturen, Rechteverwerter wie die Gema und sogar Börsen überflüssig.

Mode kommt schneller in die Läden

Das Prinzip lässt sich auf andere immaterielle Güter wie Filme, Patente, Lizenzen oder Fotos übertragen. Mit der Blockchain könnte ein Versprechen aus den Anfängen des Internets wahr werden: den Mittelsmann auszuschalten, der die Hand für etwas aufhält, was ein Algorithmus ebenso gut macht. Modelabels etwa können sich mit der Blockchain vor Produktfälschung schützen. Der spanische Textilkonzern Inditex testet in einer Blockchain, die alle Zulieferer, Spediteure, Zollbehörden und Geschäfte umfasst, das Management ganzer Lieferketten. Dazu speichern die Spanier Daten über ihre Kleidung: GPS-Daten der Container, Zustandsdaten wie nass oder intakt.

Kommt die Ware rechtzeitig und unbeschadet am Lieferort an, wird via Blockchain die Zahlung ausgelöst. Im Modebusiness geht es oft um Schnelligkeit: Inditex etwa will alle 14 Tage Neues in den Läden haben – mit der üblichen Papier-Bürokratie ist das kaum zu schaffen. Die Blockchain spart Zeit und Geld, Formulare werden digital und von jedem Ort aus lesbar; teure Außenhandelsbanken entfallen; der Zoll ist eingebunden.

Und weil die Industrie nicht mehr nur auf vertraute Zulieferketten setzt, sondern Bauteile oft von 3-D-Druckern irgendwo auf der Welt kommen, sucht auch sie den Schutz vor Fälschungen in der Blockchain. „Sobald ein 3-D-Drucker die Zeichnungen hat, kann der Rechteinhaber nur beten, dass dieser nur die bestellten 300 Stück aus dem erforderlichen Werkstoff, etwa Alu, druckt“, sagt Graf, „und nicht weitere 3000 aus billigem Kunststoff, die er auf dem Schwarzmarkt verkauft.“

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