Smartphone So wird das Handy zum Lebensretter

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Falschfahrer-App Anika


Um das Fahren auf Deutschlands Autobahnen sicherer zu machen, forschten Studenten an der TU Clausthal an einer Falschfahrer-App. Laut einem Bericht des Bundesverkehrsministeriums von 2012 gibt es auf deutschen Autobahnen jährlich rund 1800 Verkehrsmeldungen zu Falschfahrern. Unfälle haben meist verheerende Folgen für die Beteiligten: Bei nahezu jeder sechsten Kollision gibt es Todesopfer. Hier setzte das Forschungsprojekt des Lehrbereichs Software Systems Engineering gemeinsam mit dem Braunschweiger Ingenieurdienstleister c4c Engineering GmbH an.

Der Ansatz der Studenten: Durch die Auswertung von Handysignalen sollten Falschfahrer schneller erkannt und Autofahrer per App vor der drohenden Gefahr gewarnt werden. Dafür sollten die Notrufsäulen zu Sensorpunkten werden. Die Handys der Autofahrer sollten Positionsdaten an die Säulen schicken, die wiederum die Bewegung auswerten und warnen, wenn ein Auto in der falschen Richtung unterwegs ist.

Anika soll Falschfahrer erkennen

Da die Säulen in der Regel im Abstand von zwei Kilometern stehen, könnte so das gesamte Autobahnnetz abgedeckt werden und sowohl Einsatzstellen der Polizei als auch Radiosender und App-Nutzer gleichzeitig informiert werden.

Im Rahmen der Studienarbeit sollten im Auftrag der ITNS (Intelligente Transport- und Verkehrssysteme und -dienste) Niedersachsen die Studenten und Wissenschaftler herausfinden, ob eine solche Idee grundsätzlich machbar wäre. Ein Prototyp der Falschfahrer-App wurde dann im vergangenen Jahr auf der CeBIT in Hannover präsentiert. „Die Anwendung als solche ist durch die Studenten programmiert worden und es wurde grundsätzlich belegt, dass es funktioniert“, sagt ITNS-Geschäftsführer Harry Evers. Trotzdem wird es bei dem Prototypen bleiben.

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Unter dem Namen Anika soll allerdings zumindest ein Teil des Projekts Realität werden: Die insgesamt rund 16.000 Notrufsäulen an Bundesautobahnen sollen tatsächlich intelligente Sensoren erhalten. Ihre Aufgabe bleibt dabei dieselbe wie im Forschungsprojekt, allerdings nicht wie von den Studenten geplant über ein WLAN-Netzwerk sondern über andere Kommunikationstechniken.

„Ob eine Anzeigemöglichkeit auch ein mobiles Endgerät wie ein Smartphone sein kann, könnte man überlegen – sicherheitsrelevante Aspekte sind dabei aber zu beachten“, erklärt Evers. Denn die Warnung auf dem Smartphone darf den Fahrer nicht ablenken. „Gesetzlich ist es nicht erlaubt, ein Handy während der Fahrt zu bedienen. Das muss man berücksichtigen“, sagt Evers.

Erste-Hilfe leisten mit Smartphone-Anleitung

Neben diesen großen App-Ideen sollen viele kleinere Anwendungen im Notfall die benötigte Hilfe liefern: Einfach, unkompliziert und im Ernstfall eine wichtige Anleitung sollen etwa Erste-Hilfe-Apps sein. Verbände wie das Deutsche Rote Kreuz oder der Malteser Hilfsdienst bieten solche Programme fürs Smartphone an. Wer sich diese Apps herunterlädt, bekommt etwa bei Unfällen Schritt für Schritt gesagt, was als nächstes zu tun ist – so wie der Ausbilder im Erste-Hilfe-Kurs neben Teilnehmer und Puppe steht und Anweisungen gibt. So sollen auch unerfahrene und emotional stark belastete Ersthelfer die richtigen Schritte gehen können.

Außerdem wollen die Verbände das Wissen über Erste Hilfe mit der App generell aufbessern: „Weil der Nutzer immer mal wieder die App öffnet, festigt sich sein Wissen. Wir setzen auf anschauliche Fotos, weniger auf Text. Auch im Notfall helfen Bilder mehr als Text“, sagt Stefan Markus, Referatsleiter Ausbildung beim Malteser Hilfsdienst. „Außerdem ist die App nicht auf eine Online-Verbindung angewiesen. Das macht sie jederzeit und überall verfügbar.“

Denn bei allen guten Innovationen bleibt zu bedenken: Eine fehlende Internetverbindung oder ein schlechtes GPS-Signal können den ein oder anderen Lebensretter-Bonus des Smartphones unmittelbar zunichtemachen. Auch ausreichende Akkuleistung muss für jede Zusatzsoftware bedacht werden, die Energie verschlingt. Trotzdem: Innovationen wie Katastrophen-Warnsysteme und Anleitungen zur Selbstrettung sind Modelle der Zukunft, auf die wir nicht verzichten sollten.

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