Soziale Netzwerke Wer kann neben Facebook noch überleben?

Facebook schlägt sie alle: Selbst Google und Apple holen sich blutige Nasen. Im Markt für soziale Netzwerke setzten sich nur die größten Spieler durch. Vor allem Twitter droht verdrängt zu werden.

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Facebook scheint allgegenwärtig, Twitter droht verdrängt zu werden. Quelle: Getty Images, Montage

Der Untergang schien nur eine Frage der Zeit. Das Unternehmen hatte sich heillos verzettelt. Im Frühjahr 1996 stand die Silicon-Valley-Ikone kurz vor der Pleite – dann gelang die Wende. Apple holte seinen Mitgründer Steve Jobs zurück, der brachte Inspiration und sorgte für Disziplin, scharte Talente um sich und trumpfte schließlich mit neuen Produkten auf. Heute liefert sich Apple ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Googles Muttergesellschaft Alphabet um den Titel „Wertvollstes Unternehmen der Welt“.

20 Jahre später wiederholt sich des Schauspiels erster Akt: „Der Niedergang“ wird schon gegeben. Nur ob noch der zweite Akt „Der Wiederaufstieg“ folgt, ist offen. Diesmal steckt der Kurznachrichtendienst Twitter in der Krise, obwohl ihn derzeit 320 Millionen Menschen weltweit nutzen.

Zehn Jahre nach Gründung ist Twitters Aktie auf einen Tiefstpunkt gerutscht. Allein seit April 2015 fiel die Marktkapitalisierung von gut 36 auf nur noch etwa zehn Milliarden Dollar. Und erstmals in seiner Geschichte wachsen die Nutzerzahlen nicht mehr.

Nutzerzahlen der bekanntesten sozialen Medien

Die Wende soll – wie einst bei Apple – die Rückkehr eines Gründers bringen: Jack Dorsey. Vergangenen Oktober hat der 39-Jährige die Spitze von Twitter übernommen. Er will nun kraft seiner Autorität und mit prominenter Unterstützung – sein Verwaltungsratschef Omid Kordestani war Googles erster Vertriebschef – die Magie zu Twitter zurückbringen.

Facebook ist ein schwarzes Loch

Doch hat er überhaupt eine Chance? Oder ist der Markt für soziale Netzwerke längst aufgeteilt, mit Facebook als gigantischem Sieger. Wie eine Art schwarzes Loch im Cyberspace wirkt der Riese, der andere soziale Medien wie Instagram und WhatsApp mit viel Geld bereits verschlungen hat und mit seiner Dominanz Twitter und die restliche Konkurrenz in Bedrängnis bringt.

Zahlen und Fakten zu Twitter

Das scheint zunächst im Widerspruch zu stehen zu dem Kernmerkmal des Internets, dass der nächste Anbieter stets nur einen Mausklick oder – in Zeiten des Smartphones – einen Tipp mit dem Finger entfernt ist. Doch die Vorstellung von beliebiger Vielfalt und Wettbewerb ist eine Illusion. Stattdessen zeigt sich nun auch im Markt für soziale Netzwerke ein Phänomen, das bezeichnenderweise als „Netzwerkeffekt“ bekannt ist: Je mehr Menschen sich auf einer Plattform vernetzen, desto größer wird ihre Attraktivität für andere, desto weniger attraktiv werden Wettbewerber.

Das Ergebnis: Nur ganz wenige Anbieter überleben. „Die Internetnutzer konzentrieren ihre Aufmerksamkeit auf einige wenige Anbieter“, sagt Bernardo Huberman, ehemals Wissenschaftler am legendären Xerox-Parc-Forschungsinstitut im Silicon Valley und heute Direktor des Social-Computing-Labors von Hewlett-Packard. Und unter diesen Anbietern, das wird dieser Tage immer klarer, wird in naher Zukunft Twitter nicht mehr unbedingt zu finden sein.

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