Streaming-Revolution der Unterhaltung Woran es bei der Vernetzung hapert

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Industrie muss endlich komfortable Konzepte entwickeln

2002 in Kalifornien gegründet, war das Unternehmen einer der Pioniere des Musik-Streamings. „Für uns war immer klar, dass die Zukunft im Musik-Streaming liegt“, betont Taubert. Statt wie anfangs gedacht fünf Jahre dauerte es am Ende zehn, bis sich der Trend durchsetzt, „aber jetzt ist es so weit“.

Wie das im Idealfall aussieht, erlebe ich beim Test des Musikdienstes Spotify: Dessen gebührenpflichtiges Premiumangebot Connect erlaubt es mir, meinen Hit-Mix zunächst am Rechner zu starten.

Per App schalte ich die Wiedergabe später nahtlos auf Sonos-, Raumfeld- oder Bose-Boxen um. Sogar beim Joggen begleitet mich das persönliche Programm im Smartphone, das die letzten Hits auf der Heimfahrt auch noch zum vernetzten Autoradio überspielt.

Was Kunden am Musik-Streaming schätzen

Noch sind so komfortable Konzepte eher die Ausnahme als die Regel. Doch die Industrie arbeitet erkennbar an Lösungen.

Nirgendwo zeigte sich das so deutlich wie an den IFA-Ständen der großen TV-Gerätehersteller. Denn am Ende könnten deren gute alte Fernseher – allen Umbrüchen zum Trotz – Ankerpunkt der vernetzten Unterhaltung werden.

Grenzen zwischen Computer- und Unterhaltungstechnik verschwimmen

Ob bei LG oder Philips, Samsung oder Sony, überall dienen die Flachbildriesen inzwischen auch als Medienzentrale für zu Hause. Die Konzepte sind vielversprechend: Via Handy- oder Tablet-App gesteuert, starten etwa Samsungs TV-Geräte Video-Streams aus dem Netz oder lenken Musik von der PC-Festplatte drahtlos zu Boxen in der Küche. „Die Grenzen der Unterhaltungswelten verschwimmen“, sagt Samsung-Mann Hillebrandt.

Die Fernseher der Isio-Serie vom deutschen Hersteller Technisat besitzen neben dem Netzwerkanschluss gleich mehrere TV-Empfänger. So überspielen sie das Livebild eines Senders per Funk aufs Tablet etwa ins Schlafzimmer. „Wer will, kann so in Ruhe Bundesliga schauen, während der Rest der Familie im Wohnzimmer den Fernseher okkupiert“, skizziert Technisat-Geschäftsführer Stefan Kön ein auch bei uns zu Hause bekanntes Szenario.

Der im Frühjahr 2014 aus der Insolvenz gerettete Hersteller Loewe wiederum führt fast beliebige Medieninhalte in einem zentralen Programmführer zusammen. Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF liegen so in der Senderliste direkt neben dem Onlinefilmverleih oder dem Lieblingsvideokanal von YouTube.

Die Superlative des Musik-Streamings
Dr. Dre Quelle: AP
Ed Sheeran Quelle: AP
Rihanna Quelle: AP
Ariana Grande Quelle: AP
Mitglieder von Coldplay Quelle: dapd
Sam Smith Quelle: dpa
Clean bandit Quelle: dpa Picture-Alliance

Spätestens bei Philips und Sony verwischen die Grenzen zwischen Computer- und Unterhaltungstechnik vollends: Beide Elektronikkonzerne nutzen für fast alle neuen TV-Geräte Googles Android-Betriebssystem in einer für Fernseher angepassten Variante. Damit mutieren die Gigaglotzen quasi zum größtmöglichen Multimedia-Tablet.

„Unsere Android-TVs passen die Darstellung von Apps und Onlinevideos automatisch an das Querformat der TV-Displays an“, sagt Thomas Nedder, Deutschlandchef bei Sony. Zugleich ließen sich über die Bildschirme im XXL-Format auch beliebige reguläre Smartphone-Apps nutzen. Dank der Integration von Googles Sprachsteuerung reagieren die neuen Android-Fernseher sogar in vielen Fällen aufs Wort.

Aber längst nicht immer. Mit der TV-Technik zu sprechen ist vorerst eher nett als nützlich, zeigt sich in unserem Test daheim. Als ich verbissen, aber vergeblich versuche, Amazons ebenfalls per Sprache steuerbare Fire-Box dazu zu bewegen, einen Film zu starten, bremst meine Gattin das Spielkind in mir. „Nimm doch einfach die Fernsteuerung“, meint sie trocken. Recht hat sie.

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