Der Abgang der Affengang, wie sich die ApeCrime-Macher Cengiz Dogrul, Andre Schiebler und Jan-Christoph Meyer auch nennen, ist ein enormer Verlust für die Mediakraft. „ApeCrime gehören zu den erfolgreichsten Comedy-Stars Deutschlands“, warb Mediakraft bisher gern. Deren Sketche wurden allein im Dezember 18 Millionen Mal angesehen, der ApeCrime-Song „Ich trau mich nicht“ schaffte es 2013 bis auf Platz 35 der deutschen Charts.
Die Affenbande war auch ein Zugpferd für Werbekunden. Denn neben den vorgeschalteten Spots vermittelt Mediakraft auch Product Placement. „Integrative Werbeformate“, nennt Co-Chef Krachten das. Der Anteil des Geschäfts mit Produktplatzierung an den Einnahmen habe vor zwei Jahren noch 15 bis 20 Prozent betragen, inzwischen sei es ein Drittel. So füllte ApeCrime zur Fußball-WM im Auftrag von Mediakraft mit Coke TV einen eigenen Youtube-Kanal des Brauseriesen. Mediakraft präsentiert zudem die ApeCrime-Parodie auf ein Sony-Playstation-Spiel als „Best Case“, um Werbung unter die Videos zu mischen.
Den deutschen Top-Stars beschert die Werbung vor oder in ihren Clips fünf- bis sechsstellige Summen im Monat. Einen Teil müssen sie an die Netzwerke abgeben. Mediakraft verlangt laut Branchenkennern etwa 30 Prozent. Doch viele Darsteller sind sich ihrer Bedeutung bewusst und wollen einen höheren Anteil.
Hype um die Stars der Szene
Inzwischen gibt es einen Run auf die Youtube-Stars wie auf Fußballtalente. Mediakraft hat gerade Nela Lee von Studio71 abgeworben, die Ex-Moderatorin des ProSieben Boulevardmagazins „Taff“, die nun verstärkt auf eine Youtube-Karriere setzt. Dafür verlor das Unternehmen Ungespielt-Macher Unge, der vermutlich bei TubeOne andockt. „Ich würde mich freuen, wenn wir künftig mehr zusammen machen würden“, sagt Geschäftsführer Rode. Und Mediakraft drohen weitere Abgänge. „Es haben noch eine ganze Reihe Youtuber gekündigt“, sagt ein Insider. Krachten will nun „darüber nachdenken, wie wir die Beziehung zu unseren Partnern verbessern können“.
Fragen und Antworten zu Heartbleed
Die Schwachstelle findet sich in einer Funktion, die eigentlich im Hintergrund laufen sollte: Diese schickt bei einer verschlüsselten Verbindung regelmäßig Daten hin und her, um sicherzugehen, dass beide Seiten noch online sind. Nun ist es aber möglich geworden, dass neben den Test-Daten, auch gespeicherte Informationen, wie Passwörter oder Inhalte von E-Mails übermittelt werden. Der Angreifer kann so alle beliebigen Informationen auslesen.
Fast alle Webseiten, E-Maildienste und Chatprogramme, die OpenSSL nutzen. Darunter sind etwa die Seiten von Yahoo und Flickr, aber auch Hypovereinsbank.de, Web.de, Kicktipp.de, Chefkoch.de. Eine Liste der 10.000 größten Webseiten, die auf die Schwachstelle geprüft wurden, gibt es hier.
Es kann nicht zweifelsfrei ausgeschlossen werden, dass die Werkzeuge zur Verschlüsselung der eigenen Internetdaten gestohlen wurden. Daher empfehlen Fachleute den Austausch der wichtigen Zertifikate. Abwarten gilt hingegen für Nutzer, solange bis der Betreiber die Lücke geschlossen hat. Passwörter können dann geändert werden, aber erst nach dem der OpenSSL-Fehler behoben wurde.
„Das Problem ist, dass ein Angreifer beliebige Information auslesen kann“, sagt Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) in Potsdam. „Man kann Informationen beschaffen, die die ganze Verschlüsselung aushebeln. Deswegen ist es eine ziemlich kritische Schwachstelle.“
Sonst könnte es schwierig werden, weiterhin so viele Nutzer zu erreichen. Mit LeFloid und ApeCrime fehlen künftig zwei Künstler, die zu den Top Fünf in Deutschland zählen. Dies droht das für den Sommer angepeilte Ziel von einer Milliarde Videoaufrufen zu gefährden. „Der Imageschaden durch den Ausstieg von ApeCrime ist enorm“, sagt der Online-Video-Berater Bertram Gugel.
Von der Nische zur Branche
Die Kommerzialisierung der Videos verprellt indes schon manche Fans und YouTuber. „In der Wahrnehmung der Außenwelt geht es bei Youtube derzeit nur um Klicks, Wachstum und Geld“, kritisiert Marie Meimberg. Die Berlinerin macht Videos, hatte für Mediakraft ein Büro in der Hauptstadt aufgebaut, sich aber nach einem halben Jahr wegen unterschiedlicher Vorstellungen getrennt. Meimberg sieht die generelle Entwicklung der Youtube-Szene kritisch. „Wir sind extrem schnell von einer Nische zur Branche geworden“, sagt sie. Dadurch fingen viele Leute an, Youtube-Videos zu machen, in der Illusion, mithilfe der Netzwerker schnell Hunderttausende Fans zu gewinnen und viel Geld zu verdienen. Dabei kämen die Inhalte zu kurz.
Meimberg hat daher mit LeFloid und anderen Youtubern den Verein 301+ gegründet. „Uns geht es darum, geilen Scheiß zu produzieren“, sagt sie. Damit meint sie zum Beispiel das Video #Nichtschön, in dem YouTuberinnen erzählen, warum sie als Frauen nicht auf das Äußere reduziert werden wollen. Oder einen Spendenmarathon für soziale Zwecke, bei dem LeFloid mit Partnern so lange live Computer spielte, wie die Nutzer spendeten – am Ende 48 Stunden. Auf diese Weise kamen 31.500 Euro zusammen.
Auch die Netzwerker reagieren langsam auf die Kritik. So schwärmt TubeOne-Chef Rode inzwischen wieder vom klassischen Youtube-Look anstelle technisch glatter Videos. Seine Devise: „Mehr Handykameras als Hochglanzoptik.“