Studie Keine Belege für Tumorgefahr durch Handystrahlung

Die bisher größte Untersuchung zu möglichen Verbindungen zwischen Handy-Gebrauch und Hirntumoren hat keine Belege für ein erhöhtes Krebsrisiko erbracht - zumindest für Durchschnittsnutzer. Unklar ist die Datenlage allerdings bei Teilnehmern, die ihr Handy besonders stark nutzten.

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Fast 13.000 Handynutzer beteiligten sich an der Untersuchung. Quelle: dpa

HB GENF. Wissenschaftler haben in einer großangelegten internationalen Studie keinen Zusammenhang zwischen der Handynutzung und Hirntumoren feststellen können. Das ist das wichtigste Ergebnis der Untersuchung mit fast 13 000 Teilnehmern hervor, deren Ergebnisse am heutigen Dienstag im "International Journal of Epidemiology" erscheinen. Die Studie war im Jahr 2000 von der Weltgesundheitsorganisation WHO in Auftrag gegeben worden. Auch die Industrie hatte sich an der Finanzierung beteiligt.

Der Mobilfunk erhöht demnach generell weder das Risiko von Meningeomen, einer häufig vorkommenden gutartigen Tumorart, noch das von Gliomen, einer seltenen, aber gefährlicheren Form von Krebs. Im Hinblick auf Handy-Nutzer, die besonders häufig telefonieren, seien die Resultate allerdings unklar.

An der Studie arbeiteten Wissenschaftler aus 13 Staaten. Untersucht wurden 12 848 Probanden, von denen 5 150 an einem Gliom oder Meningeom litten.

Die Mehrheit der Befragten gehört nach Angaben der Autoren der Studie nicht zu den starken Handynutzern. Ihr Gebrauch lag bei etwa zwei Stunden im Monat. Ungewöhnlicherweise wurde auch festgestellt, dass der regelmäßige Gebrauch von Handys sogar die Gefahr von Tumoren etwas verringern kann. Dies hätten auch schon frühere Untersuchungen gezeigt, aber hierzu seien weitere Studien nötig, hieß es.

Bei den fünf Prozent der Teilnehmer, die das Handy besonders stark nutzten, zeigte die Studie ein erhöhtes Risiko für ein Gliom. Dieses Ergebnis könnte aber auch durch methodische Probleme entstanden sein, betonte Maria Blettner von der an der Untersuchung beteiligten Universität Mainz. So sei die sehr hohe Nutzungsdauer, die manche Teilnehmer angaben, nicht plausibel. Zudem sei das Gliom-Risiko nicht mit kontinuierlich mit der Telefondauer gestiegen.

"Die Interphone-Studie hat gezeigt, dass für einen Erwachsenen eine durchschnittliche Nutzung des Handys kein erhöhtes Hirntumorrisiko bedeutet", so Blettner. "Ob Menschen, die besonders lange und häufig mit ihrem Handy telefonieren, gefährdet sind, an einem Gliom zu erkranken, muss weitere Forschung klären." Weitere Forschungen sollen zudem untersuchen, ob die Strahlung möglicherweise das Risiko von Tumoren in der Ohrspeicheldrüse oder dem Gehörnerv erhöht. Auch die Auswirkung auf Kinder soll gesondert erforscht werden.

Die Industrie fühlt sich durch die Studie bestätigt, dass keine gesundheitlichen Gefahren von Handys ausgehen. Michael Milligan, Generalsekretär des Mobile Manufacturers Forums sagte, dies bedeute "eine weitere klare Bestätigung hinsichtlich der Sicherheit von Mobiltelefonen". Die Gesamtanalyse stimme mit Ergebnissen früherer Studien und dem beachtlichen Umfang der Forschung überein, die kein erhöhtes Gesundheitsrisiko aus dem Gebrauch von Mobiltelefonen ableiteten.

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