Studie zu Datenqualität Das große Datenchaos deutscher Unternehmen

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Es tut sich was

Insgesamt ist also noch Luft nach oben: Die Technik-Chefs haben genau aus diesem Grund das staubige Thema „Datenbanken“ forciert und in die Management-Ebenen getragen. Eigene Erfahrungen und eine verstärkte Berichterstattung zum Thema Big Data haben sicher dazu beigetragen, dass das Augenmerk der IT-Chefs noch stärker auf das Thema gelenkt worden ist. Zum anderen haben aber auch die Softwareentwickler dem Ganzen einen Schub gegeben. „Die Entwickler haben das Thema erkannt und sind mit neuen Produkten auf die CIOs zugegangen“, sagt Jorma Gall. Vor allem SAP und Oracle haben in den letzten Jahren immer wieder neue Produkte auf den Markt gebracht, die die Abwicklung der Stammdaten erleichtern sollen.

Und das ist dringend nötig. Denn die Datenverwaltung wird auch heute noch von einem Großteil der befragten mit Excel abgewickelt. Über 60 Prozent der Befragten gaben an, hauptsächlich mit dem Windows-Office-Produkt zu arbeiten. „Aus IT-Sicht ist das Tool für die Datenerfassung in global agierenden Konzernen eher ungeeignet, da es kein integriertes Arbeiten zulässt“, sagt Jorma Gall. Dass es dennoch so viel genutzt wird, liegt daran, dass Excel ein weitverbreitetes Werkzeug ist, mit dem sich viele Menschen in einem Unternehmen gut auskennen. Der Umstieg auf ein neues Tool ist immer mit Kosten in der IT und natürlich Personalschulungen verbunden. Außerdem halten sich die IT-Chefs mit dem Kauf neuer Tools noch zurück, weil viele von ihnen noch Kinderkrankheiten haben. „Man hat die Erfahrung gemacht, dass es sich am Ende rechnen kann, noch ein wenig zu warten, ehe man neue Produkte anschafft“, sagt Jorma Gall.

Doch mit einem neuen Werkzeug zur Datenpflege ist es seiner Meinung nach nicht getan. „Die Auswertung der Daten darf keine reine IT-Aufgabe bleiben“, ist er sich sicher. Vielmehr sei es wichtig, die Verantwortung je nach Thema in den einzelnen Abteilungen thematisch zu verankern. „Ein Tool kann nur so gut sein, wie die Anpassung auf die Bedürfnisse des Unternehmens“, sagt Gall. Und dafür muss das Firmen-Know-How auch in die technische Lösung fließen. Die Datenpflege muss zu einem Teil der Unternehmenskultur werden. „Gerade erfolgreiche Unternehmen haben ihr Stammdaten-Management ihrem Geschäftsmodell entsprechend ausgerichtet und eine Strategie, Organisation und Governance eingeführt“, sagt Henrik Baumeier. Denn eine einmalige Stammdaten-Initiative greift den Experten zu kurz.

All das kostet. Um die Qualität herzustellen, die Daten bräuchten, um sie auswertungstauglich zu machen, müssen die Unternehmen tief in die Tasche greifen. Ein umfassendes IT-Konzept kann ein mittelständisches Unternehmen schnell bis zu fünf Millionen Euro kosten. Obwohl sich die Unternehmen mit derartigen Investitionen immer noch schwer tun, scheint sich etwas zu bewegen. Die Berater von Camelot Management haben nach eigenen Angaben festgestellt, dass sich in das Investitionsvolumen in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt hat. Damit ist den CIOs ein erster wichtiger Schritt gelungen. 

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