Terrorabwehr Was bringt die Vorratsdatenspeicherung?

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Lassen sich Terroranschläge durch Big Data verhindern?

Nach Ansicht von Sicherheitsexperten wie der Gewerkschaft der Polizei lässt sich mit Polizeischutz allein kein Terroranschlag verhindern. Die einzige Chance sei, Tätern im Vorfeld bei der Planung auf die Spur zu kommen. Auch brutale Anschläge, wenn sie wie jetzt in Paris zeitgleich an mehreren Orten stattfinden, brauchen eine längere Planungsphase. Damit böte sich den Geheimdiensten theoretisch die Chance, den Terroristen auf die Spur zu kommen.

High-Tech-Gadgets für den Datenschutz
Auto-Transporter Quelle: Presse
DataLocker-Festplatte Quelle: Presse
MyIDkey Quelle: Presse
Blackberry Quelle: Presse
Sprachverschlüsselungssystem Topsec Mobile
Laptop Quelle: Presse
E-Mails Screenshot Quelle: Screenshot

Genauso wie Unternehmen riesige Datenberge (Big Data) ihrer Kunden anhäufen und zukünftiges Kaufverhalten vorauszuahnen, könnten auch die Polizeibehörden diese Werkzeuge zur Datenanalyse einsetzen. Auch Google wertet beispielsweise aus, welche Web-Seiten die Nutzer ansteuern und nutzt diese Daten für gezielte Werbeeinblendungen.

In US-Städten nutzen bereits verschiedene Polizeibehörden spezielle Software, um Kriminalitätsvorhersagen zu erstellen und in den (zumindest statistisch) gefährdeteren Stadtteilen mehr Präsenz zu zeigen. Solche Ansätze, genannt „Predictive Policing“ – sinngemäß als „präventiver Polizeieinsatz“ übersetzt –, werden auch in Deutschland intensiv diskutiert. Von entsprechenden Überlegungen, etwa in Niedersachsen, hatte unter anderem das Blog netzpolitik.org berichtet . Auch das Bundeskriminalamt beschäftigt sich nach Angaben des Bundesinnenministeriums mit dem Thema.

Der für die Auslandsaufklärung verantwortliche Bundesnachrichtendienst setzt solche Instrumente bei seinen Fahndungen im World Wide Web ein. Doch im Gegensatz zu anderen ausländischen Nachrichtendiensten, die schon vor Jahren speziell ausgebildete Cyber-Einheiten aufbauten, gehören die Deutschen hier zu den Nachzüglern. Die Software für die gezielte Suche nach anormalen Verhaltensmustern im Datenverkehr kommt überwiegend von Startups aus den USA, Israel und Großbritannien, die eng mit den heimischen Nachrichtendiensten kooperieren und auch Forschungsaufträge von dort erhalten.

Wo sind die Grenzen der elektronischen Aufklärung?

Wie so oft, entscheidet am Ende auch bei der digitalen Verbrechensbekämpfung der Mensch. Und das leider offenbar immer wieder falsch – wie nun auch der Umgang mit Informationen im Vorfeld der Anschläge in Paris zeigt.

Die bayerische Polizei hatte bereits am 5. November an der Autobahn Salzburg – München einen Mann festgenommen, in dessen Wagen mit montenegrinischem Kennzeichen mehrere Kalaschnikows, Pistolen, Handgranaten und Sprengstoff versteckt waren. Das Navigationsgerät verriet, dass er auf dem Weg nach Paris war.

Gut möglich, dass diese Waffen beim Terroranschlag der vergangenen Woche eingesetzt werden sollten. Das bayrische Landeskriminalamt hatte den Vorfall sofort an die französischen Ermittlungsbehörden gemeldet. Doch die ersten Reaktionen signalisierten geringes Interesse. Möglicherweise wurde dadurch eine wichtige Spur missachtet.

Und auch die Vorratsdatenspeicherung hätte an einer solchen menschlichen Fehlentscheidung nichts geändert.

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