Theranos Was taugt der Bluttest für Zuhause?

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Gründerin Holmes wittert Intrigen

Auf Druck der US-Arzneimittelbehörde FDA hat Theranos nun Edison mehr oder weniger eingemottet. Die Apparate nutzt das Start-up nur noch zum Test auf Herpes, wofür die FDA eine Zulassung erteilt hat. Gründerin Holmes behauptet, sie habe dies getan, damit die Aufsichtsbehörde nach und nach jede Analyse untersuchen und offiziell zulassen kann. Sie verteidigt weiterhin Edison und wittert Intrigen: „Immer, wenn man etwas Innovatives tut, gibt es Leute, die einen demontieren wollen.“ Das bezieht sich nicht nur auf ihr Verfahren. Denn Holmes, die wie Apple-Gründer Steve Jobs stets einen schwarzen Rollkragen-Pullover trägt, will den Analysemarkt erweitern und Kunden gewinnen, die regelmäßig ihr Blut testen, ohne vorher zum Arzt gehen zu müssen. Das bedroht den Umsatz traditioneller Laborpraxen.

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Doch Investoren wie Ellison dürfte diese Erklärung nicht genügen. Denn er und andere traditionelle Wagnisfinanzierer haben knapp eine halbe Milliarde Dollar in ein Start-up investiert, das nun dieselben Verfahren wie die Konkurrenz einsetzt. Und dessen Ruf auf absehbare Zeit beschädigt sein dürfte.

"Es wäre zu schön, um wahr zu sein"

Zwar hat Theranos nun der FDA 130 weitere Tests zur Begutachtung vorgelegt. Wie schnell und mit welchem Ausgang die Behörde darüber urteilt, ist aber unklar. Auch die Experten können nur rätseln. So sagte David Koch, Präsident der Amerikanischen Vereinigung für Klinische Chemie: „Es könnte wunderbar sein oder floppen, aber ich kann wirklich nicht präziser werden.“ Denn es gebe bisher nichts, was er anschauen oder lesen, geschweige denn, worauf er reagieren könnte. Chefs konkurrierender Diagnostikfirmen wollen zwar nicht namentlich zur wundersamen Theranos-Technik Stellung beziehen, äußern aber unisono: „Es wäre zu schön, um wahr zu sein.“

Der Markt, um den die Kontrahenten buhlen, ist gigantisch. Allein in den USA schätzen die Marktforscher von Frost & Sullivan die Umsätze für Blutanalysen auf 75 Milliarden US-Dollar jährlich. Der Börsenwert des Hauptkonkurrenten Quest Diagnostics beträgt 9,3 Milliarden Dollar. Der Konzern wird dieses Jahr rund 7,5 Milliarden Dollar umsetzen.

Theranos hingegen erlöst nur einen Bruchteil – geschätzt 100 Millionen Dollar –, soll aber trotzdem mehr wert sein als Quest. Bisher. Denn wenn sich die Vorwürfe der Trickserei bewahrheiten, sei Theranos nach Ansicht des prominenten Wagniskapitalgebers Michael Moritz – einem der ersten Investoren von Yahoo und Google – „tödlich verwundet“. Neben Holmes müssen auch Aufsichtsratsmitglieder wie die ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger und George Shultz sowie Richard Kovacevich, CEO der US-Großbank Wells Fargo, um ihren Ruf bangen.

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