Tracking-Apps Wenn Eltern das Handy der Kinder ausspähen

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Wearables mit Alarm

Vater Andreas Flemm aus Wien sagt, ihm geht es vor allem darum, „im Notfall zu wissen, wo mein Kind ist“. Sohn Theo erkunde neugierig die Welt. Wenn er ihn mal nicht gleich finden könne, konsultiere er nicht als Erstes panisch die App, sondern suche die Umgebung ab. „Wenn ich ihn dann nicht finde, kann ich ihn immer noch orten.“

Wer seinem Kind kein Smartphone kaufen will, kann es mit Wearables wie der GPS-Uhr „Wo ist Lilly?“ ausstatten. Das Gerät hat einen Alarm- und SOS-Knopf. Eltern können durch die dazugehörige App auf ihrem Handy das Kind orten oder anrufen. Zudem können sie ein Gebiet markieren, in dem sich das Kind in der Regel aufhält, wie die Schule oder den Garten. Die App schlägt Alarm, wenn das Kind diese Zonen verlässt. 179 Euro kostet das Armband.

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Noch teurer ist das Gerät des Schweizer Herstellers Limmex, ein Spezialist für GPS-Notrufuhren. Rund 500 Euro verlangt er für die „Kids Princess“ in Pink. Enthalten ist eine SIM-Karte der Deutschen Telekom. Ist das Kind in Gefahr, kann es die Notruftaste aktivieren. Automatisch werden nacheinander einprogrammierte Telefonnummern von Papa, Oma oder Tante angerufen. 149 Euro zusätzlich kostet das Abo im Jahr.

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von Katharina Matheis

Längst kontrollieren die Eltern nicht mehr nur per App und Wearables, ob das Kind die Schule schwänzt. Sie dringen nun auch ein in die virtuelle Welt ihrer Kinder, kontrollieren jeden Klick auf dem Smartphone – durchaus robuster, als sie es sich im realen Kinderzimmer trauen würden: Sie lugen, um im Bild zu bleiben, nicht nur durchs Schlüsselloch. Sie stoßen die Tür gleich ganz auf.

In Deutschland bewegen sich mittlerweile 1,2 Millionen Drei- bis Achtjährige regelmäßig im Netz, hat eine Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet gezeigt. Viele Eltern verunsichert das. Sie verstehen nicht, was die Kinder in der virtuellen Welt treiben, stehen am Rand eines Dschungels, den das Kind ohne die schützende Hand der Eltern durchstreift. Ihre natürliche Reaktion: Sie wollen alles über diese Parallelwelt herausfinden – welche Seiten Sohn und Tochter besuchen, wen sie anrufen, wem sie schreiben.

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