Vater Andreas Flemm aus Wien sagt, ihm geht es vor allem darum, „im Notfall zu wissen, wo mein Kind ist“. Sohn Theo erkunde neugierig die Welt. Wenn er ihn mal nicht gleich finden könne, konsultiere er nicht als Erstes panisch die App, sondern suche die Umgebung ab. „Wenn ich ihn dann nicht finde, kann ich ihn immer noch orten.“
Wer seinem Kind kein Smartphone kaufen will, kann es mit Wearables wie der GPS-Uhr „Wo ist Lilly?“ ausstatten. Das Gerät hat einen Alarm- und SOS-Knopf. Eltern können durch die dazugehörige App auf ihrem Handy das Kind orten oder anrufen. Zudem können sie ein Gebiet markieren, in dem sich das Kind in der Regel aufhält, wie die Schule oder den Garten. Die App schlägt Alarm, wenn das Kind diese Zonen verlässt. 179 Euro kostet das Armband.
Fitnesstracker und Handyersatz: Was Smartwatches können
Bis vor wenigen Jahren waren Telefone und Computer in der Größe einer Armbanduhr nur Fiktion – „Knight Rider“ lässt grüßen. Doch die Chips werden immer kleiner, leistungsfähiger und billiger. Damit werden Geräte wie Smartwatches überhaupt erst technisch möglich und erschwinglich.
Smartwatches sind Teil eines Trends: Computer werden immer kleiner und damit komfortabler im Transport. Neben intelligenten Uhren gibt es etwa auch Fitnessarmbänder und Brillen, die mit Informationstechnologie aufgerüstet sind. Google Glass ist ein bekanntes Beispiel. Die Technologiebranche spricht vom "Wearable Computing" – und hofft auf einen Wachstumsmarkt.
Was ist überhaupt eine Smartwatch? Der Begriff ist schwierig zu fassen. Grundsätzlich gibt es zwei Kategorien. Die meisten Modelle funktionieren nicht eigenständig, sondern als Erweiterung zum Smartphone und zeigen Termine, E-Mails oder eingehende Anrufe an. Die Daten werden in der Regel per Bluetooth übertragen.
Während die meisten Smartwatches eine Erweiterung fürs Smartphone sind, sollen ein paar Modelle das Handy ganz ersetzen. Sie haben ein Mobilfunk-Modul, das Telefonate und die Übertragung von Daten erlaubt. Das gilt etwa für die Gear S von Samsung.
Die Geräte sind unterschiedlich ausgestattet. Einige fungieren als diskrete Sekretäre – sie erinnern an Termine, zeigen eingehende E-Mails an und vermelden Telefonanrufe. Andere eignen sich auch als Freisprecheinrichtung oder als kompaktes Navigationsgerät. Unter Sportlern beliebt sind Spezialgeräte, die den Puls und die Laufstrecke messen.
Die Laufzeit ist bei allen Smartwatches ein Problem: Weil die Geräte so klein sind, lässt sich darin kein großer Akku unterbringen. Daher sind viele Modelle nicht besonders ausdauernd – je nachdem welche Display-Technologie zum Einsatz kommt.
Diverse Unternehmen haben bereits Smartwatches auf den Markt gebracht – Start-ups wie Weltkonzerne. Zu den kleinen Anbietern zählt das Unternehmen Pebble, das über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter seine Anschubfinanzierung gesichert hat. Der IT-Riese Sony brachte bereits die dritte Generation seiner Computer-Uhr heraus, Samsung hat die Galaxy Gear entwickelt, der Chiphersteller Qualcomm stellt die Toq her. Im April 2015 kommt auch die Apple Watch heraus.
Wie sich junge Märkte entwickeln, ist schwierig zu prognostizieren – die Vorhersagen für Smartwatches gehen weit auseinander. Während etwa die Marktforschungsfirma IDC ein rapides Wachstum voraussagt, erwarten Forrester und NPD Displaysearch eine baldige Abkühlung des Marktes.
Noch teurer ist das Gerät des Schweizer Herstellers Limmex, ein Spezialist für GPS-Notrufuhren. Rund 500 Euro verlangt er für die „Kids Princess“ in Pink. Enthalten ist eine SIM-Karte der Deutschen Telekom. Ist das Kind in Gefahr, kann es die Notruftaste aktivieren. Automatisch werden nacheinander einprogrammierte Telefonnummern von Papa, Oma oder Tante angerufen. 149 Euro zusätzlich kostet das Abo im Jahr.
Längst kontrollieren die Eltern nicht mehr nur per App und Wearables, ob das Kind die Schule schwänzt. Sie dringen nun auch ein in die virtuelle Welt ihrer Kinder, kontrollieren jeden Klick auf dem Smartphone – durchaus robuster, als sie es sich im realen Kinderzimmer trauen würden: Sie lugen, um im Bild zu bleiben, nicht nur durchs Schlüsselloch. Sie stoßen die Tür gleich ganz auf.
In Deutschland bewegen sich mittlerweile 1,2 Millionen Drei- bis Achtjährige regelmäßig im Netz, hat eine Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet gezeigt. Viele Eltern verunsichert das. Sie verstehen nicht, was die Kinder in der virtuellen Welt treiben, stehen am Rand eines Dschungels, den das Kind ohne die schützende Hand der Eltern durchstreift. Ihre natürliche Reaktion: Sie wollen alles über diese Parallelwelt herausfinden – welche Seiten Sohn und Tochter besuchen, wen sie anrufen, wem sie schreiben.