Uber-Gründer Travis Kalanick Streitlustig, stur – und irre erfolgreich

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"Ein Arschloch namens Taxi"

Kalanick kann man vieles zuschreiben, aber sicher nicht, ein Diplomat zu sein. Es gefalle ihm, sagt er, Leute zu verärgern. "Ein Arschloch namens Taxi" nennt er seine Gegner. Und über seine Wettbewerber sagt er „wenn ihr schlaft, trete ich euch in den Arsch“.

Die einen sehen in Kalanick einen skrupellosen Turbokapitalisten und in Uber eine ethisch zweifelhafte Firma.

Die anderen, meist Investoren oder Techunternehmen aus dem Silicon Valley, feiern ihn als Helden. Für sie mache Uber im Prinzip nichts anderes als Google, Facebook, Amazon oder Airbnb: klassische Geschäftsfelder zerstören. Eine größere Auszeichnung kann es für einen Unternehmer kaum geben.

Libertärer, Businesspunk, Größenwahnsinniger – Kalanick haften viele Etiketten an. Freunde sagen, Kalanick sei kein Mensch, der bestimmten Überzeugungen anhänge, kein Ideologe. Allerdings habe er ein Schwäche dafür, Konventionen zu zerstören, sich mit Autoritäten anzulegen. „Travis blüht richtig auf, wenn er eine Norm unterwandern kann“, meint ein langjähriger Wegbegleiter. Er liebt Streit.

Auch von seinen Mitarbeitern fordert er, unbequem zu sein. Sie sollen widersprechen und sich nur ihren Ideen gegenüber loyal verhalten. Anderen dürfen sie ruhig auf die Füße steigen, um sich Gehör zu verschaffen.

Niedrige Preise, viele Fahrten, kurze Wartezeiten

Ist Kalanick von etwas überzeugt, durchbricht er Mauern. „Du kannst Dir nicht aussuchen, in wen Du dich verliebst“. So erklärt Kalanick, weshalb er seine Firma RedSwoosh nicht aufgegeben hat, ehe er sie an einen finanzstarken Bräutigam übergab. Das gilt auch für junge Unternehmer, die Kalanick für ihre Geschäftsideen begeistern konnten. Ihnen stößt er alle Türen auf. Längst ist seine Leidenschaft auch für Uber entflammt.

In einer Strategiesitzung im Jahr 2010, die bis weit nach Mitternacht ging, erkannte Kalanick, dass aus dem „verrückt kleinen“ Uber ein Riese werden könnte. Damals wurde ihm klar, dass die Firma im hochpreisigen Limousinenmarkt keine Sprünge machen würde. Niedrige Preise, viele Fahrten, kurze Wartezeiten, nur so würde Uber skalieren können. Kalanick hat sich für die richtige Formel entschieden.

Jetzt will er absahnen. In den bevölkerungsreichen Ländern Indien und China will er sich mit seinem Transportservice als nächstes austoben. Allein in China leben 800 Millionen Menschen in Städten – ein gigantischer Abenteuerspielplatz für Kalanick. 1,2 Milliarden Dollar an frischem Kapital haben die Kalifornier dafür eingesammelt. Außerdem experimentiert das Unternehmen mit autonom fahrenden Autos. Ohne Fahrer könnte Uber noch mehr Kosten einsparen - und sich viele neue Feinde machen. Das dürfte Kalanick gute Laune machen.

Es heißt, Hunde ähneln ihren Besitzern. Das lässt sich auch über Unternehmer und ihre Firmen sagen. Besonders gilt das für Travis Kalanick und sein Geschöpf Uber. Mit der Firma gelingt ihm das, was er liebt: Konventionen, in dem Fall Vorstellungen davon, wie Mobilität auszusehen hat, gegen den Strich zu bürsten. Ohne Rücksicht auf Verluste. Er ist damit erbarmungslos erfolgreich. Wahrscheinlich weil er sich nicht darum schert, ob ihm ganze Industriezweige und Behörden die Pest an den Hals wünschen.

Unternehmer zu sein, bedeutet für Kalanick immer auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen. "Wenn Du dann gewinnst", zitiert ihn Max Chafkin, "hast du gewonnen. Oder?“

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