Umstellung der Suche Google riskiert seine Kernkompetenz

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Google-Ergebnisse deutlich schlechter

Facebook und Google+ Quelle: dapd

Gänzlich unbrauchbar ist nun sogar eine der praktischsten Funktionen, die Google in der Vergangenheit eingeführt hat. Schon während Nutzer ein Suchwort eintippen, wird der Begriff automatisch vervollständigt und Google schlägt Kombinationen vor, nach denen häufig gesucht wird. Dieser „Instant“-Funktion gelang es oft erstaunlich gut, die eigene Anfrage vorwegzunehmen. Nun schlägt sie einem als erstes die eigenen Google+-Kontakte vor. Wer also „Chr..“ eintippt, um nach „Christian Wulff“ zu suchen, bekommt erst einmal die Profile aller Christians und Christophs angezeigt, die er sowieso schon kennt. Wer „Microsoft“ eingibt, wird von Google auf die Profile bekannter „Michaels“ gelenkt.

Abgesehen davon, dass Google damit inhaltlich völlig unbrauchbare Vorschläge liefert, ist auch die Grundidee hinter diesem Mechanismus falsch: Denn warum sollte man überhaupt nach den schon verknüpften Profilen seiner Freunde suchen?

Asoziales Ergebnis

Google versucht zwar seine Suche sozialer machen, das Ergebnis ist jedoch asozial.

Grundsätzlich ist die Einbeziehung „sozialer“ Ergebnisse ja durchaus richtig, doch durch die Fokussierung auf das eigene, derzeit vergleichsweise wenig genutzte Netzwerk werden Googles Resultate letztlich unsozialer. Dagegen fördert die nur scheinbar so kalte, mathematische Rechenmaschine bislang nur zu Tage, was die große Masse aller Internetnutzer durch Verlinkungen und andere soziale Aktivitäten für wichtig erachtet. Sozialer geht es eigentlich kaum.

„Google hat sich selbst kaputt gemacht”

Die Änderung des Algorithmus zeigt daher auch, wie stark Google selbst die Bedrohung durch Facebook empfindet. Das durch den anstehenden Börsengang von Zuckerbergs Netzwerk verfügbare Kapital wird das noch verstärken.

Das könnte sich rächen. Gerade einmal drei Tage nach Einführung des neuen Dienstes geriet Google ins Visier der US-Wettbewerbsbehörden, die nun schauen ob der Konzern mit der Änderung des Suchalgorithmus nicht seine Marktmacht missbrauche. Schon ziehen Beobachter Parallelen zu Microsofts Zwangsbeglückung seiner Kunden mit dem Internet Explorer, die einst zu einem Bußgeldverfahren durch die EU-Kommission führte.

Schlimmer als eine Geldstrafe wäre für Google jedoch eine Abwanderung der Nutzer. Noch hält sich deren Unmut in Grenzen, was auch daran liegt, dass die Änderung derzeit nur in der englischsprachigen Version und auch nur für alle, die bei Google+ angemeldet sind, wirksam wird.

Doch bekannte US-Technikjournalisten schimpfen schon lautstark. „Google hat sich selbst kaputt gemacht”, schreibt Matt Honan, Autor des populären IT-Blogs Gizmodo. Er habe daher die Standard-Suchmaschine in seinem Browser von Google auf Bing umgestellt.

Sollte sein Beispiel Schule machen, hat Google wirklich ein Problem.

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