Umstrittene Technik Nacktscanner sollen für Sicherheit sorgen

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Gründliche Überprüfungen notwendig

In Deutschland eingesetzte Geräte würden von den Behörden ausgiebig geprüft, so Holl. „Eigentlich wird Technik immer ausgeschrieben, sodass das beste Gerät auf dem Weltmarkt zum bestmöglichen Preis eingekauft und eingesetzt wird.“ Damit gehe eine Zertifizierung und Prüfung durch entsprechende Behörden einher. „Dadurch muss eigentlich klargestellt sein, dass die gewünschte Leistung auch erbracht werden kann.“

Eine öffentliche Bekanntmachung systemrelevanter Daten stünde eher dem Sicherheitsaspekt, so Holl: „Technik, die man klar einschätzen kann, kann natürlich auch umgangen werden.“

2013 hatte die US-Regierung die Secure 1000 Scanner von den Flughäfen abgezogen, allerdings weil es Kritik in Sachen Privatsphäre gab – nicht in Sachen Sicherheit. Heute werden sie in Gefängnissen, Gerichten und Regierungsbehörden genutzt.

Das Wissenschaftsteam aus den USA bietet mit seinen Ergebnissen einige Verbesserungsvorschläge, die die Blindheit des Scanners reduzieren, aber nicht ausschließen kann. „Bei jedem der auf ein Prüfverfahren zurückgreift, das auf derartigen Maschinen basiert, muss damit rechnen, dass es nur begrenzt sicher ist“, so die klaren Worte Shachams.

Der Weg der Körperscanners an deutschen Flughäfen ist geebnet. Quelle: AP

„Das, was zukünftig an Technik eingesetzt wird, hängt auch immer von der Bedrohungslage ab“, sagt Holl. „Ändert sich die Gefahrensituation in Deutschland, so wird man noch mehr in die Abläufe eingreifen müssen und noch mehr kontrollieren.“ Und dazu dürfte die Expansion von Körperscannern an Flughäfen der Bundesrepublik zählen.

Auch das Bundespolizeipräsidium begründet den Einsatz der Körperscanner mit einem gesteigerten Sicherheitsbedürfnis: „Körperscanner nutzen innovative Technologien zur Kontrolle von Passagieren und bilden damit einen großen Fortschritt im Bereich der Sicherheitstechnik.“

Unendliche Bedrohung

Die Erforschung neuer Sicherheitstechnologien zielt derzeit insbesondere auf die Sensorik ab – mit deren Hilfe sollen Gefahren immer leichter sichtbar gemacht werden. Das Ziel, an dem die Sicherheit perfekt gewährleistet ist, wird ohnehin nie erreicht sein, denn so wie sich Sicherheitstechnik weiterentwickelt, entwickeln sich schließlich auch Gefahren weiter. „Die Möglichkeit eine Bedrohung zu erzeugen ist unendlich“, sagt auch Holl.

„Die Bundespolizei prüft stets effiziente technische Lösungen. Eine solche stellt auch der Körperscanner dar“, so das Bundespolizeipräsidium. Das Bundesinnenministerium soll in seinen Planungen sogar schon einen Schritt weiter sein: Unter anderem mit deutschen Ingenieuren werde derzeit ein neuer Scanner entwickelt, durch den Passagiere nur noch durchlaufen müssen – vergleichbar mit den heute alltäglichen Metalldetektoren.

Im Institut für Detektionstechnologien an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg forschen Holl und sein Team mit „lebenden Sensoren“ – sprich Hunden – und an intelligenten Lasersystemen, mit deren Hilfe versteckte Gefahren in Objekten besser erkannt werde sollen. Zukunftsmusik in der Sicherheitstechnik.

Jetzt müssen sich erst einmal die aktuellen Scanner im Praxistest beweisen. Ob sie die technischen Sicherheitserwartungen erfüllen, kann am Ende nur der Härtefall – oder ein externes Forschungsteam – beweisen.

Eines ist klar: Der Weg der Körperscanners an deutschen Flughäfen ist geebnet. Datenschutz und Ethik werden gewahrt und sind keine Hindernisse mehr. Einzig der Sicherheitsaspekt kann weiter hinterfragt werden. Doch sie ist letztendlich eine Frage der Technik – vor allem der des Angreifers.

Mit Material von dpa

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