Umstrittene Technik Nacktscanner sollen für Sicherheit sorgen

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Schweißflecken lösten Fehlalarme aus

Bringen die Körperscanner allerdings so viel mehr Sicherheit, wie sie versprechen? Zu Recht bemängelten Kritiker die vielen Fehlalarme, die vor allem in der Testphase auftraten. Schon Schweißflecken oder Falten in der Kleidung lösten Alarme aus. Die will der Hersteller L3 Communications mittlerweile ausgebessert haben.

Eine andere mögliche Problematik stellte vor Kurzem ein US-Forschungsteam zur Diskussion: Die Wissenschaftler prüften ein System, das jahrelang an US-amerikanischen Flughäfen im Einsatz war. Den Rapiscan Secure 1000 Scanner mussten von 2009 bis 2013 zahlreiche Passagiere nutzen, bevor sie in den Staaten einen Flieger besteigen durften.

In Labortests untersuchten die Wissenschaftler, ob es möglich ist, dass Feuerwaffen oder explosive Stoffe auch im Scanner unsichtbar bleiben. Das Ergebnis: Mit einigen Kniffen schafften sie es tatsächlich, dass die ausgeklügelte Software den gefährlichen Zubehör am Körper „übersah“.

Mehr noch: Mithilfe eines Hackerprogramms konnten sie das Programm so umschreiben, dass es sogar saubere Bilder zeigte, obwohl verbotene Gegenstände sichtbar gewesen wären. „Wir waren geschockt, als wir das herausfanden“, sagt Alex Halderman, Professor für Computerwissenschaften an der Universität von Michigan. „Ein kluger Angreifer kann mit überraschend einfacher Technologie Gegenstände durch diese Maschinen schmuggeln.“

Cybersicherheit auch bei Scannern entscheidend

Für Gerhard Holl, Leiter des Instituts für Detektionstechnologien (IDT) an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, ist das Ergebnis weniger überraschend: „Wenn Sie durch die Vernetzung und M2M-Kommunikation über Netzwerke in die Sicherheits-Architekturen und damit in die Datenverarbeitung eindringen können, dann können Sie überall großen Schaden anrichten.“ Das sei vollkommen unabhängig von den Geräten.

„Das ist eine Frage der Cybersicherheit und eine sehr ernstzunehmende Sache“, so Holl. Diese müsste noch in einem ganz anderen Rahmen diskutiert werden. Nur wenn sichergestellt sei, dass Detektionssysteme nicht von außen manipuliert werden können, dürfe diese Technik eingesetzt werden. „Wenn die Mustererkennung einer Bedrohung anders eingestellt wird, dann ist Technologie eigentlich wirkungslos.“

Hovav Shacham, Professor für Computerwissenschaften an der University of California San Diego (UCSD), vor dem

Offenbar nahmen die Systemdesigner an, dass Angreifer keinen Zugang zu einem Secure 1000 bekommen könnten. Weit gefehlt. Denn genau das gelang den Forschern ohne weitere Probleme. Sie kaufen den Scanner über den Online-Händler eBay – aus der Ausschlussware der US-Regierung.

Eine Forderung des Forschungsteams: Öffentliche Tests von Nacktscannern. Bisher werden die Sicherheitssysteme im Geheimen getestet – unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne unabhängige Experten. Zumindest im Fall des Secure 1000 habe diese Heimlichtuerei keinen besonderen Schutz bieten können, so die Wissenschaftler.

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