Pumpen die Investoren zu viel Geld in die amerikanische High-Tech-Branche? Allein 23 Milliarden Dollar an Risikokapital flossen im ersten Halbjahr in Unternehmen, so viel wie noch nie seit dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000. Was vor allem an der Niedrigzinspolitik der Notenbanken liegt. Sie macht es für professionelle Geldverwalter schwerer, das ihnen anvertraute Kapital zu mehren. Auch die Chefs der High-Tech-Konzerne wissen nicht mehr, was sie mit ihren Barreserven Sinnvolles anstellen sollen.
Insofern haben die drei schwedischen Gründer der Spieleschmiede Mojang AB dem neuen Microsoft-Chef Satya Nadella ein Problem abgenommen. Denn sie haben ihr fünf Jahre altes Unternehmen und dessen Weltbestseller Minecraft für 2,5 Milliarden Dollar an den Softwarekonzern verscherbelt. Der überraschende Deal lässt sich leicht merken – 500 Millionen Dollar für jedes Jahr der Existenz und 100 Millionen Dollar für jeden der gerade einmal 25 festangestellten Mitarbeiter von Mojang.
Doch was will Nadella mit dem Hersteller eines virtuellen Lego-Baukastens, mit dessen verpixelten Blöcken die Spieler in den Weiten des Cyberraums kunstvolle Konstruktionen errichten? Die Antwort: Er soll Microsofts Spielesparte interessanter machen – vor allem für die Aktionäre. Denn die Spielkonsole Xbox, mit der der Konzern zeigte, dass er noch etwas anderes als Bürosoftware kann, liegt im Konkurrenzkampf mit Sonys Playstation 4 weit zurück. Die hat sich seit ihrem Start im November rund zehn Millionen Mal verkauft, Microsofts Xbox One bisher geschätzt nur halb so oft.
Warum der Spielemarkt so schwierig ist
Je weiter die Lücke klafft, desto schwerer wird es aufgrund des Netzwerk-Effekts – Besitzer einer Spielkonsole inspirieren Freunde, sich dieselbe Marke zuzulegen –, diese wieder zu schließen. Zwar ist seit Anfang September auch eine Minecraft-Version für die Playstation 4 erhältlich, und Microsoft wird sich nicht trauen, dies zu ändern. Doch als Eigentümer des populären Spiels erhält der Konzern Zugriff auf die mindestens 100 Millionen weltweit registrierten Minecraft-Nutzer – umgerechnet rund 25 Dollar pro Spieler zu zahlen ist gar nicht so schlecht. Vor allem könnte Nadella neben dem exklusiven Spiel Halo mit einer weiteren populären und vor allem plattformübergreifenden Marke seine Entertainment-Sparte auf das Ausgliedern vorbereiten. Ob das geschieht, ist Spekulation. Skeptiker meinen, dass Minecraft seine besten Zeiten bereits hinter sich hat.
Nicht zum ersten Mal hat Microsoft für eine Firma einen äußerst stolzen Preis bezahlt – besonders wenn der Kauf strategische Schwächen ausmerzen soll. In den vergangenen drei Jahren hat der Softwareriese allein für seine vier größten Übernahmen rund 20 Milliarden Dollar locker gemacht.
Der bisher happigste Deal mit 8,5 Milliarden Dollar war der Kauf von Skype, dem in Luxemburg residierenden Anbieter von Internet-Telefonie. Zwar hat er bisher kaum zum Umsatz beigetragen, aber Microsoft zum führenden Anbieter in diesem Bereich gemacht und das Einbinden solcher Dienste in die eigenen Produkte erleichtert. Bei dem vor einem Jahr für 7,2 Milliarden Dollar erworbenen Handyhersteller Nokia hatte der Konzern keine Wahl. Wären die Finnen gescheitert, hätte das den winzigen Anteil des Betriebssystems Windows bei Smartphones auf nahezu null reduziert. Der Kauf von Yammer, einem Anbieter sozialer Netzwerke für Unternehmen, für 1,2 Milliarden Dollar war als Absicherung gegen den im Cloud-Bereich aufstrebenden Wettbewerber Salesforce gedacht. Sicher ist: All diese Käufe beflügeln die Fantasie der Wagniskapitalgeber, was für noch größere Investitionen sorgt. So schließt sich der Kreislauf des Geldes.