Videotelefonie-App Duo Warum Google sich erneut auf den Messenger-Markt traut

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WhatsApp könnte Duo ausbremsen

Zwar ist die Videotelefonie nicht neu. Google hat allerdings erkannt, dass es sich dabei um eine Funktion handelt, die zukünftig an Bedeutung gewinnen wird. "Die Kosten für das benutzte Datenvolumen sinken, Breitbandinternet ist für immer mehr Menschen in immer höheren Geschwindigkeiten verfügbar. Entsprechend wird Videotelefonie immer häufiger nachgefragt", sagt Branchenkenner Lutter. Und selbst wenn die Verbindung mal schlecht ist, passt sich die Videoqualität bei Duo laut Google-Sprecherin den schwankenden Netzbedingungen an – oder es wird zumindest die Tonübertragung gehalten.

Ob diese Features aber reichen, um langfristig mehrere Millionen Nutzer an die App zu binden, wird sich laut Moussavi-Amin erst nach einiger Zeit herausstellen – wenn der erste Hype um das neue Google-Produkt vorüber ist. "Der Grund für die hohe Download-Rate in der ersten Woche ist in erster Linie sicherlich die Neugier der User nach dem Neuen." Viele würden die App nur herunterladen, um sie einmalig auszutesten. Die meisten würden sie danach deinstallieren, weil zu wenig Freunde und Bekannte sie nutzen.

Die sind nämlich in der Regel beim unmittelbaren Konkurrenten Skype oder WhatsApp. Der Messenger-Gigant testet derzeit auch die Videotelefonie mit ausgewählten Nutzern – was für Duo den Untergang bedeuten könnte. Schließlich würde WhatsApp dann zwei Funktionen – also den Chat und die Videotelefonie – in einer App anbieten, während der User bei Google für jede Funktion eine separate Anwendung nutzen müsste. Das ist den meisten zu umständlich.

Doch Moussavi-Amin ist sich sicher, dass Google auf den Vormarsch von WhatsApp im Bereich Videotelefonie schnell reagieren wird. "Duo ist auch deshalb so simpel programmiert, weil Google vor dem Videotelefonie-Start von WhatsApp möglichst viele Nutzer generieren wollte" sagt der Experte. Über den Messenger Allo sollen dann noch weitere User dazu kommen. Wenn WhatsApp seine neue Funktion dann einführt, hat Google bereits einen Nutzer-Stamm, für den er die Apps Duo und Allo zusammenführen könnte, so die Überlegung von Moussavi-Amin.

Schließlich geht der Trend laut den beiden Experten dahin, dass sich ein Messenger zu einer zentralen Anlaufstelle auf dem Smartphone entwickeln wird. Chatbots ermöglichen neuerdings die Informationsbeschaffung über den Messenger. Wenn es um das Kernthema Kommunikation geht, sind Messenger zumindest jetzt schon der Mittelpunkt. "Wir stehen aber noch am Anfang, wenn es darum geht, über Nachrichten Blumen und Tickets zu bestellen oder sich über das aktuelle politische Geschehen zu informieren", sagt Lutter. Ein neuer Markt, auf dem ebenfalls Schnelligkeit und Einfachheit der Anwendung ausschlaggebend für den Erfolg der Anbieter sein dürften.

Für Google bedeuten diese Trends: weitere Informationen über die Nutzer, detaillierte Profile, noch passgenauere Werbung – und höhere Einnahmen. Selbst wenn der Konzern kein Geld mit der App an sich verdient.

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