Was mit Social Media Profilen nach dem Ableben passiert Wie das Internet den Tod verändert

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Öffentliches Gedenken

Der Friedhof ist der klassische Ort der Trauer. Inzwischen entstehen immer mehr digitale Trauerportale im Internet. Quelle: dpa


Während für die einen das Löschen der Accounts von größter Wichtigkeit ist, suchen andere das Internet als Ort der Trauerarbeit. Jörg Eisfeld-Reschke ist damit nicht allein. Das belegt ein Blick auf die deutsche Homepage Gedenkseiten.de. Hier lässt sich für den Verstorbenen eine Art Mini-Homepage einrichten, mit Musik, Youtube-Videos, Fotos und Erinnerungen.

Sogar eine digitale Kerze kann angezündet werden. “Bisher wurden auf der Seite 120.000 Gedenkseiten eingerichtet und Kerzen entzündet”, sagt der Gründer der Homepage Oliver Schmid (33). Er will von dem Markt mit der Trauer im Netz profitieren. “Der Bedarf ist gigantisch”, sagt er. Seit 26. August letzten Jahres ist die Seite online, über elf Millionen Mal wurde sie bisher aufgerufen.

Keine Werbung auf dem Online-Friedhof

Bisher wird das Portal durch verschiedene kommerzielle Webportale wie www.erbrecht-heute.de und www.beileid.de querfinanziert. “Dass wir eines Tages mit der Seite zwei bis drei Festangestellte finanzieren können, ist unser erklärtes Ziel” sagt Gründer Schmid. Bisher verdient er sein Haupteinkommen als freier Berater.

Wie das Geld künftig reinkommen soll, verrät er nicht. Nur dass es nicht mit Werbung geschehen soll. ”Das wäre für ein Trauerportal nicht angemessen”, findet er. Stattdessen arbeitet er an einer Lösung gemeinsam mit den Usern.

Internet hat den Tod verändert

Zum Start von Gedenkseiten.de äußerte sich Firmengründer Oliver Schmid (33) wie folgt: “Die moderne Trauerkultur bietet die Möglichkeit, das Trauern heute öffentlich zu erleben. Unsere Erfahrungen und unser Leid mit Mitmenschen, die in einer ähnlichen Situation sind, zu teilen und so den Schmerz zu verarbeiten.” Demnach ist dies eine wertvolle Bereicherung für die Trauerkultur im Internet, da es so möglich wird “auch über weite räumliche Entfernungen hinweg, den Trauernden online Beistand zu leisten.”

Genauso sieht es auch Jörg Eisfeld-Reschke. Daher will er in diesem Bereich weiter aufklären. “Es gibt viele Möglichkeiten, die bisher kaum ausgeschöpft werden”, ist er sich sicher. “Das Internet hat eben auch den Tod verändert.”

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