In der digitalen Marketing-Welt liegt also einiges im Argen. Eines der bemerkenswertesten Zitate auf der Dmexco war ein Ausspruch von Tobias Kollmann, BWL-Professor an der Uni Duisburg-Essen: „Die meisten Industriekapitäne stehen auf dem Deck der immer noch funktionierenden Titanic. Dabei ist der digitale Eisberg schon in Sicht.“
Es ist durchaus nachvollziehbar, dass viele Marketing- und Werbechefs überfordert sind und den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Jedes Jahr werden sie aufs Neue überflutet von aktuellen, digitalen Trends und Hypes, denen sie um jeden Preis folgen müssen, um nicht als althergebracht oder gar ignorant zu gelten. Wäre es da nicht schön, man könnte etwas Ballast abwerfen? Wäre es nicht genial, wenn jemand empirisch nachweisen würde, auf welche Maßnahmen das moderne Marketing und die trendige Werbung verzichten können?
Da kommt Byron Sharp gerade recht. Der Marketing-Professor an der University of South Australia hat bereits 2010 ein Buch mit dem vielsagenden Titel „How Brands Grow“ veröffentlicht, das inzwischen zum Bestseller avancierte und nun mit der üblichen Verzögerung auch in Europa für Furore sorgt. Furore deshalb, weil er auf 214 Seiten darlegt, dass das heutige Marketing unendlich vielen Irrtümern aufsitzt, an denen man jedoch stoisch festhält. An die Stelle des herkömmlichen Glaubens, was wirkt und richtig ist, setzt er solide, empirische, wissenschaftliche Marketing-Erkenntnisse.
In Zukunft zu vermeidende Irrtümer
Demnach können Marketing und Werbung in Zukunft getrost auf nicht weniger als zehn der häufigsten und beliebtesten Maßnahmen verzichten, die tagein, tagaus zum üblichen Repertoire der Zunft zählen:
- Markendifferenzierung und USPs
- Zielgruppensegmente und -profile
- Zielgruppen-Targeting
- Aufbau von Markenwerten („brand value“)
- Customer Relationship Marketing (CRM)
- Markenbindungs- und Loyalitätsprogramme
- Promotions- und Preisaktionen
- Modelling
- Neue Medien („New Media“)
- und last but not least Influencer Marketing