Werner knallhart Was soll ich eigentlich noch bei Xing?

Ich habe eine E-Mail bekommen: Das soziale Business-Netzwerk Xing hat jetzt 10 Millionen deutschsprachige Mitglieder. Und: Eins davon bin ich. Seit zehn Jahren bin ich dabei - ohne einen einzigen positiven Effekt! Und nu?

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Das soziale Business-Netzwerk Xing hat jetzt 10 Millionen deutschsprachige Mitglieder. Quelle: dpa

Bei mir ist das so: Ich miste nicht so gerne alte Schuhe aus, weil ich immer auf den einen Moment warte. Den, bei dem ich ein seit Jahren ignoriertes Paar aus dem Keller wieder mal anziehe und dann sagt jemand: "Coole Schuhe. Neu?"

Und so ähnlich ist es bei mir auch mit Xing. Ich bin da schon solange dabei, damals hießen die noch OpenBC. Ich bin da immer noch, weil es ja doch mal passieren kann, dass sich das auszahlt. Ich habe auch nach über zehn Jahren den Glauben nicht aufgegeben, obwohl es bislang nicht einen einzigen Xing-Moment gegeben hat, der mich beruflich auch nur einen Hauch weiter gebracht hätte.

Nun gut, ich habe mir in all den Jahren nicht gerade ein riesiges Xing-Netzwerk aufgebaut. Ein Freund von mir hat so viele mit ihm auf Xing verbundene Kontakte, da zeigt das System nur noch an: 999+

Nutzerzahlen der bekanntesten sozialen Medien

Bei mir stagniert es seit Jahren bei um die 150 oder so. Weil ich mich frage: Wozu brauche ich diese Verbindung auf Xing? Leute, denen ich geschäftlich verbunden bin, erreiche ich per Telefon oder E-Mail. Kollegen, die gute Bekannte oder meine Freunde sind, dürfen mich jederzeit gerne per WhatsApp und Threema anschreiben.

Ich habe bei Xing schon Gesichter von Leuten gesehen, die mir das System als zukünftige Kontakte vorschlägt, mit denen stehe ich in regelmäßigem persönlichen Kontakt. Dann mache ich die bei Xing zu meinen Kontakten und denke mir: Und nu?

Wozu brauche ich eine weitere Liste mit Kontakten auf Xing? Ich bekomme regelmäßig E-Mails mit Informationen, dass der eine jetzt eine neue Jobbezeichnung hat und eine andere sogar eine komplett neue Aufgabe. Ok, interessant. Aber das veröffentlichen viele ja ohnehin auf Facebook.

Ich hatte die Hoffnung, dass mich auf Xing zusätzlich zu meiner Website Leute finden, die an meiner Arbeit und gar an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Aber das läuft bei mir weiter allein über persönliche Empfehlungen oder eben über meine Site. Auf Xing: Flaute.

Erst dachte ich: "Marcus, du bist einfach zu geizig. Du brauchst das kostenpflichtige Profil. Gönn dir den Business-Luxus, du alter Profi, und deine Karriere steigt auf bis zu den Sternen."

Aber auch meine neue Großzügigkeit brachte mir nichts weiter als das Gefühl, ich hätte nicht so großzügig sein sollen. Ich bestellte das Abo wieder ab.

Und nun dümpelt mein Profil da so herum. Aktivitätsgrad: Null Prozent. Gerade eben war ich mal wieder drin und habe ein paar Kontaktanfragen bestätigt. Und frage mich mal wieder: Und nu?

Das Blöde ist außerdem: Bei Portalen, die ich so selten aufsuche, vergesse ich ständig das Passwort. DriveNow, REWE online und so. Jeder Besuch beginnt mit derselben Zeremonie: "Passwort vergessen? Wir schicken Ihnen eine E-Mail..." Maaaann!

Nur: Bei DriveNow will ich fahren. Bei REWE will ich was Leckeres bestellen. Aber bei Xing? Was soll ich da? Da will ich ja eigentlich gar nichts.

Vielleicht bin ich einfach nicht der Xing-Typ. Wildfremde Menschen einzeln oder in Gruppen anschreiben, um sie zu fragen, ob wir vielleicht mal irgendwie ins Geschäft kommen wollen: nicht mein Ding.

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