Wintertourismus Milliarden für den Pistentraum

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Nur zwei Konzerne teilen sich den Markt

Die Millionensummen fließen in erster Linie in Ersatzbauten, denn steigende Umweltschutzauflagen sorgen dafür, dass im Alpenraum kaum noch neue Pisten erschlossen werden. Da wird dann eben im Bestand geklotzt.

Zur Freude der wichtigsten verbliebenen Seilbahnbauer im Alpenraum, Doppelmayr Garaventa aus Vorarlberg und Leitner Ropeways aus Südtirol. Die Unternehmen konkurrieren im engen Markt um die Großprojekte mit Seil- und Sesselbahnen, und zwar nicht bloß im Alpenraum, sondern global.

Größter alpiner Auftraggeber dürften in diesem Jahr die Stubaier Bergbahnen gewesen sein, mit einem Projekt gegen das sich sogar die Arlbergüberquerung am Flexen als preiswert ausnimmt. Das ebenfalls in Tirol gelegene Skigebiet hat über den Sommer seine wichtigste Seilbahn ersetzt. Immerhin 64 Millionen Euro flossen in den Bau der von Leitner gelieferten neuen Eisgratbahn.

Zehn ausgefallene Wintersportarten
Pferde SkijoringWer sich auf Skiern von jemanden oder etwas anderem ziehen lässt – etwa von einem Schlitten oder einem Schlittenhund – der darf von sich behaupten, er „skijore“. Nicht weiter ungewöhnlich, es sei denn, man lässt sich dabei von einem Pferd über den Schnee ziehen.  Die haben so viel natürlich Pferdestärke, dass die Skijorer unglaublich hohe Geschwindigkeiten erreichen und dabei bis zu 17 Meter lange Stunt-Sprünge machen können – nur der Skifahrer, versteht sich.Quelle: Redbull
Ski-BallettBallett tanzen ist eine Kunst für sich – selbiges gilt auch für Skifahren. Die Kombination aus beiden, das sogenannte Ski-Ballett, sollte sich in diesem Jahr niemand entgehen lassen. Die ausgefallene Sportart wurde in den 70er Jahren populär und vereint rasante Abfahrten mit eleganten Pirouetten, Rollen und Sprüngen. Wenn möglich sogar im Takt der Musik. Quelle: dpa
Schnee-PoloWer sein Pferd nun ohnehin schon für Skijoring aus dem Stall geholt hat, kann sich ruhig noch eine Runde Schnee-Polo gönnen. Das erste offizielle Match dieser ausgefallenen Sportart fand 1985 auf einem zugefrorenen See in der Schweiz statt. Heutzutage ist Schnee-Polo eine beliebte Sportart in kalten Ländern auf der ganzen Welt. Quelle: dpa
Schnee-KajakfahrenNur weil Schnee liegt, ist das noch kein Grund, das Kajak in der Garage versauern zu lassen. Schnee-Kajakfahren ist genauso spannend wie Extrem-Schlittenfahren und funktioniert sehr ähnlich: Einfach Wachs unter das Kajak schmieren und ab geht die Post, bergabwärts. Gesteuert wird mit dem Paddel, genau wie auf dem Wasser.Quelle: Redbull
Schaufel-RennenDiese Wintersportart ist möglicherweise aus alten Weihnachtsfilmen bekannt, in denen Kinder auf Schaufeln schneebedeckte Hügel herunterrutschen. Aber Schaufel-Rennen sind keineswegs Vergangenheit: Seit über 30 Jahren treffen sich in New Mexiko die Menschen für ein traditionelles Schaufel-Rennen in der Vorweihnachtszeit. Bei diesem Wettbewerb fetten die Teilnehmer – meist Erwachsene – metallene Schaufeln ein und düsen damit Skipisten mit bis zu 70 Kilometern pro Stunde herunter.Quelle: Redbull
Eis-JachtenJachten – das klingt nach Schickeria, viel Sonne und schönen Frauen im Bikini. Eis-Jachten hat damit jedoch nicht viel zu tun. Die Sportart, die vor allem in den Niederlanden und in Finnland beliebt ist, ist eine Mischung aus Windsurfen und herkömmlichem Segeln. Die Sportler nutzen dabei traditionelle Segel-Techniken, während Kufen unter dem Boot wie Schlittschuhe funktionieren und das Boot über zugefrorene Seen oder Flüsse bewegen.Quelle: Redbull
Speed-FliegenIrgendwann in der Geschichte haben sich wohl Fallschirmspringer und Gleitschirmflieger zusammen getan, um diese abgefahrene Wintersportart zu entwickeln. Wichtig ist dabei die Kombination aus Fallschirm und Skiern.  Auf einem Berg gelandet, kommen diese zum Einsatz um die Speed-Flieger sanft die Piste hinunter zu tragen.Quelle: Redbull

Für weitere 38 Millionen Euro hat Sölden, ein weiterer der Tiroler Top-Skiorte, im vergangenen Sommer tonnenweise Stahl und Beton bewegt und unter anderem die Gaisachkoglbahnen komplett erneuert. Daneben befördert die ebenfalls erneuerte Giggijoch-Bahn nun stündlich bis zu 4500 Skiläufer ins Skigebiet. Der Vorgänger schaffte nicht mal die Hälfte.

Ein Mega-Projekt soll zwei Gletscher verbinden

Komplette Neubauten, wie die Flexenbahn (ein Doppelmayr-Projekt), sind inzwischen die Ausnahme. Die konnten ihre Betreiber nur realisieren, weil sie auf die Anlage zusätzlicher Pistenkilometer verzichtet haben. Von der einen auf die andere Seite gelangt man am Arlberg inzwischen zwar ohne Bus oder Auto, aber eben nur in der Gondel und nicht mit Brettern unter den Füßen.

Keine 90 Kilometer südöstlich vom Arlberg gelegen, wollen zwei Seilbahnbetreiber nun aber doch noch einmal ein ganz großes Projekt anstoßen. Rund 120 Millionen Euro kalkulieren die Pitztaler Gletscherbahnen und ihr Pendant aus Sölden im Ötztal für die Verbindung ihrer beiden Gletscherskigebiete. Drei neue Seilbahnen wollen sie dafür am Fernerkogl erreichten.

Aktuelle Investitionen in deutsche Skigebiete

Der größte Teil der Flächen ist seit gut zehn Jahren für die Erweiterung der Skigebiete freigegeben. Im vergangenen Sommer nun haben die Betreiber die entsprechenden Unterlagen zur Prüfung eingereicht. Ob und wann sie eine Baugenehmigung bekommen, ist allerdings noch offen.

Der nächste Traum der Arlberger

Es dürfte eine Entscheidung sein, die auch die Bergbahner am Arlberg mit Aufmerksamkeit verfolgen. Nachdem sich der Traum der Flexen-Verbindung erfüllt hat, blicken speziell die Verantwortlichen in Sankt Anton nun ganz ans östliche Ende des Arlberger Skigebietes: aufs Rendl-Plateau.

Wo die meisten Ski-Fahrer leben

Nicht weit entfernt von der Bergstation der Riffelbahn II unterhalb der Vorderen Rendlspitze liegt dort, jenseits des Malfon-Tals, der Gipfelgrat unterhalb des Kreuzjochs, der den Arlberg von den Pisten rund um Kappl im Patznauntal trennt.

Bisher sind dort oben, ähnlich wie an der Valluga-Nordabfahrt, nur Freerider unterwegs. Die fahren durchs Malfon Richtung Pettneu ab. Im Grunde aber ließe sich – ein paar Millionen Euro im Investitionstopf und den Segen der Naturschutzbehörden vorausgesetzt – ganz hinten am Rendl mit zwei neuen Seilbahnen auch eine Verbindung der Skigebiete bis Kappl schaffen.

Davon träumen sie schon lange in Sankt Anton. Aber träumen, das sind sie da ja gewohnt.

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