Das Internet der Dinge beschäftigt die Experten schon seit Jahren. Könnte man sagen, dass es 2015 eine besondere Rolle spielen wird?
Von der Umsetzung sicher! In den vergangenen Jahren hat man sich mit der theoretischen, wissenschaftlichen Seite sehr beschäftigt. Aber jetzt wird es zunehmend umgesetzt, sodass sich tatsächlich mehr Unternehmen auf dem Markt befinden, die das Konzept des Internets der Dinge in Produkten realisieren. Wissenschaftlich ist es als Konzept schon länger bekannt. Es gibt aber auch die bekannten Probleme – etwa bei der Standardisierung und Abstimmung zwischen den Unternehmen. Außerdem muss man auch den Datenaustausch entsprechend gestalten. Das muss sich entsprechend der Dienstleistung entwickeln. Ich denke, das wird innerhalb der nächsten zwei Jahre andere Anwendungen ermöglichen, weil sich mehr getan haben wird.
Könnte man also sagen, 2015 unterscheidet sich von 2014 darin, dass wir im neuen Jahr einige dieser Ideen endlich in die Tat umsetzen können?
Ich hoffe es! Davon gehe ich sicher aus. Es wird zunehmend in die Tat umgesetzt und es wird auch zunehmend komplexer in die Tat umgesetzt. 2014 gibt es die vernetzte Zahnbürste und wenn man in die Labore blickt, finden sich dort sehr spannende Anwendungen, die bald kommen werden.
Dies sind zumeist vernetzte Systeme, wie etwa die Vernetzung zwischen Helmen, Fahrrädern und Autos. Im Bereich der Mobilität sind es sehr intelligente Szenarien mit Blick auf die Sicherheit. Das hat im Moment Pilotstatus, aber es wird garantiert in den kommenden Jahren umgesetzt. Wie groß die Hürden sind, hängt vom unternehmerischen Kalkül ab. Das lässt sich immer schlecht prognostizieren. Aber man kann grundsätzlich sagen, 2015 wird mehr und intelligenter umgesetzt – also mehr Steuerung in Geräten. Der Trend besteht schon länger, aber die Komplexität steigt und damit auch der Anwendungskomfort der Produkte, die angeboten werden.
Der Verbraucher sieht es vor allem im Auto oder am Smart Home, die sich 2014 in den Vordergrund gespielt haben. Aber zumeist sind diese Systeme noch nicht im Alltag angekommen. Wird sich das 2015 ändern?
Es hängt immer an dem Erfolgsfaktor Standardisierung. Ich denke, es wird mehr ankommen, aber mit Sicherheit noch nicht im Ideal. Es sprechen ökonomische Gründe dagegen. Eine totale Vernetzung ist aus Sicht der Verbraucher zum Teil sinnvoll – wenn man Privatsphäre und Datenschutz berücksichtigt. Aber es ist nicht unbedingt für die Unternehmen von Interesse mit Blick auf ihre Geschäftsmodelle.
Smart Home - Das schlaue Zuhause
Alle reden drüber, aber nicht alle meinen dasselbe: Smart Home ist ein populäres Thema in der Elektronikbranche. Immer mehr Firmen bringen eigene Lösungen auf den Markt. Die Berater von Deloitte unterscheiden vier Kategorien.
Viele Lösungen ermöglichen es, Licht und Rollläden automatisch zu steuern. Hinzu kommen Sicherheitsfunktionen wie vernetzte Feuermelder und Sicherheitskameras. Die Auswahl ist bereits groß.
Auch Speichersysteme für Computer und Smartphone zählen die Deloitte-Experten zum Smart Home. Auf diesen Miniservern können Nutzer ihre Daten, aber auch Filme und Musik ablegen und von überall aus im Haus darauf abrufen.
Smart-Home-Systeme können die Pflege älterer Menschen erleichtern, etwa mit einem Hausnotruf. Geräte für die Ferndiagnose sollen bei der Betreuung von Kranken helfen. Für den Bereich Pflege und Gesundheit gibt es bereits etliche Anwendungen.
Licht und Heizung aus, wenn man rausgeht: Intelligente Systeme können für mehr Energieeffizienz sorgen. Perspektivisch könnte auch der Trockner automatisch anspringen, wenn Strom billig ist. Angesichts der hohen Komplexität sei der Bereich "Smart Energy" aber am Anfang, so Deloitte.
Schon jetzt gibt es Anbieter, die kaufkräftigen Kunden eine Wunschlos-Glücklich-Lösung einbauen – Deloitte definiert das als Luxussegment. Zunehmend kommen aber Pakete auf den Markt, mit denen Käufer relativ günstig smarte Funktionen nachrüsten können.
Deswegen bin ich nicht so optimistisch, dass 2015 wirklich der Riesensprung kommen wird und das, was an Vernetzung möglich wäre, auch umgesetzt wird. Wir werden so weit kommen, wie es die Entwicklungsbedingungen zulassen. Und wenn die ökonomischen Anreizmodelle so nicht aufgestellt sind, dann wird sich das auch nicht ideal entwickeln.
Fällt das dann also – wie Sie vorhin aufschlüsselten – unter die wünschbaren Entwicklungen? Oder was würden Sie als wünschbar einordnen?
Wünschbare Zukunftsentwicklungen werfen den Blick darauf, was sich in der Gesellschaft bewegt und welchen Herausforderungen sie sich stellen muss. Da rücken, wenn man mal einen anderen Megatrend wie den Demografischen Wandel in den Blick rückt, andere Aspekte in den Vordergrund: Die Alterung und der Pflegesektor werfen Probleme wie den Fachkräftemangel oder Ideen wie das lebenslange Lernen auf.
Mit beidem müssen wir uns heute auseinandersetzen. Bei dem Megatrend Demografischer Wandel sehen wir, dass mit neuen Technologien sinnvolle Anwendungen ermöglicht werden könnten und sollten. Zum Beispiel könnten diese vor Ort Menschen dabei unterstützen, mit mehr Kompetenz auch in schwierigen Situationen zu pflegen, die Arbeitsbedingungen deutlich verbessern und auch die Lebensbedingungen. Es ist ja zunehmend der Fall, dass Menschen in Einzelhaushalten pflege- oder zumindest hilfebedürftig sind und da auch durchaus mit Ansätzen der intelligenten Vernetzung und Technologien einen gewissen Bedarf abdecken können. Das wäre eine wünschbare Zukunftsentwicklung.