Erneuerbare Energie Schwimmende Solarkraftwerke

Ein australisches Startup will Sonnenstrom billig machen – mit schwimmenden Kraftwerken aus Plastik. Die Solarmodule richten ihre Linsen nach dem Stand der Sonne aus. Damit könnten Stauseen zu riesigen Batterien gemacht werden.

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Solarmodul auf dem Wasser von der Firma Sunengy Quelle: PR

Peter Wakemans Sonnenkraftwerk braucht weder Fundamente noch Stahlträger. Das Kühlwasser fließt gratis. Und wenn ein Sturm naht, tauchen seine Aufbauten einfach ab. Denn Wakeman, Chef des australischen Startups Sunengy, will Fotovoltaikanlagen aufs Wasser bauen. Sein "Liquid Solar Array" (LSA) hält sich mit Schwimmkörpern auf den Wogen wie ein kleiner Katamaran. Eine Glaslinse, stets der Sonne nachgeführt, konzentriert das Licht zu einem gleißenden Strahl. Die Solarzelle darunter, nicht größer als ein Bierdeckel, verwandelt das gebündelte Licht in Strom.

Damit haben die Australier eine neue Solartechnologie erfunden, die verspricht, Sonnenstrom preiswerter zu machen als jede bisher etablierte Art der solaren Stromerzeugung. Vor allem aber nutzt sie erstmals Flächen, die für die solare Energieerzeugung bisher völlig unbrauchbar waren: natürliche Weiher, Flussarme und Stauseen.

50 Cent pro Wattpeak

Bislang werden große Solarkraftwerke nur auf dem Land gebaut. Mit viel teurem Stahl und Beton und oft zulasten fruchtbaren Ackerlands. Wakemans Solarkraftwerk dagegen treibt trotz filigraner Bauweise stabil auf dem Wasser – und wiegt pro Modul nur schlappe zwölf Kilogramm. Auch sonst gibt sich die Technik genügsam: Durch die Bündelung des Sonnenlichts braucht das Liquid Solar Array wenig kostspielige Solarzellen.

In der Massenfertigung, sagt Wakeman, koste jeder seiner solaren Wasserflöhe nur noch 50 Eurocent pro sogenannten Wattpeak – einer Standard-Messgröße für die Leistung, die Solaranlagen unter Testbedingungen liefern. Damit wäre ein LSA nur halb so teuer wie heutige, ähnlich leistungsstarke Solarmodule fürs Dach. Tausende der schwimmenden Energiespender ließen sich zu Aqua-Solarparks von unbegrenzter Größe verbinden. Was klingt wie die spinnerte Idee von Solarenthusiasten, wird in diesem Jahr Realität: Tata Power, die Energietochter des indischen Konzerns Tata, finanziert den Australiern ein Pilotkraftwerk. Im August lässt Sunengy auf einem Stausee im westindischen Bundesstaat Maharashtra die ersten 120 Testmodule zu Wasser.

Erprobte Technik neu genutzt

Die Gesamtleistung dieser noch teils aus Stahl gebauten Elemente beträgt zwar nur 13,5 Kilowatt. Das entspricht zwei bis drei durchschnittlichen Fotovoltaikanlagen auf Hausdächern. Doch wenn das LSA seine Seepferdchenprüfung besteht, könnten schon bald solare Wasserkraftwerke mit Hunderten Megawatt Leistung ganze fossile Großkraftwerke ersetzen. „Wir bräuchten nur ein Prozent der Stauwasserflächen in Indien“, sagt Wakeman, "um 15 Kohlemeiler dichtzumachen." Licht auf hocheffiziente Minisolarzellen zu bündeln ist kein Hexenwerk mehr. "Konzentrator-Kraftwerke werden schon seit zehn Jahren kommerziell eingesetzt", sagt Andreas Bett vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg. Rentieren würden sie sich aber nur in sonnenreichen Regionen. Denn in gemäßigten Breiten streuen oft Wolken das Licht und machen es unbrauchbar für die Linsenkraftwerke.

Sunengy hat darum Indien oder Brasilien im Visier, Länder mit mehr als 2000 Sonnenstunden im Jahr – und vielen Stauseen. Deren Betreiber will das Startup überzeugen, nun auch in die Solarenergie einzusteigen. Ein schlauer Einfall: Staudämme bieten den Solaranlagen nicht nur Schutz vor Wellen, sondern auch gleich den Anschluss ans Stromnetz.

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