Hinzu kommt, dass auch bei der Vermittlung des Themas allerhand schiefging: So brachte etwa der US-Saatgut- und -Spritzmittelkonzern Monsanto, den Gentech-Gegner nur „Monsatan“ nennen, 1996 gentechnisch veränderte Sojabohnen in Europa auf den Markt – ohne Kennzeichnung. Die wurde damals zwar von den Verbrauchern gefordert, war aber in der EU noch nicht vorgeschrieben. In quasikolonialistischer Manier versuchte Monsanto die vermeintlich technophoben Europäer zu belehren, was gut für sie sei. Gezielte Fehlinformationen und ultraplumper Lobbyismus gehörten dabei zum Repertoire.
Der Streit eskalierte über die Jahre, sodass heute kaum noch eine sachliche Debatte möglich ist. Und dieser Dogmatismus hat längst beide Seiten befallen.
Einziger Hoffnungsschimmer scheint in diesen trüben Zeiten Einbeck in Südniedersachsen zu sein. Dort hält der Weltmarktführer für Zuckerrübensaatgut – die 3.500 Mitarbeiter starke KWS – die Fahne grüner Gentechnik made in Germany hoch: „Wir bleiben hier“, sagte KWS-Chef von dem Bussche, als BASF den Rückzug aus Deutschland bekannt gab. Er baut keine Arbeitsplätze ab, sondern 70 neue Stellen in der Forschung und Züchtung auf.
„Wir wollen, dass unsere Molekularbiologen eng mit unseren Pflanzenzüchtern zusammenarbeiten, damit wir weltweit immer besseres Saatgut für die Landwirte anbieten können“, sagt von dem Bussche. Allerdings verkauft auch er in Europa nur noch konventionell hergestelltes Saatgut. Die Gentech-Ware geht ausschließlich nach USA, Südamerika und Asien.
Um das Ruder hier noch einmal herumzureißen, sind vielleicht ganz neue Ansätze nötig. Etwa Aquarienfische, die dank eines Fluoreszenzgens aus einer Qualle knallgrün oder neonorange aufleuchten, wenn das Aquarienlicht einen hohen Blauanteil enthält. Yorktown Technologies aus Texas verkauft die Fische unter dem Namen Glofish seit 2003. Während die Zierfische in Europa nicht vertrieben werden dürfen, hat der US-Künstler Zack Denfeld sie bereits in einem Koch-Video zu Sushi-Rollen verarbeitet. Beim Essen darf die UV-Lampe nicht fehlen, damit der Leuchteffekt auf dem Teller zur Geltung kommt.
Ob solche Partygags europäische Genfood-Gegner auf den Geschmack bringen werden, bleibt allerdings abzuwarten.