Aufwändige Check-up Untersuchungen Das Abzockgeschäft mit der Gesundheit von Managern

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Manager verdrängen Burnout-Anzeichen

Schultz: „Eine andere Erlösquelle sind manche fragwürdigen Tests auf Nahrungsmittelallergien.“ Die lassen sich selbst bei beschwerdelosen Patienten häufig nachweisen und immer teuer abrechnen. Da müsste ein GKV-Patient schon Symptome aufweisen, damit die Kasse zahlt.

Der Lungenfachmann rät, sich nicht allein auf externe Check-ups zu verlassen: „Der Klinikarzt sieht den Patienten meist nur einen Tag und im Schnelldurchlauf. Ein guter Hausarzt dagegen muss sich nicht nur auf Datenmaterial verlassen, sondern sieht seinem langjährigen Patienten schon am fehlenden Glanz in den Augen an, dass etwas nicht stimmt.“

Problem Burnout

Hier liegt ein Problem beim Vorsorge-Check: Die Schauspielkunst kampferprobter Manager steht der richtigen Diagnose bei einer Erschöpfungsdepression im Weg. Was Gestresste im Job täglich praktizieren, wenden manche auch beim externen Check an: sich auf gar keinen Fall in die Karten schauen zu lassen.

Die Frankfurter Business-Trainerin Heike Brühl, einst als Freiberuflerin selbst von einem Burn-out betroffen, berät heute Mitarbeiter und Chefs in Früherkennung, Krisenbewältigung und Prophylaxe. „Diese Menschen sind trainiert darin, auf Knopfdruck zu funktionieren“, sagt sie. „Sie verdrängen erste Anzeichen oft aus Angst, erkennen zu müssen, dass sie beruflich, privat oder in der Familie unangenehme Veränderungen herbeiführen müssten, um gesund zu werden.“ Brühl ist überzeugt, dass Unternehmen, die ihre Mitarbeiter zum Check-up drängen, diese Mitarbeiter so doppeltem Stress aussetzten.

Helios-Ärztin Hildebrandt dagegen macht positivere Erfahrungen: „Viele Leitende erleben nur selten, dass sich jemand Zeit für ein zweistündiges Gespräch nimmt. Froh in einem vertraulichen Umfeld reden zu können, öffnen sie sich auch. Das funktioniert aber nur, wenn beim Check-up nicht Apparate und Diagnostik im Vordergrund stehen, sondern ein gutes Gespräch, in dem ein Arzt mit Menschenkenntnis zusammenführt, was er sieht, hört, ertastet und in Untersuchungsbefunden erhebt.“

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