Bilanz des Landmaschinenherstellers Claas leidet unter der Russlandkrise

Der Landmaschinenhersteller Claas leidet unter der Russlandkrise. Der Gewinn halbierte sich im abgeschlossenen Geschäftsjahr auf 155 Millionen Euro.

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Claas Arion 400 Quelle: Presse

Rein technisch läuft es bestens für die Traktoren und Mähmaschinen aus Harsewinkel in Ostwestfalen. Gerade erst wurde das Traktormodell Claas Arion 400 in Paris mit dem Innovationspreis 2015 in Gold ausgezeichnet. Trotz Riesentrumm ein Traktor mit optimalem Durchblick und ohne toten Winkel dank Panorama-Kabine.

Auch Claas ist mit rund 11.400 Mitarbeitern – weniger als die Hälfte davon in Deutschland - und 3,8 Milliarden Euro Umsatz im abgeschlossenen Geschäftsjahr ein Riese der Landmaschinentechnik. Nur mit dem Durchblick hat es Lothar Kriszun, Vorstandsvorsitzender des Familienunternehmens, erheblich schwerer. Die Marschrichtung gibt der Weltmarkt vor: „Eher bergab als bergauf“, so Kriszun.

Der größte deutsche Landmaschinenhersteller Claas befürchtet Einbußen im Russland-Geschäft. Der Grund: zunehmender Protektionismus.
von Florian Willershausen

Weltweit ging der Branchenumsatz im vergangenen Jahr um rund zehn Prozent zurück, fürs kommende Jahr wird ähnliches Düsteres erwartet. Denn die landwirtschaftlichen Einkommen nehmen ab, auf allen Kontinenten außer Asien sinkt das Wachstum oder es fällt gleich ganz unter Vorjahr. Politische Risiken gibt es nicht nur in Russland, der Ukraine, Argentinien oder Brasilien. Zudem verteuern die Währungsabwertungen in Schwellenländern den Kauf deutscher Ingenieurskunst.

Trotz allem steht der 1913 gegründete Maschinenbauer besser da als die Konkurrenz. In sinkenden Märkten halten die Westfalen ihren Anteil, in anderen wachsen sie, zum Beispiel in China durch den Zukauf von Jinyee. Dennoch ist das Jahresergebnis kein Grund zum Jubeln.

Obgleich der Umsatz bei rund 3,8 Milliarden Euro stabil blieb, halbierte sich das Ergebnis vor Steuern fast auf 155 Millionen Euro, die Umsatzrendite sank von 7,7, Prozent auf 4,1 Prozent. Die Prognose fürs nächste Jahr liegt auf eben diesem Niveau.

Unverdrossen setzt Claas trotzdem auf Forschung und Entwicklung: 212 Millionen Euro wollen die Westfalen investieren, um technisch an der Weltspitze zu bleiben. Das Unternehmen kann es sich leisten: Es hortet fast 1,2 Milliarden Euro Eigenkapital, das entspricht einer Eigenkapitalrendite von 38 Prozent. Dies plus die Tatsache, als Familienunternehmen nicht börsennotiert zu sein und so nicht von Quartalszahlen durchs Dorf getrieben zu werden, lässt künftige Auftragsdellen erträglicher scheinen.

Die scheinen unvermeidbar, denn die abkühlende Weltkonjunktur trifft auch noch auf eine nachlassende Investitionsbereitschaft in die teuren Landmaschinen. Den Landwirten und Verbünden weltweit geht schlicht das Geld aus für die immer komplexeren, aber auch teureren Agrarriesen.

Da klingt die Prognose optimistisch, den Umsatz im kommenden Jahr halten können. Erst recht, wenn das das Osteuropaproblem unverändert bestehen bleibt: staatlicher Protektionismus zu Gunsten vaterländischer Erzeugnisse, was zu unwirtschaftlich hohen Einfuhrzöllen führt. Auch Währungsgefälle wie gerade beim Rubel erschweren das Geschäft. Claas hält trotzdem an seinen Projekten in Russland und Osteuropa fest.

Das Unternehmen kann auch nicht anders: Der Osteuropamarkt ist in etwa so groß wie der chinesische oder der nordamerikanische.

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