Biotechnologie Können Bakterien Seife und Shampoo ersetzen?

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Wie ein feuchter Nebel

Bei AOBiome ist in einem ersten Schritt das kosmetische Produkt „AO+ Refreshing Cosmetic Mist“ entstanden. Die Flüssigkeit sieht aus wie Wasser - und fühlt sich sogar so an. Mehr noch: Sie schmeckt sogar genauso. Doch jede der Sprühflaschen enthält Milliarden kultivierte „Nitrosomonas eutropha“. Sie legen sich wie ein feuchter Nebel auf die Haut und werden dort vom Nutzer einmassiert.

Dass das Startup das Mittel zuerst als Kosmetikprodukt verkauft, hat vor allem praktische Gründe. „Der Kosmetik-Weg ist der schnellste“ erklärt Unternehmenschef Spiros Jamas der New York Times. „Der andere ist der härteste, teuerste und einträglichste.“ Ist erst ein wenig Gewinn übrig, soll die medizinische Forschung intensiviert werden.

Wer glaubt, dass das AO+-Produkt sofort den gleichen Effekt wie ein Shampoo oder Duschgel hat, irrt hingegen. Testpersonen berichten von duschfreien Tagen genauso wie es sich der Laie vorstellt: Das Haar wird dunkler und fettiger, der Körpergeruch strenger und die Arme mögen die Probanden kaum noch von den Achseln heben.

Doch das eigentlich Erstaunliche ist: Der positive Effekt des Mittels scheint sich mit der Zeit zu verstärken. Der Körpergeruch verschwindet zwar nicht komplett. Doch der beißende Schweißgeruch wird durch die Arbeit der Bakterienart stark abgemindert. Mit der Zeit soll sogar die Haut weicher werden, rote Hautstellen seien verschwunden.

Bakterien im Joghurt

So skurril die Idee auch klingt: AOBiome ist nicht das einzige Unternehmen, das sich mit der Kraft der Bakterien befasst. Schon heute gibt es jede Menge Feuchtigkeitscremes und Gesichtsmasken, die unterschiedliche Bakterienarten enthalten. Sogar die Joghurt-Industrie setzt mit ihren probiotischen Produkten auf den Trend auf.

„Der aktuelle Hype um das Mikrobiom hat die Art, wie wir die Haut studieren und die Resultate, nach denen wir suchen, komplett revolutioniert“, sagt Audrey Gueniche, Chef der L’Oréal-Forschungsabteilung der New York Times.

Ob die neuen Methoden Duschgels und Shampoos aber tatsächlich überflüssig machen, bleibt abzuwarten.

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